Sachsen-AnhaltLinke: Wähler mit mobilem Büro auf Marktplätzen erreichen

Die Linke musste in diesem Jahr zwei herbe Wahlniederlagen einstecken. Nun sucht sie nach neuen Wegen, um Wähler anzusprechen. Ein Caravan soll dabei helfen.
Magdeburg (dpa/sa) - Nach den Niederlagen bei der Landtags- und Bundestagswahl will die Linksfraktion in Sachsen-Anhalt wieder stärker das Gespräch mit den Wählern suchen. "Wir müssen uns als Partei neu sortieren und zeigen, dass wir die Wahlergebnisse verstanden haben. Es gibt Gründe für die 11 Prozent im Land und die 4,9 Prozent im Bund", sagt Fraktionschefin Eva von Angern.
Dafür plant die Fraktion die Anschaffung eines mobilen Büros, ein Caravan soll Marktplätze ansteuern. "Wir wollen wieder stärker in der Fläche aktiv sein. Da ist zuletzt zu wenig passiert. Das Motto und die Praxis für die neue Wahlperiode werden sein: Für Sie auf Achse." Durch die Präsentation der parlamentarischen Initiativen der Landtagsfraktion sollten die Wähler wieder Vertrauen gewinnen, "dass wir unsere Projekte auch umsetzen wollen und können".
Die ersten Wegmarken sind Landrats- und Oberbürgermeisterwahlen, die in den nächsten beiden Jahren in Sachsen-Anhalt anstehen. Dort will auch die Fraktion mithelfen und die Kandidaten unterstützen. Grundsätzlich müsse sich ihre Partei inhaltlich "nicht komplett neu erfinden", ist von Angern überzeugt. "Aber Arbeitnehmer, Rentner, Empfänger von Sozialleistungen müssen wieder merken, dass wir sie vertreten. Wer wird denn die 4,5 Prozent Inflation bezahlen? Natürlich kleine und mittlere Einkommen. Das ist für uns nicht akzeptabel."
Mithelfen beim Werben um die Gunst der Wähler dürfe auch die prominente Ex-Bundestagsfraktionschefin Sahra Wagenknecht, meint von Angern. Dass Wagenknecht zuletzt jedoch durch Meinungsäußerungen auffiel, die von der Parteilinie abweichen, kritisiert von Angern scharf. "Sahra Wagenknecht sollte mehr Verantwortung übernehmen, aktuell ist sie zu sehr auf einem Ego-Trip. Von einer Kollegin mit so einem Bekanntheitsgrad erwarte ich, dass sie die Inhalte vertritt, die der Programmatik der Linken entsprechen."
Wagenknecht hatte kürzlich in der ARD-Talkshow "Anne Will" ihre Entscheidung, bisher auf eine Impfung zu verzichten unter anderem damit begründet, dass es sich um "neuartige Impfungen" im Vergleich zum "klassischen Impfstoff" handele. "Jetzt bekommen wir einen genetischen Code geimpft. Das ist ein anderes Verfahren." Sie finde es anmaßend zu sagen, man wisse, was das in fünf oder zehn Jahren auslöse. Die prominente Politikerin der Linken hatte außerdem die Debatte über Bayern-Profi Joshua Kimmich als "moralisch aufgeladen" kritisiert. "Jeder soll das für sich selbst entscheiden." Aus ihrer Partei hatte es daraufhin zum Teil heftige Kritik gegeben.
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