"Touristenklasse-Syndrom" Woran Jesus starb
08.06.2005, 17:27 UhrJesus starb am Kreuz an den typischen Folgen des "Touristenklasse-Syndroms", und nicht durch Verbluten oder Ersticken, wie Forscher das bisher angenommen haben.
Der israelische Experte für Thrombosen am Rambam-Hospital in Haifa, Professor Benjamin Brenner sagte, dass man heute sehr viel mehr über die Gefahr von tödlichen Blutklumpen wisse. Sie können durch eine Vielfalt von Faktoren entstehen: eine längere Unbeweglichkeit des Körpers wie bei Flügen in der engen Touristenklasse, Austrocknen (Dehydrierung), Operationen oder zu langes Stehen. Das Annageln der Arme und Beine ans ein Kreuz verursache im Körper ein "lebensgefährliches Trauma" und könne zu Thrombosen führen. Passagiere in Flugzeugen seien nur einigen dieser Umstände ausgesetzt. Im Falle von Jesus seien alle denkbaren Auslöser für die Bildung von Thrombosen zusammengetroffen.
Die Nägel sind nicht durch die Handflächen und Fußsohlen geschlagen worden, wie das auf fast allen Kreuzigungsszenen in der Kunst abgebildet wird, sondern durch die Speichenknochen. Die Füße und Hände wären "zerrissen", wenn sie das Gewicht eines Menschen hätten tragen müssen. Ob dabei eine Vene durchschnitten worden sei, so Brenner, sei unklar. Gewiss aber sei Gewebedruck auf die Venen entstanden und habe so die Chance einer Thrombose erhöht. Das ist bekannt, seitdem in Jerusalem in einem Ossuarium (Knochenkasten) der Fersenknochen eines Gekreuzigten gefunden worden ist, bei dem der Eisennagel und sogar ein Stück des hölzernen Kreuzes erhalten geblieben sind.
Weiter sagte Brenner, dass Pontius Pilatus "erstaunt" über den schnellen Tod Jesus gewesen sei. So blieb ihm erspart, was mit den beiden Räubern geschah, die neben Jesus ans Kreuz geschlagen worden sind. Um den Tod zu beschleunigen hätten die Römer die Beine der Gekreuzigten gebrochen. "Ein Mensch kann bis zu vier Stunden lebend am Kreuz hängen. Wenn ihm aber die Beine gebrochen worden sind, tritt der Tod innerhalb von Minuten durch eine Thrombose ein", sagt der Experte aus Haifa. Weiter sagte er, dass jeder vierte "Kaukasier", also Menschen der weißen Rasse, zu denen er Europäer, Araber, und die galiläischen Juden der Zeit Jesu zählt, unter einer "Thrombophilie" leiden, also unter erhöhter Gefahr, eine Thrombose zu erleiden.
Von Ulrich W. Sahm
Quelle: ntv.de