Rheinland-Pfalz & SaarlandWeihnachten als radikaler Gegenentwurf

Das Fest habe "das Potenzial, unseren Lebensmut zu stärken", sagt Bischof Ackermann. Auch andere Kirchenvertreter betonen: Jesu Geburt gibt Mut.
Trier/Speyer (dpa/lrs) - Katholische und evangelische Christen in Rheinland-Pfalz sehen das Weihnachtsfest als Aufbruch: In Predigten und Weihnachtsbotschaften haben Bischöfe und Kirchenpräsidentinnen diesen Gedanken betont.
Der Trierer Bischof Stephan Ackermann hob in seiner Predigt zur Christmette die wohltuende Wirkung von Weihnachten hervor. Weihnachten habe "das Potenzial, unseren Lebensmut zu stärken", erklärte Ackermann. Gläubige auf der ganzen Welt, die gemeinsam an Weihnachten beten, singen und Gottesdienst feiern, setzten ein Zeichen auch für diejenigen, denen das Fest fremd geworden sei.
Die alte Botschaft jedes Jahr aufs Neue zu hören, tue gut, trotz oder gerade weil die Alltagswelt eine ganz andere Sprache spreche, weil so vieles unheil sei, so Ackermann mit Blick auf Themen wie Krankheiten, Konflikte, Vertreibung und Flucht, Ausgrenzung und Armut. Er denke auch an "die Sprache der Aggression, der Panikmache, der Gehässigkeit und Hetze, der Lüge".
Der Limburger Bischof Georg Bätzing sagte in seiner Weihnachtspredigt, die Geburt Jesu habe alles zum Guten gewendet und die Geschicke der Menschheit in neue Bahnen gelenkt. Weihnachten stehe für einen radikalen Gegenentwurf zu Macht, Gewalt und Gleichgültigkeit. Das Bistum Limburg erstreckt sich auch auf Teile von Rheinland-Pfalz.
"Jesus ist der neue Mensch, mit dem sich jeder Mensch verbinden kann, um sich auf das Abenteuer der Menschenfreundlichkeit einzulassen", sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz beim Weihnachtshochamt im Hohen Dom zu Limburg. Abschottung, egoistischer Nationalismus und ein Denken nach dem Motto "Wir zuerst" widerspreche der christlichen Botschaft.
Evangelische Kirchen
Die pfälzische Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst bezeichnete Weihnachten in einer Festbotschaft als "Trotzreaktion der Hoffnung". Aus dieser Hoffnung erwachse die Kraft, sich nicht in Rückzug, Zynismus oder Gleichgültigkeit zu verlieren, sondern innezuhalten, sich einander zuzuwenden und Gemeinschaft zu stärken.
Angst, Erschöpfung und Verunsicherung prägten vielerorts das Lebensgefühl – und machten deutlich: Gerade in einer "zerrissenen Welt" sei Weihnachten mehr als ein Ritual, betonte Wüst. Sie rief dazu auf, "die Krisen dieser Zeit weder zu verdrängen noch sich von ihnen bestimmen zu lassen".
Die Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Christiane Tietz, erinnerte zur Weihnachtszeit an die "Kraft der Hoffnung". "Unsere Zeit ist für viele Menschen dunkel und schwierig. Jetzt brauchen wir die Weihnachtsbotschaft ganz besonders: Gott kommt in unsere Welt", teilte sie zu Heiligabend mit. "Gott ist da, auch in dunklen Zeiten. Wir sind mit unserer Welt nicht allein."