Video sorgt für Entsetzen US-Soldaten schänden Leichen
12.01.2012, 20:43 Uhr
Ein Video mit auf tote Taliban urinierenden US-Marines bringt die ausländischen Streitkräfte in Afghanistan in Misskredit. Einem amerikanischen Offizier zufolge sind die Täter identifiziert. US-Verteidigungsminister hat nach eigenen Angaben keine Hinweise, dass es sich um eine Fälschung handelt. Der afghanische Präsident Karsai fordert Ermittlungen.
Ein Video mit einer Leichenschändung durch US-Soldaten beschädigt zu einem wichtigen Zeitpunkt das Ansehen der ausländischen Streitkräfte in Afghanistan. Auf den Aufnahmen, die im Internet veröffentlicht wurden, sind offenbar US-Marineinfanteristen dabei zu sehen, wie sie auf getötete Taliban-Kämpfer urinieren und Witze reißen.
Die Täter seien identifiziert worden und sollen aus dem in North Carolina stationierten 3. Bataillon stammen, sagte ein Offizier. Verteidigungsminister Leon Panetta verurteilte die Taten und kündigte eine Untersuchung an. Sein Ministerium hat nach eigenen Angaben keine Hinweise, dass es sich um eine Fälschung handelt. Die internationale Afghanistantruppe Isaf bezeichnete die Aufnahmen in höchstem Maße verwerflich und ekelhaft.
Afghanistans Präsident Hamid Karsai sprach von unmenschlichen Aufnahmen und forderte Ermittlungen. Ein Vertreter des Hohen Friedensrates erklärte, wegen derartiger Aufnahmen könnten die Taliban leicht junge Menschen für sich gewinnen. "Solche Taten haben einen sehr, sehr schlechten Einfluss auf die Friedensbemühungen", sagte Arsala Rahmani. Dagegen erklärte ein Sprecher der Taliban in Afghanistan, es handle sich bei dem Video nicht um einen "politischen Vorgang". Die Aufnahmen würden daher auch nicht die Gespräche mit den USA oder den geplanten Gefangenenaustausch beeinflussen.
Nach einem mehr als zehnjährigen Krieg versuchen die USA und die afghanische Regierung, mit den Taliban Frieden zu schließen. So wollen die Taliban im Golfstaat Katar ein Verbindungsbüro eröffnen. Ein Unterhändler von US-Präsident Barack Obama soll am Wochenende in die Region reisen und unter anderen mit Präsident Karsai und Vertretern der Türkei, Saudi-Arabiens und der Vereinigten Arabischen Emirate sprechen.
Erinnerungen an Abu Ghraib werden wach
Die US-Streitkräfte sind bereits wegen einer Reihe von Vorfällen bei der afghanischen Bevölkerung in Misskredit geraten. So kam es in den vergangenen Jahren zu Bombenangriffen auf Hochzeitsgesellschaften, bei denen zahlreiche Zivilisten getötet wurden. Zudem soll ein "Kill Team" aus Soldaten in der Provinz Kandahar unbewaffnete Afghanen umgebracht haben.
Darüber hinaus wurden auch in Afghanistan die Bilder aus dem irakischen Gefängnis Abu Ghraib mit Entsetzen wahrgenommen: Auf den Fotos waren Misshandlungen irakischer Gefangener durch US-Soldaten zu sehen.
Quelle: ntv.de, rts