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Mecklenburg-VorpommernRügen-Hiddensee bei Atommüll-Endlagersuche wohl raus

17.11.2021, 12:10 Uhr

Die Optionen für die Atommüll-Endlagersuche in Mecklenburg-Vorpommern werden weniger: Es gibt starke Zweifel an der geologischen Eignung der Region Rügen-Hiddensee, die bislang von der zuständigen Behörde nicht ausgeschlossen worden war.

Schwerin (dpa/mv) - Die Nachricht dürfte auf den Ferieninseln Rügen und Hiddensee für Erleichterung sorgen: Von den in Mecklenburg-Vorpommern infrage kommenden Gebieten für ein Atommüll-Endlager ist Rügen-Hiddensee mit hoher Wahrscheinlichkeit keine Option mehr. Der geologische Dienst des Landes gab im Suchprozess zu bedenken, dass eine Mindestanforderung - die Dicke des Wirtsgesteins von mindestens 100 Metern - in der Region nicht durchgängig erreicht werde.

Der Geschäftsführer der Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE), Steffen Kanitz, sagte bei einer Online-Bürgerkonferenz zur Endlagersuche am Mittwoch, man werde in der Bewertung der vorgelegten Daten möglicherweise schnell zu dem gleichen Schluss kommen. Die BGE hatte in einem ersten Schritt der Endlagersuche vorhandene Unterlagen zu geologischen Formationen in ganz Deutschland ausgewertet und danach 46 Prozent der Landesfläche von der weiteren Suche als ungeeignet ausgeschlossen.

In Mecklenburg-Vorpommern gilt nach einem Zwischenbericht der BGE aus dem September 2020 ebenfalls noch rund die Hälfte der Landesfläche als Option. Davon ist Rügen-Hiddensee nun mit hoher Wahrscheinlichkeit passé. Weiter geprüft werden hingegen der Salzstock Werle südlich von Neustadt-Glewe (Landkreis Ludwigslust-Parchim) sowie weitflächig verbreitete Tonsteine vor allem im Westen von Mecklenburg-Vorpommern.

Umweltminister Till Backhaus (SPD) sprach sich bei der Konferenz gegen eine Rückkehr zur Atomkraftnutzung in Deutschland aus. Er gehe davon aus, dass mit der Abschaltung der letzten sechs noch aktiven Kernkraftwerke bis Ende 2022 dieses Zeitalter in der Bundesrepublik abgeschlossen sein werde, sagte er. Backhaus, dessen Ministerium auch für den Strahlenschutz in MV zuständig ist, erinnerte an die schwerwiegenden Unfälle in den Kernkraftwerken Tschernobyl 1986 und Fukushima 2011.

Mit Blick auf die Klimakrise will etwa Frankreich neue Atommeiler bauen. Polen plant den Einstieg in die Atomkraft. Auch in der Bundesrepublik gibt es Diskussionen über ein mögliches Wiederaufleben der Kernenergie aus Klimaschutz-Gründen.

Die AfD im Schweriner Landtag bezeichnete Backhaus' Haltung als "Harakiri" und Deutschlands Weg einen Sonderweg. Die energiepolitische Sprecherin der AfD-Landtagsfraktion, Petra Federau, erklärte: "Nur wir in Deutschland vertrauen auf Wind und Sonnenschein. Dies ist nicht nur unwirtschaftlich und unsicher, sondern macht uns eben auch abhängig von Energiequellen aus anderen Ländern. Diese lassen sich das wohlwollend vom Geld der deutschen Steuerzahler bezahlen." Statt sich der Kernkraft komplett zu versperren, seien wieder Forschung und Entwicklung "hocheffizienter, sicherer und nachhaltiger" Reaktoren nötig.

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