"Wir waren eine glückliche Familie" Uwe Mundlos' Mutter sagt aus
03.04.2014, 15:39 Uhr
Uwe Mundlos bat 1998 seine Mutter noch einmal um Geld.
(Foto: dpa)
Was macht einen jungen Mann zu einem Terroristen? Im NSU-Prozess redet nun die Mutter von Uwe Mundlos und malt das Bild einer harmonischen Familie, in der es offenbar nie Probleme gab. Und sie erzählt von den letzten Treffen mit ihrem Sohn.
Im NSU-Prozess hat die Mutter des Neonazi-Terroristen Uwe Mundlos geschildert, wie ihr Sohn 1998 in den Untergrund ging. Er sei am Tag des Untertauchens in die Kaufhalle in Jena gekommen, in der sie arbeitete. "Mutti, es ist was passiert, ich muss fort, ich brauch' Geld", habe er gesagt. Sie habe ihm dann eine EC-Karte gegeben, sagte die 63-jährige Ilona Mundlos vor dem Oberlandesgericht München.
Die späteren NSU-Terroristen Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe waren nach der Durchsuchung einer von ihnen als Bombenwerkstatt genutzten Garage abgetaucht. Die Polizei fand unter anderem eine fertige und vier im Bau befindliche Rohrbomben, insgesamt etwa anderthalb Kilogramm TNT-Gemisch und zahlreiche rechtsradikale Schriften.
Zwei Tage später habe ihr Sohn sie nochmals auf der Arbeit besucht, sagte Ilona Mundlos. "Mutti, mit den Waffen habe ich nichts zu tun", habe er gesagt - wohl aber mit den Schriften. Es drohten ihm sieben Jahre Haft. "Es dauert zehn Jahre, dann ist das verjährt, dann kann ich wieder kommen", habe er gesagt. "Seitdem habe ich nie wieder von ihm gehört."
"Der Uwe ist nicht mehr"
Die Mutter schilderte auch, wie Beate Zschäpe sie am 5. November 2011 anrief. Am Tag zuvor hatten sich Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt nach einem Banküberfall in Eisenach erschossen, um der Festnahme zu entgehen. Es war das Ende des "Nationalsozialistischen Untergrunds". Zschäpe habe ihr am Telefon gesagt, dass etwas Schlimmes passiert sei. "Der Uwe ist nicht mehr, der Uwe lebt nicht mehr." Er habe sich "in die Luft gesprengt". Sie solle im Fernsehen schauen, was in Eisenach passiert sei. Dort habe sie dann die Nachricht von dem Banküberfall und den Toten im ausgebrannten Wohnmobil gesehen.
Böhnhardt, Mundlos und Zschäpe werden unter anderem zehn Morde und zwei Bombenanschläge angelastet, Tatmotiv soll Ausländerhass gewesen sein. Opfer waren neun Menschen mit ausländischen Wurzeln und eine Polizistin.
Ilona Mundlos sagte als letztes Elternteil der drei NSU-Terroristen aus. Sie gab an, wegen der Pflege ihres schwerbehinderten Sohnes, dem älteren Bruder von Uwe, mit ihrem jüngeren Sohn weniger zu tun gehabt zu haben. "Mein Mann hat sich mehr um Uwe gekümmert." Es habe nie Probleme mit diesem gegeben. "Wir waren eine glückliche Familie."
Quelle: ntv.de, ghö/dpa/AFP