Briten bombardien IS im Irak Unterhaus beschließt Luftschläge
26.09.2014, 18:34 Uhr
Die USA und Frankreich fliegen bereits Luftangriffe, doch die britischen Bomber bleiben bislang am Boden.
(Foto: dpa)
Frankreich fliegt längst Luftangriffe im Irak, doch was ist mit Großbritannien? Stundenlang debattiert das Unterhaus über eine Beteiligung - danach sieht alles danach aus, dass die Briten sich beteiligen.
Das britische Parlament hat mit großer Mehrheit für Luftangriffe auf Stellungen der Dschihadistengruppe Islamischer Staat (IS) im Irak gestimmt. Bei einer Sondersitzung billigten die Abgeordneten den Antrag der Regierung von Premierminister David Cameron, dass Großbritannien sich an der internationalen Allianz gegen den IS beteiligt. Die USA fliegen bereits seit Anfang August Luftangriffe gegen IS-Stellungen im Irak.
Das Parlament hatte mehrere Stunden lang über den Einstieg des Landes in die von den USA geführte "Allianz der Willigen" beraten, wie Premierminister David Cameron es bezeichnete. Der IS sei "eine klare und erwiesene Bedrohung für das Leben von Briten", sagte Cameron. Die Militäraktion werde "eher Jahre als Monate" dauern.
Die Abgeordneten waren für die Abstimmung aus der Sommerpause zurückgeholt worden. Eine Mehrheit galt jedoch als praktisch sicher, nachdem sich auch die Labour-Opposition klar zu einem Einsatz bekannt hatte. Im vergangenen Jahr war eine britische Beteiligung an US-geführten Luftschlägen überraschend im Unterhaus abgelehnt worden - die Entscheidung hatte Cameron international unter Druck gesetzt. Cameron und sein Kabinett hatten bereits am Vortag die rechtlichen Gegebenheiten geprüft und keine Hindernisse für ein Eingreifen erkannt. Die britische Beteiligung werde jedoch zunächst auf den Irak begrenzt bleiben.
Britische Geisel enthauptet
Britische Militärschläge auf Stellungen in Syrien müssten in einer getrennten Debatte vom Parlament beschlossen werden, sagte Cameron. "Ich glaube es gibt gute Gründe für uns, mehr in Syrien zu tun." Jedoch müsse eine Entscheidung dieser Tragweite im Konsens der großen Parteien fallen.
Großbritannien ist von den Gräueltaten der IS in besonderer Weise betroffen. Eine britische Geisel wurde bereits enthauptet, das Leben zweier weiterer wird bedroht. Möglicherweise sind die Täter im Besitz britischer Pässe. Die britische Regierung geht davon aus, dass mindestens 500 Briten im Irak und in Syrien für den IS kämpfen. Andererseits herrschte in Bezug auf ein Eingreifen im Irak besondere Zurückhaltung. "Der Schatten des Irak ist lang", hieß es aus der Downing Street im Vorfeld.
Der Feldzug von US-Präsident George W. Bush gegen den irakischen Machthaber Saddam Hussein im Jahr 2003, an dem sich der damalige Premierminister Tony Blair auf der Grundlage falscher Informationen beteiligt hatte, wird in Großbritannien inzwischen parteiübergreifend als großer Fehler eingestuft. Das durch den Militäreinsatz ohne klare politische Begleitstrategie geschaffene Machtvakuum im Irak hat das Einsickern von Terroristen und die Destabilisierung des Landes ermöglicht.
Quelle: ntv.de, vpe/dpa