Niedersachsen & Bremen15. Encrochat-Prozess: Drogen für drei Millionen Euro

Bremen (dpa/lni) - Wegen Drogenhandels im Wert von fast drei Millionen Euro müssen sich drei Männer seit Donnerstag in Bremen vor Gericht verantworten. Die Beweismittel stammen zum großen Teil aus abgeschöpften Encrochats. Die Angeklagten sollen wie andere Verbrecher verschlüsselte Chats auf sogenannten Krypto-Handys zur Kommunikation genutzt haben. Der französischen Polizei gelang es aber, den Austausch mitzulesen. Die Erkenntnisse wurden mit Behörden in anderen Ländern geteilt.
Für das Landgericht Bremen ist es nach Angaben eines Sprechers bereits das 15. Encrochat-Verfahren. Allerdings sei in diesem Fall der mit Kokain, Heroin und Marihuana erzielte Umsatz besonders groß. Die Männer im Alter zwischen 24 und 31 Jahren handelten als "Mitglieder einer Bande", wie der Staatsanwalt in der Anklage vortrug (Az: 1 KLs 310 Js 3549/21). Sie hätten "große Mengen an Betäubungsmitteln im Kilobereich" gekauft und verkauft.
Dabei gingen sie den angeklagten Fällen zufolge arbeitsteilig vor. Der Älteste organisierte den Kauf und Verkauf der Drogen. Der Jüngste war für den Transport von Ware und Geld zuständig. Ein 26-Jähriger fungierte als Kassenwart und Buchhalter. In einem Fall sollen 22 Kilogramm Kokain für 583.000 Euro aus Rotterdam in den Niederlanden beschafft worden sein.
Ein Verteidiger zog zum Prozessauftakt die Zulässigkeit der abgeschöpften Chats als Beweismittel in Zweifel. Er sprach von einer "kontaminierten Quelle": Die Erkenntnisse seien im Ausland mit geheimdienstlichen Maßnahmen erhoben worden, der genaue Vorgang unterliege dem militärischen Geheimnis.
Dagegen verwies der Staatsanwalt darauf, dass die Ergebnisse der Encrochat-Prozesse von vielen Oberlandesgerichten bestätigt worden sein. Wegen der Vielzahl an Beteiligten verhandelt das Landgericht den Fall in einer Messehalle, um die Corona-Abstände einhalten zu können.