Vorbereitung der Afghanistan-Konferenz Westerwelle auf der Loja Dschirga
19.11.2011, 06:55 Uhr100 Länder werden Anfang Dezember auf der Afghanistan-Konferenz in Bonn vertreten sein. Dabei soll es auch um das langfristige Engagement der internationalen Staatengemeinschaft in dem Land gehen. Zur Vorbereitung des Gipfels reist Außenminister Westerwelle nach Kabul und trifft Präsident Karsai. Zudem wird er auf die Loja Dschirga eingeladen.
Außenminister Guido Westerwelle hat Afghanistan bei einem Blitzbesuch in Kabul die deutsche Unterstützung für die Zeit nach dem Abzug der internationalen Kampftruppen zugesichert. "Wir werden unsere Freunde in Afghanistan in den Jahren nach 2014 nicht vergessen", sagte er nach einem Treffen mit Präsident Hamid Karsai.
Anlass für den Besuch ist die Vorbereitung der Afghanistan-Konferenz in Bonn, bei der Regierungsvertreter aus rund 100 Ländern am 5. Dezember über die Zukunft Afghanistans nach 2014 beraten werden. Karsai zeigte sich zuversichtlich, dass die Tagung zu einem Erfolg wird. "Wir sind sicher, dass Deutschland wie immer einen guten Job machen wird", sagte er. Die Konferenz untermauere wieder einmal die guten Beziehungen zwischen beiden Ländern. Er sei sicher, dass Afghanistan mit den Ergebnissen zufrieden sein werde.
Westerwelle sagte, es gebe insgesamt eine große Erwartungshaltung an die Bonner Tagung. "Es wird viel von dem Erfolg der Konferenz abhängen, für Afghanistan und damit natürlich auch für die internationale Staatengemeinschaft", sagte er. Allerdings werde man auch danach noch eine gewaltige Wegstrecke zu bewältigen haben. In den nächsten Monaten und Jahren müsse man immer wieder mit Rückschlägen rechnen.
Überraschend traf Westerwelle in Kabul auch mit Delegierten der Loja Dschirga zusammen. Karsai hatte ihn spontan zu der seit Mittwoch tagenden Großen Ratsversammlung eingeladen. Der Außenminister sprach von einer besonders freundlichen Geste gegenüber Deutschland. Die Versammlung mit etwa 2000 Delegierten aus ganz Afghanistan stand vor dem Abschluss. Hauptthemen waren eine strategische Partnerschaft mit den USA und mögliche Friedensverhandlungen mit den radikal-islamischen Aufständischen.
"Wir werden zusammenstehen"
Vor Afghanistan hatte Westerwelle zur Vorbereitung der Konferenz die Nachbarländer Turkmenistan und Pakistan besucht. In Bonn wird es auch darum gehen, die gesamte Region in die Stabilisierung des Landes einzubinden. Zudem sollen die Bereiche festgelegt werden, für die Afghanistan auch nach 2014 Hilfe benötigt. "Ich will alle Befürchtungen zerstreuen, dass wir unsere Freunde vergessen", sagte Westerwelle in Kabul. "Wir werden zusammenstehen."
Deutschland ist mit rund 5000 Soldaten der drittgrößte Truppensteller in Afghanistan und mit 430 Millionen Euro Hilfsmitteln auch das drittgrößte Geberland. Der Abzug der Bundeswehr soll in den nächsten Wochen beginnen. Bis Ende Januar soll die Truppenstärke auf höchstens 4900 Soldaten reduziert werden, in den folgenden zwölf Monaten sollen weitere 500 Soldaten abgezogen werden.
Insgesamt zählt die internationale Schutztruppe ISAF derzeit noch etwa 130.000 Soldaten aus fast 50 Ländern. Wie viele davon nach dem Ende des Kampfeinsatzes in drei Jahren zurückbleiben werden, ist noch unklar.
Schießerei zwischen ISAF und Polizei
Bei einer Schießerei mit Soldaten der internationalen Afghanistan-Truppe ISAF wurden derweil zwei einheimische Polizisten getötet. Der Vorfall habe sich während einer nächtlichen Kommandoaktion ausländischer Soldaten ereignet, sagte der Polizeichef der südwestlich der Hauptstadt Kabul gelegenen Provinz Ghasni. Das Vorgehen der Soldaten sei zuvor nicht mit den afghanischen Stellen abgesprochen worden. Die von der NATO geführte ISAF erklärte, die Soldaten hätten Luftunterstützung angefordert, nachdem sie an einem Kontrollposten unter Beschuss geraten seien. Dabei seien zwei Personen getötet worden.
Nächtliche Einsätze der ausländischen Truppen sind zu einem Hauptgrund wachsender Spannungen zwischen der Regierung und ihren westlichen Verbündeten geworden. Karsai verlangt ein Ende der Aktionen. Bei der ISAF gelten sie jedoch als eine der erfolgreichsten Waffen im Kampf gegen Aufständische.
Quelle: ntv.de, dpa/rts