Dossier

Hoffnung stirbt zuletzt SPD-Bayern setzt auf "Raketen-Start"

Die Bayern-SPD will durchstarten - zum wiederholten Mal. Nach den verheerenden Wahlniederlagen der vergangenen Jahre wollen die leidgeprüften Genossen am Wochenende bei ihrem zweitägigen Landesparteitag in Würzburg das Aufbruchsignal für das Schicksalsjahr 2008 geben. Ziel: Erst bei der Kommunalwahl im März 2008 neue Rathäuser erobern, dann ein halbes Jahr später bei der Landtagswahl die absolute Mehrheit der CSU brechen. Landeschef Ludwig Stiegler tritt wahrscheinlich zum letzten Mal an, die restliche Führungsspitze wird bereits jetzt verjüngt.

Sei die CSU erstmal unter 50 Prozent, dann sei der Nimbus der Unbesiegbarkeit gebrochen, hofft SPD-Landesgruppenchef Florian Pronold. "Dann brennt der Laden nicht nur, dann explodiert er." Momentan sind die Sozialdemokraten allerdings von einer erhofften Explosion der CSU weit entfernt, wie SPD-Politiker selbst einräumen. Seit 2003 hat die Partei bei allen überregionalen Wahlen sehr schlechte Ergebnisse eingefahren. Dafür wird meist der Bundestrend verantwortlich gemacht. Ob Rot-Grün, ob große Koalition - in Bayern, so scheint es, bläst der Wind für die SPD immer nur aus einer Richtung: frontal von vorne, mit periodischen Sturmtiefs. "Man kann nicht bestreiten, dass wir bundespolitisch einen größeren Gegenwind haben", sagt Pronold diplomatisch.

Die anhaltenden Streitereien in der CSU im Zuge des langen Abschieds von Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) haben den Christsozialen nicht geschadet, der SPD nichts genutzt. Nach einem kleinen Zwischenhoch Anfang des Jahres rangierte die SPD in den letzten Umfragen konstant unter 20 Prozent. Das sei aber kein Anlass für Untergangsszenarien, betont Pronold. "Wir führen einen Raketen- Wahlkampf." Nach der rein bayerischen Wahlschlacht 2008 stehen 2009 Europa- und Bundestagswahlen an. Die Kommunalwahl als erste Stufe der roten Rakete soll sukzessive zu besseren Wahlergebnissen führen.

Der seit 2004 amtierende SPD-Landesvorsitzende Stiegler wollte sich eigentlich bereits zurückziehen, macht nun aber bis 2009 weiter. Dafür machen die zwei langgedienten Bundespolitiker Ulrike Mascher und Walter Kolbow im Vorstand jüngeren Landespolitikern Platz.

Neu als Vizechefs in die engere Führungsspitze einziehen sollen die Münchner Landtagsabgeordneten Adelheid Rupp und ihr mittelfränkischer Kollege Thomas Beyer. Der Juso-Vorsitzende Thomas Goger soll Schatzmeister werden. "Eine Durchschnittsverjüngung von 15 Jahren", sagt Pronold. Damit ist der Streit um die mangelnde Vertretung der Landespolitik im SPD-Vorstand ausgeräumt.

Neben der Verjüngung setzt die SPD inhaltlich auf Soziales, und die im vergangenen Jahr neu entdeckte Heimatliebe - "Aus Liebe zu Bayern". "Wir müssen wesentlich angriffslustiger werden", sagt die Vize-Vorsitzende in spe, Rupp. Die CSU habe mit ihren kürzlichen Bekenntnissen zu Kinderkrippen, Ganztagschulen und klimafreundlicher Energiepolitik ganz klar SPD-Programmatik übernommen. "Wir müssen deutlich machen, dass wir das Original sind", sagt Rupp.

Von Carsten Hoefer, dpa

Quelle: ntv.de

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