Spekulationen um den ominösen Anruf Wulff bat wohl um Verschiebung
06.01.2012, 10:33 UhrWeil der Wortlaut noch nicht veröffentlicht ist, wird weiter über den konkreten Inhalt der Nachricht von Bundespräsident Wulff auf der Handy-Mailbox von "Bild"-Chefredakteur Diekmann spekuliert. Wulff soll darin tatsächlich um eine Verschiebung der Veröffentlichung gebeten haben, um sich nach seiner Rückkehr vom Golf darum zu kümmern.
Die Medienaffäre rund um den Anruf von Bundespräsident Christian Wulff beim "Bild"-Chefredakteur Kai Diekmann schwelt weiter. In seiner umstrittenen Mailboxnachricht soll Wulff laut einem Medienbericht tatsächlich um einen Aufschub der Berichterstattung über die Kreditfinanzierung seines Hauses gebeten haben. Wulff habe, wie von ihm behauptet, von einer "Verschiebung" gesprochen, berichtete die ARD unter Berufung auf eine mit dem Mitschnitt der Nachricht vertraute Quelle.
Unklar sei allerdings, ob Wulff vielleicht im Gesamtkontext der Nachricht auch verlangt habe, dass die Berichterstattung nicht veröffentlicht werde. Die "Bild"-Zeitung hatte zuvor angegeben, Wulff habe die Berichterstattung mit seinem Anruf gänzlich unterbinden wollen. Mit der Aufforderung Diekmanns an Wulff, einer Veröffentlichung des Wortlauts auf der Mailbox zuzustimmen, schaukelte sich die Angelegenheit hoch.
"Kein Machtkampf"
Diekmann selbst stellte in einem "Bild"-Kommentar klar, dass es seine Zeitung keineswegs auf ein Duell mit Wulff anlege: Wer "den Fall und die Probleme des Bundespräsidenten jetzt zu einem 'Machtkampf' zwischen dem ersten Mann im Staat und der größten Zeitung im Land aufpumpt, der geht wahrhaft völlig in die Irre." Die Medien spielten in der Debatte zwar eine Rolle. Diekmann: "Sie stellen Fragen, decken Fehler auf, legen Widersprüche bloß. Aber sie entscheiden nicht. Das tun die politischen Parteien. Die Bürger, die sich ihr Urteil bilden. Und ganz zuerst Christian Wulff selbst."
Wulff hatte am Donnerstag in seiner Antwort auf die Bitte um Veröffentlichung seines Telefonanrufes bei der "Bild"-Zeitung formuliert, dass seine Worte ausschließlich für Diekmann bestimmt gewesen seien. "Dabei sollte es aus meiner Sicht auch bleiben." Die Zeitung hatte zuvor Wulffs Version widersprochen und ihn gebeten, die umstrittenen Äußerungen auf der Mailbox von Chefredakteur Diekmann verbreiten zu dürfen. "Bild" bedauerte die Entscheidung, will aber auf eine Veröffentlichung verzichten.
Kein Grund, nicht zu warten
Wulff erläuterte in seiner Antwort an Diekmann noch einmal seine Äußerung im TV-Interview. "Ich habe darum gebeten, einen Tag abzuwarten und in der Berichterstattung aufzunehmen, dass ich den Vertrag offenbart habe, die private Kreditgeberin genannt habe und nicht zu berichten, man habe das recherchiert", hatte Wulff im Fernsehen gesagt. Die "Bild"-Zeitung konterte, Wulff habe die Berichterstattung über den Hauskredit verhindern wollen.
Dazu schrieb Wulff nun, da er sich "auf Auslandsreise in der Golfregion mit engem Programm befand", habe er sich erst nach seiner Rückkehr am Abend des 13. Dezember darum kümmern können, seine Sicht dazulegen. Deshalb habe er um die Verschiebung "der Frist zur Beantwortung des differenzierten Fragenkatalogs zu meinem Eigenheimkredit gebeten". Es habe für ihn keinen ersichtlichen Grund gegeben, "warum die 'Bild'-Zeitung nicht noch einen Tag warten konnte, wo die erfragten Vorgänge schon Jahre, zum Teil Jahrzehnte zurückliegen".
Der Grünen-Politiker Hans-Christian Ströbele kritisierte Wulff im Deutschlandfunk: "Er hätte nun mal sagen sollen, was war eigentlich Inhalt dieses Gesprächs, kamen da solche Sätze vor wie "Krieg führen" oder "Beziehung abbrechen" und worauf bezogen sie sich.
Quelle: ntv.de, AFP/dpa