USA bereiten Irak-Krieg vor "Wir haben keine andere Wahl"
05.08.2002, 14:07 UhrDer Vorsitzende des US-Senatsausschusses für Auswärtige Angelegenheiten hält einen Krieg gegen Irak für wahrscheinlich: "Die Frage ist nur, führen wir ihn allein oder mit anderen, und wie lange und kostspielig wird er?" Weiter sagte der demokratische Senator Joseph Biden dem Fernsehsender NBC. "Wir haben keine andere Wahl, als die Bedrohung zu eliminieren." Bidens Kollege im Ausschuss, der republikanische Senator Chuck Hagel, sagte dem Sender CBS: "Tatsache ist, dass wir da (in den Irak) 'reingehen werden."
Biden hatte in der vergangenen Woche eine Anhörung zu der Frage geleitet, ob Saddam Hussein mit militärischer Gewalt gestürzt werden sollte. Den irakischen Staatschef bezeichnete er als "eine extreme Gefahr für die Welt". Zwar könnten die USA Saddam auch ohne Unterstützung ihrer Verbündeten stürzen, allerdings sehe sich Amerika danach der langwierigen Aufgabe gegenüber, Irak wieder aufzubauen. Biden zitierte Schätzungen, wonach dafür 75.000 US-Soldaten benötigt würden - und zwar für einen Zeitraum, der sich zwischen 18 Monaten und 20 Jahren erstrecken könne.
Die USA müssten einen Angriff auf den Irak ausreichend begründen, forderte Biden. Wenn erstmal die Bedrohung klar und sorgfältig dargestellt worden sei, werde es auch einfacher sein, die Verbündeten auf die Seite der USA zu ziehen.
Einladung abgelehnt
Das Weiße Haus in Washington wies eine Einladung des irakischen Parlaments an den US-Kongress, eine Delegation zu schicken, zurück. Der Irak sei nicht in der Position zu verhandeln. Vom Kongress gab es auf Grund der Sitzungspause im August zunächst keine Reaktion.
Das irakische Parlament hatte eine Delegation von Senat und Abgeordnetenhaus der USA nach Bagdad eingeladen, um zu prüfen, ob im Lande Massenvernichtungswaffen entwickelt werden. Parlamentspräsident Saadun Hammadi schrieb nach Washington, die Zusammensetzung könne der Kongress selbst bestimmen.
Gleichzeitig demonstrierten in der irakischen Hauptstadt 10.000 Iraker gegen amerikanische Angriffsdrohungen. Sie verbrannten US-Flaggen und Bush-Bilder und äußerten ihre Unterstützung für Saddam Hussein.
Annan warnt
UN-Generalsekretär Kofi Annan hat von einem US-Angriff auf den Irak abgeraten. "Ich denke, es wäre angesichts der gegenwärtigen Umstände und der Vorgänge im Nahen Osten nicht klug, den Irak militärisch anzugreifen", sagte Annan.
Zugleich schloss Annan eine Annahme der irakischen Einladung an den Chef der UN-Waffeninspekteure, Hans Blix, aus, solange der Irak nicht die dafür gestellten Bedingungen erfülle. Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hatte mehrfach die bedingungslose Wiederzulassung der 1998 abgebrochenen Waffeninspektionen gefordert. Irak hatte Blix am Donnerstag zu Gesprächen nach Bagdad eingeladen. Der Sicherheitsrat wollte das Angebot noch am Montag erörtern.
Russland forderte die baldige Rückkehr der Inspekteure in den Irak. "Sollte jemand Beweise haben, dass der Irak tatsächlich weiter verbotene Militärprogramme durchführt, so lässt sich das am besten überprüfen, indem man Inspekteure in das Land schickt", sagte Vize-Außenminister Juri Fedotow.
Luftabwehrstellung angegriffen
In der südlichen Flugverbotszone im Irak haben die USA eine Luftabwehrstellung bombardiert. Der Angriff sei eine Antwort auf "irakische feindselige Aktionen" vom Boden während der regelmäßigen Kontrollflüge, hieß es von US-amerikanischer Seite. In den beiden Verbotszonen im Süden und Norden des Irak seien westliche Flugzeuge seit Jahresbeginn bereits 70 Mal unter Beschuss genommen worden.
Die Verbotszonen wurden nach nach dem Golfkrieg 1991 eingerichtet. Sie sollen dem Schutz der Kurden im Norden und der Schiiten im Süden des Landes dienen. Kampfflugzeuge der USA und Großbritanniens überwachen das Flugverbot.
Quelle: ntv.de