Zwischenruf Röttgen: Meine Rede ist jein, jein.
20.03.2012, 14:46 UhrBundesumweltminister Norbert Röttgen schadet seiner NRW-CDU, wenn er klare Aussagen zur eigenen politischen Zukunft im Falle einer Wahlniederlage vermeidet. Er schadet auch seinen eigenen Ambitionen auf eine Merkel-Nachfolge.
Wärst Du doch in Düsseldorf geblieben, trällerte dereinst ein deutsches Schlagersternchen namens Dorthe, Du wirst nie ein Cowboy sein. Ja, hätte sich Norbert Röttgen nach seiner Wahl zum Vorsitzenden der CDU in Nordrhein-Westfalen auf eben dieses Amt konzentriert, dann könnte er dem vorgezogenen Urnengang am 13. Mai gelassen entgegensehen. Den Vorwurf, der Mann aus Meckenheim denke nur eine seine eigene Karriere, gäbe es dann nicht. Noch vor gar nicht so langer Zeit hatte der Bundesumweltminister erklärt, er würde auch im Falle einer Niederlage seiner Partei nicht nach Berlin zurückkehren. Doch schon vor Röttgen gab es einen Rheinländer, den es wenig scherte, was er gestern geschwätzt hatte. Irgendwann ist Konrad Adenauer das auf die Füße gefallen. Bei Norbert Röttgen könnte es schneller gehen. Jein, jein, kommt bei Rheinländern und Westfalen nicht gut an, zumal wenn es ums ungeliebte Berlin geht.
Wie auch immer Röttgen es umschreibt: Er will nur als Ministerpräsident in NRW verbleiben. Opposition ist Mist, meinen offensichtlich nicht nur Sozial-, sondern auch Christdemokraten. Bei Lichte besehen, hat die CDU an Rhein und Ruhr ohnehin nur dann eine Chance, wenn sie mit den Grünen koaliert. Das ist wenig wahrscheinlich, auch wenn sich die NRW-Grünen gegen den Willen von Bundestagsfraktionschef Jürgen Trittin diese Variante offenhalten wollen.
Röttgens innerparteiliche Gegner fordern, er solle endlich Farbe bekennen. Versöhnler vor Ort fordern, die Debatte zu beenden. Doch das wird so nicht funktionieren. Manch einer hat noch ein Atomausstiegshühnchen mit dem Bundesumweltminister zu rupfen. Andere wieder sähen lieber einen anderen denn den Zauderer als Nachfolger von Angela Merkel. "Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein. Was darüber ist, das ist vom Übel", sagt Jesus in der Bergpredigt (Matthäus 5,37). Eben. Das Hickhack schadet Röttgen nur. So oder so: Wenn er als Wahlverlierer als Bundesminister an der Spree bleibt, ist seine Position geschwächt. Wenn er als Oppositionsführer an Rhein und Ruhr bleibt, dito. Hätte er die Bundesträume noch ein wenig aufgeschoben und sich auf den Landesvorsitz der CDU konzentriert, dann hätte er jetzt gar nicht so schlechte Chancen auf einen Wahlsieg. Die nächste Stufe zur Kanzlerkandidatur wäre dann nur ein kleiner Hüpfer. Doch das ist ein Fall von denkste, wie der Berliner sagt. Und so wird Dorthe wohl Recht behalten.
Manfred Bleskin kommentiert seit 1993 das politische Geschehen für n-tv. Er war zudem Gastgeber und Moderator verschiedener Sendungen. Seit 2008 ist er Redaktionsmitglied in unserem Hauptstadtstudio in Berlin.
Quelle: ntv.de