Intelligenz ist zweitrangig Soziale Herkunft entscheidet
20.04.2010, 12:51 UhrJede dritte Grundschullehrer-Empfehlung über die weitere Schullaufbahn nach Klasse vier ist nicht optimal. Dies geht aus der Internationalen Grundschul-Lese-Untersuchung (IGLU) hervor. Bei der Koppelung von sozialer Herkunft und Gymnasialchancen gibt es aber deutliche Unterschiede zwischen den Bundesländern.

(Foto: picture-alliance / dpa/dpaweb)
Akademikerkinder haben bundesweit eine fast drei mal so große Chance, von ihren Grundschullehrern eine Empfehlung für den Besuch des Gymnasiums zu bekommen, wie Kinder aus der Mittel- und Unterschicht. Das gilt auch dann, wenn sie über die gleiche Intelligenz und über das gleiche Lesevermögen verfügen. Dies geht aus einer Sonderauswertung der Internationalen Grundschul-Lese-Untersuchung (IGLU) durch den Dortmunder Schulforscher Wilfried Bos hervor.
Dabei gibt es erhebliche Unterschiede zwischen den einzelnen Bundesländern.
Die Koppelung von sozialer Herkunft und Gymnasialchancen ist danach im Saarland, in Sachsen, Hessen, Bayern und in Sachsen- Anhalt besonders groß. In den Bundesländern Berlin, Brandenburg, Bremen, Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen fanden die Schulforscher hingegen keine bedeutsamen Unterschiede - wenn man die Gymnasialempfehlungen von Kindern mit gleicher Intelligenz und Lesekompetenz vergleicht.
Zum Vergleich: Während bundesweit die Gymnasialchancen von Akademikerkindern 2,72 mal so groß sind wie die von Kindern aus der Mittel- und Unterschicht - erreicht das Saarland mit einer Quote von 4,52 im Bundesländervergleich den schlechtesten Wert in Sachen Chancengleichheit, gefolgt von Sachsen mit 4,12 und Hessen mit 3,84.
Nach Aussage von Bos ist bundesweit jede dritte Grundschullehrer-Empfehlung über die weitere Schullaufbahn nach Klasse vier "nicht optimal". Zum Zeitpunkt der IGLU-Untersuchung 2006 war die Lehrerempfehlung in den Ländern Bayern, Baden-Württemberg, Saarland, Sachsen-Anhalt und Thüringen aber wesentlich entscheidend für die Zulassung zum Gymnasium. Stimmen Elternwunsch und Lehrerempfehlung nicht überein, kennen mehrere Länder auch Aufnahmeprüfungen und Prognoseunterricht.
Quelle: ntv.de, dpa