Politik

Raketen auf Botschaften und ISAF Taliban greifen Kabul an

Auch ein Schulbus wurde beschossen.

Auch ein Schulbus wurde beschossen.

(Foto: REUTERS)

Die radikal-islamischen Taliban starten einen großangelegten Angriff auf afghanische und internationale Einrichtungen in der Hauptstadt. Ziel sind unter anderem die US-Botschaft und andere Ländervertretungen sowie das ISAF-Hauptquartier.

Taliban-Kämpfer haben zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen Ziele in der afghanischen Hauptstadt Kabul angegriffen. Sie feuerten Raketen auf die US-Botschaft und andere diplomatische Vertretungen. Zwei Selbstmordattentate wurden im Westen der Stadt verübt. Zwar haben die Taliban schon öfter Kabul angegriffen. Es ist aber das erste Mal, dass sie eine Reihe von Anschlägen gleichzeitig in entlegenen Teilen der Stadt organisierten.

In der Nähe des Hauptquartiers der Internationalen Schutztruppe ISAF und der US-Botschaft lieferten sich Aufständische Schusswechsel mit Sicherheitskräften, berichteten Polizei und Augenzeugen. Es habe heftige Explosionen gegeben. Mindestens zwei Zivilisten und zwei Polizisten wurden bei dem Angriff getötet, 22 Menschen sind verletzt.

Angreifer verschanzen sich

Mindestens fünf bewaffnete Angreifer hätten sich in einem im Bau befindlichen Hochhaus am Abdul-Haq-Platz nahe der US-Botschaft verschanzt, sagte der Chef der Kabuler Kriminalpolizei, Mohammad Sahir. Ein ISAF-Sprecher erklärte, die Sicherheitskräfte würden "angemessen" auf den Angriff reagieren. Auf Fernsehbildern waren fliehende Menschen zu sehen. Ein Schulbus wurde getroffen, war zum Zeitpunkt des Einschlags aber offenbar unbesetzt. Zwei Hubschrauber der NATO kreisten über einem zentralen Platz des Botschaftsviertels. Das Gebiet wurde weiträumig abgeriegelt. Die Mitarbeiter der US-Botschaft seien in Sicherheit, erklärte die US-Vertretung. Die US-Vertretung in der afghanischen Hauptstadt ist eine der größten weltweit. Dort arbeiten hunderte Diplomaten.

Ein westlicher Militärvertreter sagte, auch das Hauptquartier ISAF-Truppe gegenüber der US-Botschaft werde angegriffen. In einer ISAF-Erklärung hieß es, es seien Soldaten entsandt worden, die sich gemeinsam mit afghanischen Soldaten Gefechte mit den Angreifern lieferten. Verletzte auf Seiten der internationalen Soldaten habe es zunächst nicht gegeben.

Afghanische Sicherheitskräfte erschossen unterdessen nach Angaben von Polizeichef Sahir einen mutmaßlichen Selbstmordattentäter, der versucht hatte, in das Hauptquartier der Grenzpolizei einzudringen. Zwei weitere mutmaßliche Extremisten seien unweit des Parlaments sowie auf der Straße zum Internationalen Flughafen getötet worden.

Neuer Höhepunkt der Gewalt

Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid bekannte sich zu dem Angriff. Die Kämpfer seien mit Raketenwerfern, Sturmgewehren und Sprengwesten ausgerüstet. Wie viele Islamisten beteiligt seien, sagte er nicht.

Die Gewalt in Afghanistan ist auf einem neuen Höhepunkt seit dem Sturz der Taliban Ende 2001 durch US-geführte Truppen, wenige Wochen nach den Anschlägen auf das World Trade Center in New York am 11. September. Zuletzt kamen bei einem Bombenanschlag auf einen NATO-Stützpunkt im Zentrum des Landes vier afghanische Zivilisten ums Leben. 77 US-Soldaten wurden dabei verletzt. Mitte August verübten die Taliban einen Anschlag auf das britische Kulturzentrum, bei dem neun Menschen starben.

NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen erklärte in Brüssel, die Angriffe der Taliban sollten die Übergabe der Sicherheitsverantwortung von den NATO-Truppen an die Afghanen vereiteln. Dies werde aber nicht gelingen. Die USA wollen ihre rund 100.000 Mann bis Ende 2014 aus dem Land abziehen.

Quelle: ntv.de, dpa/rts/AFP

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