Wellness-ToolsMassagepistolen im Check: Auf Knopfdruck entspannen?

Menschen mit Verspannungen benutzen sie oder auch Sportler, die ein hartes Workout hinter sich haben. Massagepistolen ermöglichen eine Wellness-Behandlung zuhause. Wir zeigen, was die Tools bringen und welche Geräte zu empfehlen sind.
Auf eine Massage hat wohl jeder mal Lust. Allerdings ist nicht immer ein Masseur greifbar und - ganz ehrlich - es ist doch irgendwie sonderbar, sich selbst zu massieren. Jetzt gibt für dieses Wellness-Problem jedoch eine technische Lösung, die in Online-Shops wie Amazon & Co. ziemlich gefragt ist: Massagepistolen. Es sind diverse Modelle erhältlich. Einige kosten mehrere Hundert Euro, andere gibt es schon ab 30 Euro. Aber ist der Preis überhaupt ein Kriterium für die Qualität? Wie schätzen Experten die Massagegeräte ein – und was ist bei der Benutzung entscheidend? Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.
Was bewirken Massagepistolen?
"Berührungen sind angenehm, sie lösen in der Regel etwas Positives in unserem Nervensystem aus. Das gilt auch für Berührungen mit Geräten wie Faszienrollen oder Massagepistolen", sagt Hans Ortmann, Physiotherapeut und Bundesvorsitzender des Verbandes Physikalische Therapie. Massage-Tools seien durchaus in Ordnung für alle, die sich oder ihrem Partner etwas Gutes tun möchten. "Allerdings in Eigenverantwortung." Denn natürlich lasse sich mit zu viel Druck auch Schaden anrichten. Spezialisten wie Masseure oder Physiotherapeuten kennen und fühlen problematische Stellen am Körper des Massierten sofort, Laien nicht. Um Probleme wie Knochenhautreizungen zu vermeiden, sind bestimmte Anwendungsregeln wichtig (dazu später mehr).
Massagepistolen werden mit verschiedenen Aufsätzen oder Köpfen geliefert, die pulsieren, sobald der Benutzer das Gerät anschaltet. Die Intensität der Massage ist in bis zu 30 Stufen einstellbar, um die Durchblutung der Muskulatur zu verbessern oder Verspannungen zu lösen. Auch die Regeneration der Muskeln nach anstrengenden Sporteinheiten lässt sich durch die punktuelle Massage beschleunigen. Stiftung Warentest hat verschiedene Massagepistolen gecheckt. Das beste Gesamtpaket liefert demnach die Fascia Gun von Blackroll, weil sie nicht mit Schadstoffen belastet ist und mit langer Akkulaufzeit und geringer Lautstärke überzeugen kann. Aktuell ist das vergleichsweise teure Markengerät zum reduzierten Preis erhältlich.
In vielen Produktbeschreibungen heißt es zwar, eine Massagepistole sei auch dazu geeignet, die Muskeln vor dem Sport aufzuwärmen, davon rät Hans Ortmann aber eher ab. "Eine ordentliche Erwärmung muss von innen kommen, zum Beispiel angestoßen durch lockeres Jogging", sagt der Experte.
Grundregeln bei der Anwendung einer Massagepistole
Nur weiches Muskelgewebe damit behandeln, Knochen und Gelenke aussparen.
"Überall, wo etwas unter der Haut ist, wird es gefährlich", sagt Experte Ortmann. Beispielsweise bei festen oder elastischen Knoten unter der Haut.
Die Pistole nicht hart aufdrücken, sondern locker über die Haut fahren lassen. Zur Regeneration 90 bis 120 Sekunden über jeden Muskelstrang gleiten.
Wenn bei der Behandlung Schmerzen auftreten, direkt abbrechen.
Der richtige Zeitpunkt für die Anwendung des Massage-Tools ist eher nach der Belastung als vor der Belastung. Es dient der Entspannung, ähnlich wie eine Stretching-Einheit nach dem Sport. Ortmann empfiehlt, regelmäßig die Massage-Methode zu wechseln: Mal mit der Massagepistole und mal mit der Hand. So entwickelt man, im wahrsten Sinne des Wortes, ein gutes Gespür für das eigene Muskelgewebe. Viele werden dann merken, dass natürliches Gewebe Zeit braucht, um sich zu verändern. "Verklebungen lösen sich nicht direkt auf, und bei Verspannungen muss Gewebe erst nachgeben", erklärt Ortmann.
30-Euro-Massagepistole als Alternative zum Markengerät
Mit bis zu 3.200 Mini-Schlägen pro Minute arbeitet die Massagepistole von Zerolia, die mit zehn wechselbaren Köpfen geliefert wird und 30 Geschwindigkeitsstufen bietet. Ein flexibles Einsteigermodell zu einem angemessenen Preis.
Gewicht: 1,1 Kilogramm
Akkulaufzeit laut Hersteller bis zu 6 Stunden
Mit 35 Dezibel sehr leise
Praktischerweise sind Massagepistolen relativ kompakt und pflegeleicht. Sie lassen sich also gut mitnehmen oder bei der Arbeit platzsparend im Büro-Schreibtisch verstauen – im Gegensatz zu einem menschlichen Masseur.
Die Tools ersetzen aber auch keinen Massage-Profi, sie sind eher als Ergänzung zu sehen. Hans Ortmann rät dazu, sich einfach mal eine Einheit beim Masseur zu gönnen und die Massagepistole mitzubringen, um sich vom Profi Kniffe und Griffe zeigen zu lassen. Denn am Ende sei die richtige Art der Massage entscheidend und nicht unbedingt das Tool. Ein Fachmann kann auch feststellen, ob hinter den Verspannungen eventuell ein Problem steckt, das durch eine Therapie gelöst werden sollte.

