Arabische Herrscher wollten Erstschlag Wikileaks: Kim belieferte Iran
29.11.2010, 10:16 Uhr
Raketen aus Nordkorea: Der Iran soll von dem kommunistischen Regime ordentlich Schützenhilfe erhalten haben.
(Foto: REUTERS)
Die von Wikileaks veröffentlichten Dokumente der US-Regierung belegen offenbar, dass Nordkorea den Iran mit Raketen belieferte, die auch Europa erreichen können. Zudem sollen einige arabische Staaten aus Angst vor einem nuklear bewaffneten Iran einen Militärschlag befürwortet haben.
Nach Überzeugung von US-Geheimdiensten hat Nordkorea den Iran mit modernen Raketen beliefert, die auch Europa treffen könnten. Das geht nach Angaben der "New York Times" aus den von Wikileaks veröffentlichten Dokumenten der US-Regierung hervor. Die Zeitung beruft sich auf eine Depesche aus dem Jahr 2007, nach der Teheran aus Pjöngjang 19 Raketen erhalten habe, die mit Atomsprengköpfen bestückt werden und eine Reichweite von mehr als 3000 Kilometern erreichen könnten. Mit einer solchen Rakete wäre der Iran erstmals in der Lage, je nach Abschussrichtung auch Berlin oder Moskau erreichen zu können.
Der Depesche zufolge waren die USA zu dem Zeitpunkt davon überzeugt, dass der Austausch von Raketentechnologie zwischen Nordkorea und dem Iran zunehmen werde. Die Dokumente belegen den Medienberichten zufolge zudem, dass die Lieferungen über den Hafen von Peking erfolgten. Die USA forderten China demnach auf, diese zu stoppen und waren enttäuscht, dass Peking dem kaum Folge leistete.
Die Internetplattform Wikileaks hatte am Sonntag mehr als 250.000 Dokumente von US-Diplomaten in aller Welt veröffentlicht. In den Depeschen sind auch Details aus vertraulichen Gesprächen sowie persönliche Einschätzungen über Politiker enthalten.
Die Araber und Israel

Falsche Freunde: Der saudische Herrscher König Abullah (rechts) zusammen mit Irans Präsident Ahmadinedschad.
(Foto: AP)
Bezogen auf den Iran rechnet der CDU-Außenpolitiker Ruprecht Polenz nach den Enthüllungen mit verschärften Debatten im Nahen Osten. Bezogen auf Hinweise aus der Region, dass zahlreiche arabische Staaten mit den USA gegen den Iran paktierten, sagte Polenz im ZDF, es habe zwar in der Vergangenheit bereits "hinter vorgehaltener Hand" solche Gespräche über einen möglichen Militärangriff gegen den Iran gegeben. "Aber so ein Gerede ist etwas anderes, als wenn man dann noch offizielle Dokumente darüber liest", sagte der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses des Bundestages. Laut Wikileaks drängte unter anderem König Abdullah von Saudi-Arabien Washington dazu, den Iran anzugreifen, um das Atomprogramm des Landes zu zerstören.
Die von Wikileaks veröffentlichten Dokumente könnten insofern "die Diskussion hier in der Region schon verändern", sagte Polenz. Der CDU-Politiker sagte, die von dem Enthüllungsportal veröffentlichten Depeschen seien "möglicherweise von einer Brisanz, die sich im Augenblick nicht ganz übersehen lässt".
Nach Angaben des "Spiegel" belegen die Veröffentlichungen, dass sich eine Vielzahl arabischer Staaten gar auf eine bewaffnete Auseinandersetzung mit dem Iran vorbereitetet hätten und sie zudem deutlich bessere Beziehungen zu Israel pflegten, als bislang angenommen. Vor allem die sunnitischen Herrscher im Nahen Osten sollen sich demnach für Sanktionen gegen den Iran oder Angriffe auf seine Atomanlagen ausgesprochen haben.
Quelle: ntv.de, tis/dpa/AFP