Affäre in Großbritannien Verteidigungsminister tritt zurück
14.10.2011, 18:13 Uhr
Damals noch gemeinsam an der Front: Cameron (links) und Fox im Jahr 2009.
(Foto: REUTERS)
Großbritanniens Premier Cameron hat zurzeit jede Menge Ärger. Erst wirft sein Staatsminister Regierungspapiere in die Mülleimer von Londoner Parks. Nun geht auch noch sein Verteidigungsminister Fox von Bord. Der Grund: Günstlingswirtschaft.
Der britische Verteidigungsminister Liam Fox ist zurückgetreten. Fox stand seit zehn Tagen unter starkem öffentlichem Druck, weil sein 34-jähriger Trauzeuge Adam Werrity in wenigen Monaten 18 Auslandsreisen mit ihm unternommen und ihn 22 Mal im Verteidigungsministerium aufgesucht hatte. In seinem Rücktrittsgesuch schrieb der konservative Politiker, die Grenzen zwischen seinen "privaten Interessen" und seiner Regierungsarbeit seien "irrtümlicherweise" verwischt worden.
Fox wurde Günstlingswirtschaft vorgeworfen, weil er Werrity als seinen Berater ausgegeben hatte, obwohl dieser keinen offiziellen Posten in der Regierung innehatte. Werritty wiederum gab sich auf seiner Visitenkarte als "Berater" von Fox aus. Diese Position hatte er offiziell jedoch nie inne. Bei einer Befragung durch Parlamentarier versicherte Fox, weder Werrity noch er selber hätten aus dem engen Kontakt "Profit gezogen". Fox betonte auch, Werritty habe zu keinem Zeitpunkt Zugang zu geheimen Informationen gehabt.
Cameron distanziert sich
Premierminister David Cameron war bereits am Montag von seinem Parteifreund abgerückt. Auf der Grundlage eines ersten Untersuchungsberichtes warf Cameron ihm vor, "schwere Fehler" in der Amtsausübung begangen zu haben. Er hatte einen hohen Regierungsbeamten mit der Aufklärung der Angelegenheit beauftragt, seinem Verteidigungsminister aber "exzellente Arbeit" bescheinigt.
Cameron sagte, er finde das Ausscheiden Fox' "sehr bedauerlich", auch wenn er dessen "Gründe verstehe". Zugleich würdigte Cameron die Verdienste, die Fox sich in den 17 Monaten seiner Amtszeit erworben habe. Nach dem Rücktritt von Fox wird Großbritanniens bisheriger Verkehrsminister Philip Hammond neuer Verteidigungsminister.
Cameron hat zurzeit nicht viel Glück mit seinen . Sein enger Berater, Staatssekretär Oliver Letwin, steht zurzeit in der Kritik, weil er Regierungspapiere in Mülleimer von öffentlichen Parks geworfen hat.
Neuer Konkurrent Camerons?
Bei den Tories nahm der aus Schottland stammende Fox oftmals konservativere Positionen ein als Cameron. In der Regierung fiel Fox die Aufgabe zu, Ausgabenkürzungen im Verteidigungshaushalt durchzusetzen. Sein Gewicht im Kabinett nahm nochmals zu, als sich die britische Regierung für die führende Teilnahme am Militäreinsatz in Libyen entschied.
Nachdem Fox nun nicht mehr in die Kabinettsdisziplin eingebunden ist, könnte er sich eventuell auch zum Konkurrenten Camerons in der Parteiführung aufschwingen. Fox ist ein langjähriger Gegner jeder weiteren Integration in die Europäische Union und Anhänger einer engen Partnerschaft mit den USA.
Quelle: ntv.de, ghö/dpa/AFP