Politik

"Gigant" der US-Außenpolitik US-Diplomat Holbrooke ist tot

Richard Holbrooke (1941 bis 2010).

Richard Holbrooke (1941 bis 2010).

Die USA verlieren einen ihrer wichtigsten Diplomaten: Richard Holbrooke stirbt an den Folgen eines Risses in der Hauptschlagader. "Er war der vollendete Diplomat, in der Lage, Diktatoren mit seinen Blicken niederzuzwingen", würdigt seine Chefin Clinton den US-Sondergesandten für Pakistan und Afghanistan. Holbrookes größter Verdienst ist das Dayton-Abkommen von 1995, das den Bosnien-Krieg beendete.

Der langjährige US-Spitzendiplomat Richard Holbrooke ist tot. Der 69-Jährige erlag nach Angaben des US-Präsidialamtes in einem Washingtoner Krankenhaus den Folgen eines Risses an der Hauptschlagader. Holbrooke war am Freitag während einer Sitzung mit Außenministerin Hillary Clinton unwohl geworden und daraufhin in ein Krankenhaus gebracht worden. Eine mehrstündige Operation konnte sein Leben nicht retten.

US-Präsident Barack Obama würdigte Holbrooke als großen Patrioten und "Riesen der amerikanischen Außenpolitik". Das Leben von Millionen Menschen auf der ganzen Welt sei durch Holbrookes unermüdlichen Einsatz sicherer geworden, sagte Obama. Clinton würdigte Holbrooke als einen der energischsten Verfechter der amerikanischen Demokratie. "Richard Holbrooke diente seinem Land, das er liebte, fast fünf Jahrzehnte lang, von den entlegensten Kriegsgebieten bis hin zu hochrangigen Friedensverhandlungen, immer mit herausragender Brillanz und unvergleichlicher Entschlossenheit", erklärte Clinton. "Er war der vollendete Diplomat, in der Lage, Diktatoren mit seinen Blicken niederzuzwingen und für Amerikas Interessen und Werte selbst unter den schwierigsten Bedingungen einzutreten." Sie würdigte ihn als "Freund, Kollegen und Vertrauten".

Abkommen von Dayton

Gespräch mit dem Despoten: Holbrooke mit Serbiens Präsident Milosevic 1996.

Gespräch mit dem Despoten: Holbrooke mit Serbiens Präsident Milosevic 1996.

(Foto: Reuters)

Holbrooke blickte auf eine fünf Jahrzehnte währende politische Karriere zurück, während derer er in Schlüsselpositionen zahlreicher Weltkonflikte agierte. So handelte er maßgeblich das Dayton-Friedensabkommen aus, mit dem 1995 der Bosnien-Krieg beendet wurde. Aus dieser Zeit stammt sein Ruf als "Bulldozer", der eine klare Sprache vorzog und Konflikten selten aus dem Wege ging. Er wurde insgesamt sieben Mal für den Friedensnobelpreis nominiert. In einem Interview hat er einmal erklärt, er scheue nicht vor Verhandlungen mit Diktatoren zurück, wenn es Menschenleben diene. "Es ist kein Verrat an denjenigen, die bereits umgekommen sind, wenn man versucht, diejenigen zu retten, die noch leben", sagte er einmal. "Und deshalb entschuldige ich mich nicht, mit Leuten wie (dem früheren serbischen Präsidenten Slobodan) Milosevic oder noch schlimmeren verhandelt zu haben, unter der Voraussetzung, man gibt seine Position nicht auf."

Holbrooke begann seine diplomatische Karriere als Angestellter des US-Außenamts in Vietnam. Unter Präsident Jimmy Carter wurde er erstmals Staatssekretär im Außenministerium. 1993/94 war er Botschafter in Deutschland.

Schlüsselrolle für Afghanistan

Wie weiter in Afghanistan? Präsident Karsai im Gespräch mit dem US-Sondergesandten.

Wie weiter in Afghanistan? Präsident Karsai im Gespräch mit dem US-Sondergesandten.

(Foto: REUTERS)

Der Spitzendiplomat war der wichtigste außenpolitische Berater von Hillary Clinton während ihres innerparteilichen Wahlkampfs um die Nominierung für die demokratische Präsidentschaftskandidatur. Nach ihrer Niederlage gegen Obama beriet Holbrooke den Kandidaten Obama. In den Dienst des Präsidenten Obama trat er im Januar vergangenen Jahres ein, als er das Amt des Sondergesandten für Afghanistan und Pakistan übernahm. Zuvor war er auch als möglicher Außenminister gehandelt worden.

Den als ehrgeizig und manchem auch als arrogant geltenden Holbrooke machte Obama stattdessen zu seinem Sondergesandten für die Krisenregion in Afghanistan und Pakistan. Damit fiel ihm die schwierige Aufgabe zu, Kabul und Islamabad zu einer Zusammenarbeit im Kampf gegen die radikalislamischen Taliban zu bewegen. Damit spielte Holbrooke eine Schlüsselrolle bei der angestrebten Beendigung des Afghanistan-Kriegs, einem der wichtigsten politischen Vorhaben Obamas. Das Amt zwang Holbrooke zu zahlreichen Reisen. Bereits im April hatte sein Gesundheitszustand Besorgnis ausgelöst.

Die USA wollen ihre Soldaten schrittweise ab kommendem Jahr aus Afghanistan abziehen. In der kommenden Woche will die US-Regierung eine neue Beurteilung über ihre geänderte Strategie für Afghanistan und Pakistan vorlegen. Noch kurz vor seinem Tode half Holbrooke mit, den langerwarteten Fortschrittsbericht auszuarbeiten.

Quelle: ntv.de, rts/dpa/AFP

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