Tragischer Unfall Stefan Heym tot
16.12.2001, 16:32 UhrDer Schrifsteller Stefan Heym ist tot. Entgegen früheren Berichten starb der 88-Jährige nicht an plötzlichem Herzversagen, sondern verunglückte in einem Kurhotel am Toten Meer in Israel tödlich.
Heym sei in einem Becken mit Salz- und Schwefelwasser gestürzt und habe das Giftwasser geschluckt. Ein Bademeister sei nicht anwesend gewesen. Nach 15 Minuten sei der Schriftsteller qualvoll verstorben, berichtet n-tv-Korrespondent Ulrich Sahm unter Berufung auf zuverlässige Quellen. Ein Arzt sei erst fünf Minuten später zur Stelle gewesen.
Heym hatte in Jerusalem an einem Kongress über den Dichter Heinrich Heine in Jerusalem teilgenommen und war danach zum Toten Meer gereist. n-tv-Korrespondent Sahm hatte den Schriftsteller zwei Tage vor seinem Tod getroffen. Heym sei bei guter Gesundheit gewesen. "Er war derart rüstig und munter, er rannte herum als sei er ein 40-Jähriger."
Heym verwies gegenüber n-tv auf die politische Bedeutung des Werks von Heine: "Was er sich seinerzeit überlegt hat, ist von unerhörter Aktualität." Es sei bedenklich, dass die deutsche Polizei in Berlin Nazis schützen müsse.
Obwohl er sich als Sozialist verstand, gehörte Heym zu DDR-Zeiten zu den entschiedensten Kritikern des SED-Staates. Nach dem Zusammenbruch der DDR warnte er vor einem "Ausverkauf an die Bundesrepublik". '"Ich bin immer Regimekritiker gewesen, nur das Regime, das ich kritisiere, hat gewechselt", konstatierte Heym. Bei der Bundestagswahl 1994 errang er für die PDS ein Direktmandat im Bundestag, dessen Legislaturperiode er als Alterspräsident eröffnete. Ein Jahr später gab der damals 82-jährige sein Mandat allerdings aus Protest gegen die geplante Diätenerhöhung zurück.
Heym galt auch als der bedeutendste ostdeutsche Schriftsteller der BRD. Er wurde unter anderem mit den Werken "Colin" und "Fünf Tage im Juni" über den Volksaufstand in der DDR 1953 bekannt.
Der PDS-Spitzenpolitiker Gregor Gysi würdigte Heym als einen großen Schriftsteller und "tollen Menschen": "Ich habe heute einen Freund verloren", sagte Gysi. Heym habe "in der DDR seine Heimat gefunden", aber auch nie die Kritik an undemokratischen Strukturen gescheut. Nach dem Ende der DDR habe er als Sozialist seine kritische Sicht auf den Kapitalismus bewahrt.
Quelle: ntv.de