Grundausstattung Von Bourbon bis Wodka: Spirituosen und Tools für die Hausbar
14.02.2022, 15:52 Uhr
Cocktails mixen: Die eigene Hausbar einzurichten, ist gar nicht so kompliziert.
(Foto: istockphoto.com)
Zu Hause Cocktails zu mixen, wird immer beliebter. Die Grundausstattung für die Hausbar muss dafür nicht besonders groß sein. Schon mit wenigen, gezielt ausgesuchten Spirituosen, Zutaten und Werkzeugen lassen sich viele Drinks auf Top-Niveau kreieren.
Wer eine Cocktail-Bar betritt, wird von der Auswahl der Spirituosen hinter dem Tresen fast erschlagen. Aber braucht man wirklich eine solch riesige Grundausstattung an Whisky, Rum oder Gin, um auch zu Hause halbwegs leckere Drinks zu mixen? Sind spezielle Werkzeuge nötig, ohne die es gar nicht geht?
Die Antwort: Nein! Rund ein Dutzend Flaschen und wenige essenzielle Bar-Tools genügen vollkommen, um die großen Klassiker der Cocktail-Geschichte oder auch neue interessante Rezepte auszuprobieren. Außerdem muss die Hausbar nicht über Nacht komplett sein. Es ist ein Prozess: Klein anfangen und je nach Geschmack, Erfahrung und Budget den eigenen Bestand langsam erweitern. Aber womit beginnen?
Zwei wichtige Tipps vorab:
- Wie für den Purgenuss bitte auch zum Mixen nur hochwertige Spirituosen verwenden. Aus schlechten Zutaten kann kein guter Cocktail entstehen.
- Im Zweifel zu Zutaten mit mehr Umdrehungen greifen. Alkohol ist Geschmacksträger. Keine Sorge: Die hier vorgestellten Spirituosen schmecken trotz eines teils hohen Alkoholgehalts nicht sprittig.
Basis-Spirituosen für die Hausbar
Welche Zutaten für Cocktails wichtig sind, entscheidet letztlich der eigene Geschmack. Doch einige Spirituosen gehören einfach in jede halbwegs ambitionierte Hausbar, um sich oder seinen Gästen eine schöne Auswahl an Drinks zubereiten zu können.
Bourbon & Rye: US-Whiskey für zu Hause
Vor allem die Iren und Schotten sind für Whiskey bekannt (in Schottland heißt es übrigens Whisky ohne "e"). In Cocktails kommt aber vor allem Whiskey aus den USA zum Einsatz, dort wurde das Mixen immerhin erfunden. In eine Hausbar gehört also Bourbon, der mit einem hohen Maisanteil hergestellt wird und daher süßer schmeckt als etwa Scotch. Hier empfiehlt sich der Wild Turkey 101, der mit einem weichen Aroma trotz 50,5 Prozent Alkoholgehalt punkten kann.
Wer sich etwas breiter aufstellen möchte, holt sich zusätzlich einen Rye Whiskey in die Bar. Der hohe Roggenanteil sorgt für einen kräftigeren Geschmack und erinnert an die Zeiten vor der Prohibition, in denen Rye der vorherrschende Whisky in den USA war. Der Rittenhouse Straight Rye macht preis- und leistungstechnisch eine gute Figur. Bourbon und Rye kommen in Klassikern wie Old Fashioned, Whiskey Sour, Manhattan und Sazerac zum Einsatz.
Rum: Mindestens zwei gehören in die Hausbar
Keine andere Spirituosen bietet eine so große aromatische Bandbreite wie Rum. Grundlage ist immer Zuckerrohr. Doch unterschiedliche Herstellungsverfahren in vielen verschiedenen Ländern führen dazu, dass Rum extrem vielseitig ist. In die Hausbar gehört zumindest ein heller, ungereifter Rum sowie ein dunkler, im Fass gereifter Rum aus Zuckerrohrmelasse. Der helle Plantation 3 Stars vereint Rum aus Trinidad, Barbados und Jamaika. Er eignet sich perfekt für Daiquiri, Mojito oder Cuba Libre. Der Appleton Estate Signature Blend macht sich als gereifter Vertreter mit seinem Aroma getrockneter Früchte wunderbar im Planter's Punch oder Mai Tai. Ein Cuba Libre mit dunklem Rum funktioniert aber ebenfalls.
Noch einen Schritt weiter geht die Hausbar mit einem sogenannten Overproof Rum, der bei über 50 Prozent Alkohol liegt. Wohl dosiert gibt er Tiki-Drinks wie Mai Tai, Zombie oder Piña Colada den Extrakick. Absoluter Preis-Leistungs-Brecher in dieser Kategorie ist der gereifte Smith & Cross mit 57 Prozent.
Gin: Bitte nicht zu exotisch
Keine andere Spirituosengattung hat in den letzten Jahren einen größeren Boom erlebt als Gin. Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht ein neuer auf den ohnehin schon übervollen Markt drängt. Man muss es ganz klar sagen: Darunter sind auch viele mittelmäßig oder eher gewöhnungsbedürftige Abfüllungen. In der Heimbar macht sich deswegen ein schlichter, aber ehrlicher London Dry Gin am besten. Auch hier ist die Auswahl riesig, aber Klassiker wie Tanqueray oder Bombay Sapphire sind einfach eine gute Wahl. Punkt! Damit gelingt ein Gin Tonic ebenso wie ein Negroni, Gimlet, Gin Fizz, Gin Basil Smash – oder der König der Cocktails: ein Martini.
Wermut: Einmal trocken, einmal süß
Apropos Martini: Neben Gin gehört ein trockener Wermut mit ins Glas. Wermuts sind durch zusätzlichen Alkohol verstärkte Weine, die mit Wermutkraut und anderen Gewürzen aromatisiert werden. Unter den trockenen Vertretern zählt der Noilly Prat Original Dry zu den beliebtesten – zu Recht. Die süßen Wermuts kommen zum Beispiel im Manhattan oder Negroni zum Einsatz. Hier empfehlen wir einen exzellenten Allrounder: den Carpano Antica Formula, den es oft auch in der handlichen 0,375-Liter-Flasche gibt.
Achtung: Wermut gehört nach dem Öffnen in den Kühlschrank und muss innerhalb weniger Wochen aufgebraucht werden. Mit einem Vakuumverschluss für Weinflaschen lässt sich die Haltbarkeit verlängern.
Wodka: Kein Fusel für die Hausbar
Sei es für einen Wodka Martini, wie James Bond ihn trinkt, einen White Russian oder einfach einen Screwdriver (auch bekannt als Wodka-O) – ein ordentlicher Wodka gehört in die Hausbar. Übrigens sind die Abfüllungen, die aus Kartoffeln hergestellt werden, eindeutig in der Unterzahl. Die meisten Wodkas basieren auf Getreide. In der Regel verlangen Cocktail-Rezepte einen eher neutralen Vertreter, trotzdem sollte man nicht einfach die 5-Euro-Flasche vom Discounter nehmen. Für ein paar Euro mehr gibt es den Ketel One, zu dem auch gestandene Barkeeper rund um den Globus sehr gerne greifen.
Cognac: Nicht hip, aber lecker
Ob nun Cognac direkt von Anfang an in die Heimbar gehört, ist eine berechtigte Frage. Doch gerade viele Klassiker der Cocktail-Geschichte basieren auf dem berühmten französischen Weinbrand – etwa Sidecar, Horse Neck und Sazerac (letztgenannter geht alternativ auch mit Rye Whiskey). Zugegeben: Cognac hat ein leicht angestaubtes Image. Aber wie jede gereifte Spirituose bringt er viele Facetten und eine große Bandbreite an Aromen mit, die sich wunderbar in gemixten Drinks machen. Auch in besseren Bars gerne genommen und trotzdem nicht teuer ist der Courvoisier VSOP, der Noten von dunklen Früchten und Kaffee kombiniert – ein echter Tipp!
Tequila: Gibt es auch in gut
Auch wenn viele es aus Studententagen anders kennen: Es gibt richtig guten Tequila ohne Kopfschmerzgarantie. Ein ordentlicher Tequila rundet die Hausbar ab und lässt sich nicht nur mixen, sondern auch mit Genuss pur trinken. Aber bitte ohne Salz und Zitrone, das ist eine echte Unsitte. Wichtig ist beim Kauf von Tequila vor allem, dass er nur aus Agave hergestellt wird. Bei einigen hierzulande sehr populären Abfüllungen ist das nicht der Fall. Dabei ist 100-Prozent-Agaven-Tequila nicht mal viel teurer – wie der Topanito Blanco zeigt. Das ist ein echter Preis-Leistungs-Tipp, mit dem eine tolle Margarita oder ein Tequila Sunrise gelingt.
Wer noch ein paar Euro übrig hat, greift auch noch zum Topanito Reposado. Das ist eine leicht fassgereifte Version mit einem sehr sanften Antritt und leicht mineralisch-erdigen Noten, wie man sie vom Tequila kennt.
Bitters: Salz und Pfeffer der Hausbar
Bitters geben dem Drink den letzten Schliff. Sie sind eine Art Cocktail-Gewürz und kommen nur in Form weniger Spritzer in den Shaker oder ins Glas. Der bekannteste und meist genutzt Bitter ist der Angostura, hergestellt aus Angelikawurzeln, Gewürznelken, Chinarinde, Zimt, Kardamom, Galgant, Muskatblüte, Pomeranzenschalen und diversen anderen Zutaten. Er kommt in vielen klassischen Cocktails wie beispielsweise dem Old Fashioned oder Manhattan zum Einsatz. Mit einer 200-Milliliter-Flasche kommt man ziemlich lange aus, sollte man sich also gönnen.
Weitere Basiszutaten für die Hausbar
Zur Grundausstattung gehören je nach Vorliebe noch einige weitere Zutaten. Wen einmal das Cocktail-Fieber gepackt hat, der wird feststellen, dass die eigene Bar nie komplett ist. Folgende Empfehlungen dürften aber über kurz oder lang ebenfalls den Weg an den heimischen Tresen finden:
- Zuckersirup wie Monin Zuckerrohrsirup* (für Old Fashioned, Whiskey Sour etc.)
- Mandelsirup wie Giffard Mandelsirup* (unverzichtbar für Mai Tai)
- Maraschino wie Luxardo* (spezieller Kirschlikör für Aviaton, Martinez, Last Word etc.)
- Triple Sec wie Pierre Ferrand Dry Curaçao* (für Mai Tai, Cosmopolitan, Sidecar, Margarita etc.)
- Kaffeelikör wie Mr. Black* (für White Russian, Espresso Martini etc.)
- Orange Bitters und Peychaud's Bitters* (für eine Vielzahl von Cocktails)
Bar-Tools:
Neben den Zutaten brauchen Hobby-Barkeeper noch die passende Ausrüstung. Wichtig sind dabei vor allem zwei Werkzeuge: Shaker und Messbecher – letzterer wird im Fachjargon auch "Jigger" genannt.
Cocktail-Shaker: Reine Geschmackssache
Im Handel finden sich in der Regel drei verschiedene Arten von Cocktail-Shakern: den dreiteiligen Cobbler Shaker mit integriertem Sieb und Verschlusskappe, den zweiteiligen Boston Shaker mit einer Metall- und einer Glashälfte sowie den Tin Tin Shaker (oder French Shaker), der aus zwei leicht unterschiedlich großen Metallbechern besteht, die man ineinander steckt.
Für den Boston oder Tin Tin Shaker wird noch ein Barsieb (ein sogenannter Strainer) benötigt, um Eis und andere nicht-flüssige Zutaten im Shaker zurückzuhalten. Beim Cobbler Shaker ist ein Sieb bereits im Aufsatz integriert, weswegen er gerade bei Einsteigern so beliebt ist. Er ist auch in der generellen Handhabung etwas einfacher.
Wer gerne Cocktails mixt, bei denen etwa Minze oder Basilikum mit in den Shaker kommen (Gin Basil Smash, Old Cuban etc.), benötigt außerdem noch ein feines Küchensieb, damit winzige Blattpartikel nicht im Glas landen. Das normale Barsieb ist dafür zu grobmaschig.
Messbecher: Genau hinschauen
Der typische Cocktail-Messbecher mit einer 2- und einer 4-Zentiliter-Seite (bzw. 1,5 und 3 Zentiliter) ist praktisch unbrauchbar – auch und gerade für die Bar zu Hause. Solche Jigger, die oft Bestandteil der Cocktail-Sets sind, kommen ohne weitere Skalierung und sind absolut nicht zu empfehlen. 2,25 oder 4,5 Zentiliter (cl) lassen sich damit zum Beispiel nicht genau genug abmessen. Und solche Angaben begegnen einem in Cocktail-Rezepten ziemlich häufig, da sie auf der US-amerikanischen Flüssigunze (oz) basieren. Die bessere Alternative zu diesen Standard-Messbechern sind Modelle mit möglichst kleinteiliger Skala – am besten noch mit zwei Skalen: "cl" oder "ml" und "oz". Letztere sind allerdings nicht leicht zu finden. So muss man bei Bedarf doch die Einheiten umrechnen: 1 oz = ca. 3 cl.
Zitruspresse: Echte Hilfe in der Heimbar
Für frischen Zitronen- oder Limettensaft bietet sich zudem eine Zitruspresse an. Die "Mexican Elbow" genannte Bauweise ist schnell einsatzbereit und benötigt wenig Stauraum. Man legt einfach die aufgeschnittene Zitrusfrucht mit der Schnittfläche nach unten (wichtig!) hinein und drückt zu. Fertig! Am besten auf eine Presse ohne Lackierung achten. Besonders robust und spülmaschinenfest ist das Modell von WMF.
Übrigens: Fertiger Zitronen- oder Limettensaft aus der Flasche hat auch in der Hausbar nichts verloren. Wer die Sache ernst nimmt, presst frisch!
Weitere spezielle Bar-Tools wie ein Rührlöffel (das geht mit jedem langstieligen Löffel ebenso), ein Rührglas (funktioniert auch mit dem großen Teil des Shakers) oder ein Zerstäuber sind für den Anfang nicht wichtig. Wer Spaß an seiner Hausbar hat und sie mit der Zeit weiter ausbauen möchte, setzt solche Dinge auf die Wunschliste für Weihnachten und Geburtstag.
Quelle: ntv.de