Ausverkauf in Schloss DerneburgBaselitz steht Kopf
Mehr als 30 Prozent der rund 2400 angebotenen Objekte stammen nach Angaben des Ahldener Auktionators aus Baselitz' früherem Haushalt und Atelier.
Ausverkauf bei Georg Baselitz: Unter großem Publikumsinteresse hat am Freitag in Ahlden bei Hannover die Versteigerung von exklusivem Hausrat des Malers und Grafikers begonnen. Georg Baselitz, einer der international bekanntesten deutschen Gegenwartskünstler, lässt von einem Auktionshaus die komplette Inneneinrichtung seiner ehemaligen Wohn- und Werkstatträume im historischen Schloss Derneburg bei Hildesheim versteigern. Dabei kommen hochwertiges Porzellan und reich verzierte Jugendstil-Fayencen ebenso unter den Hammer wie Art-Dco-Möbel sowie 350 Gemälde aus verschiedenen Stilepochen. Persönlich ließ er sich bei der Auktion am Freitag allerdings nicht blicken.
"Bei einem so prominenten Sammler wundert es mich nicht, dass unsere Versteigerung besonders viele Menschen anzieht", sagte Auktionator Florian Seidel zum Auftakt des Spektakels im Auktionshaus Schloss Ahlden. Entsprechend international war denn auch das Publikum des ersten Tages. Schon bevor die ersten Exponate aufgerufen wurden, herrschte in der Rezeption ein Stimmengewirr aus Deutsch, Englisch und Russisch. Sogar chinesische und georgische Kunstliebhaber hatten den Weg in die niedersächsische Provinz gefunden.
Ein Japaner aus Hiroschima verriet, er sei "vor allem auf die Möbel gespannt", die am Samstag präsentiert werden. Historisches Mobiliar gehört zu den größten Attraktionen der Auktion. Unter anderem verzeichnet der mehr als 700 Seiten umfassende Katalog einen Barock-Schrank aus einem bayerischen Kloster, einen venezianischen Konsoltisch von Angelo Dardi sowie einen Biedermeier-Spiegel des hannoverschen Hofarchitekten Georg Laves.
Mehr als 30 Prozent der rund 2400 angebotenen Objekte stammen nach Angaben des Ahldener Auktionators aus Baselitz' früherem Haushalt und Atelier. Der 68 Jahre alte Künstler, der sich bei der Arbeit gern von afrikanischen Skulpturen inspirieren ließ, will sich unter anderem von einem Paar "Mohrenbüsten" aus dem 19. Jahrhundert trennen. Kostenpunkt: geschätzte 28000 Euro. "Wir sind zuversichtlich, das gesamte Sortiment ohne große Probleme verkaufen zu können", sagte die Kunsthistorikerin Wiebke Bauckner, bei Schloss Ahlden zuständig für die Begutachtung der Exponate.
Baselitz selbst war bei der Auktion zwar nicht anwesend, ließ sich aber über die abgegebenen Gebote auf dem Laufenden halten. Der Künstler erlangte Ende der 70er Jahre weltweit Berühmtheit mit Bildern, deren Motive auf dem Kopf stehen. Seidel schätzt, dass der Sammler der Auktion fernblieb, "um dem Medienrummel angesichts seines bevorstehenden Umzugs zu entgehen". Der Maler hatte seinen Wohnsitz vor kurzem nach Bayern verlegt, weil ihm die Instandhaltung des Derneburger Anwesens nach eigenen Angaben zu anstrengend geworden war. Baselitz hat das Schloss im Frühjahr an den US-amerikanischen Kunstsammler Andrew J. Hall verkauft.
Von Jan-Henrik Petermann, dpa