Bedenken an Rente mit 67 Seehofer löst neuen Streit aus
02.01.2012, 16:26 Uhr
Für die FDP und deren designierten Generalsekretär Patrick Döring sind die Zweifel von Horst Seefhofer an der Rente mit 67 nicht nachvollziehbar.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die Koalitionspartner reagieren empört auf CSU-Chef Seehofer, der Bedenken an der Rente mit 67 geäußert hat. Der künftige Generalsekretär der Liberalen Döring sprach von einer "Antäuschung nach links", mit der sich Seehofer und den Bürgern keinen Gefallen tue. Auch Arbeitsministerin von der Leyen und die Wirtschaft zeigen wenig Verständnis.
CSU-Chef Horst Seehofer hat mit seiner Kritik an der Rente mit 67 den ersten Koalitionsstreit im neuen Jahr ausgelöst. Der designierte FDP-Generalsekretär Patrick Döring griff den bayerischen Ministerpräsidenten umgehend an: "Ich bezweifle, dass Herr Seehofer mit dieser Antäuschung nach links sich und vor allem den Bürgern einen Gefallen tut", sagte Döring der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung". Die zu Jahresbeginn gestartete, schrittweise Einführung der Rente mit 67 bis zum Jahr 2029 sei richtig und sozial. "Wir Liberale stehen dazu."
Auch Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) verteidigte das neue Rentenmodell. "Wenn wir generationengerecht bleiben wollen zwischen den Alten, die die wohlverdiente Rente brauchen, und den Jungen, die diese erarbeiten müssen, dann ist der Weg, zwei Jahre länger arbeiten zu müssen, der richtige", sagte von der Leyen im Deutschlandfunk. "Die Alternative wäre Rentenkürzung oder Beiträge rauf, und beides ist meines Erachtens nicht zumutbar." Der gewählte Weg, das Rentenalter schrittweise von 65 auf 67 zu erhöhen, sei "eine der fairsten und gerechtesten Lösungen, die wir finden konnten in der Gesellschaft".
Rückendeckung vom CDU-Sozialflügel
Rückendeckung bekommt Seehofer vom CDU-Sozialflügel. Auch die Sozialausschüsse der Christdemokraten (CDA) fordern Korrekturen. Wenn das tatsächliche Renteneintrittsalter bei 62 Jahren liege, drohe Altersarmut für viele Arbeitnehmer, sagte CDA-Bundesvize Christian Bäumler. Viele Feuerwehrleute, Kranken- oder Altenpfleger erreichten noch nicht mal das bisherige Renteneintrittsalters von 65 Jahren.
Die Sozialausschüsse sehen Handlungsbedarf insbesondere bei langjährig Versicherten. "Die Lebenssituation eines Arbeitnehmers, der mit 17 Jahren in die Lehre geht, ist eine andere als die eines Arbeitnehmers, der mit 27 von der Uni kommt", sagte Bäumler. "Wer 45 Jahre lang gearbeitet, Kinder erzogen oder Angehörige gepflegt hat, muss ohne Abschläge in Rente gehen können."
Seehofer hatte am Wochenende gewarnt, dass die Beschäftigungsmöglichkeiten für Arbeitnehmer über 50 sich spürbar verbessern müssten. "Sonst wird die Verlängerung der Lebensarbeitszeit zur faktischen Rentenkürzung", sagte er der "Bild am Sonntag". Darüber müsse eine breite öffentliche Debatte geführt werden. "Mit mir ist eine massenhafte Rentenkürzung nicht zu machen."
Müntefering: Verlängerung ist unausweichlich
Ex-Arbeitsminister Franz Müntefering (SPD) sagte im rbb, dass es natürlich Menschen gebe, die nicht bis 67 arbeiten könnten. Dennoch sei die Verlängerung der Lebensarbeitszeit unausweichlich gewesen. "Insgesamt ist es richtig, um die Alterssicherung insgesamt für die Zukunft stabil zu halten, diesen Weg von 65 auf 67 hin zu gehen", sagte Müntefering.
Aus der Wirtschaft kam der Ruf nach flexiblen Rentenmodellen. Der Präsident des Verbandes der Familienunternehmer, Lutz Goebel, sagte im Deutschlandradio, wer länger arbeiten wolle als bis zum 67. Lebensjahr, solle die Möglichkeit bekommen, das auch zu tun - vorausgesetzt, Arbeitnehmer und Arbeitgeber wollten das.
Der Arbeitgeberverband BDA erklärte, die Rente mit 67 sei unverzichtbar, um die Finanzierbarkeit der Renten zu sichern. Zugleich seien die Betrieben wegen des Fachkräftemangels immer häufiger auf Ältere angewiesen. So habe sich die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigen im Alter von 60 bis 64 Jahren in den letzten zehn Jahren auf über 1,2 Millionen verdoppelt.
Quelle: ntv.de, dpa/rts