Die Hymnen der WM-Teilnehmer "Hört ihr das Brüllen der Krieger?"
09.06.2010, 15:15 UhrAuch in Südafrika werden die WM-Teilnehmer wieder ihre Nationalhymne zum Besten geben. Aber was genau singen die da eigentlich? Die Texte sind jedenfalls nichts für zarte Gemüter.
Blutrünstiges Kampfgeschrei, Verherrlichung und Todesverachtung - wenn die Mannschaften und ihre Anhänger bei der Fußball-WM ihre Nationalhymnen schmettern, strotzen die Texte nur so vor Pathos und Kriegsrhetorik. Die Franzosen etwa geloben, das Blut der Feinde möge "unserer Äcker Furchen tränken", die Portugiesen rufen zu den Waffen, die Argentinier besingen den Ruhm oder einen "glorreichen Tod".
Die französische Marseillaise bleibt die Königin der Hymnen. "Hört ihr im Land das Brüllen der grausamen Krieger? Sie rücken uns auf den Leib, Eure Söhne, Eure Ehefrauen zu köpfen", ist eine der eingängigsten Passagen. Franck Ribery zum Beispiel wird vor all' diesen Tigern warnen, die "erbarmungslos die Brust ihrer Mutter zerfleischen!" Immerhin: "Eure verruchten Pläne werden euch endlich heimgezahlt!"
Angenehm lyrisch und friedlich ist dagegen Südkoreas Aegukga. Poetisch heißt es dort: "Wie eine wetterfeste Kiefer auf dem Namsan-Berg, wie die unveränderliche Stimme des Windes, so sei unser Wesen, fest und unbeugsam." Doch dies ist eher die Ausnahme - selbst die Neuseeländer sind bereit zum Kampf. "Herr der Schlachten, schlage mit Deiner Macht unsere Feinde in die Flucht!", singen sie. Aber, dies sei zur Ehrenrettung erwähnt, auch: "Friede, nicht Krieg soll unser Ruhm sein."
Mit wem man sich nicht anlegen sollte
Mit Algerien sollte man sich besser nicht anlegen. "Wir schwören beim zerstörerischen Blitzstrahl, bei den Strömen reinen Blutes, die vergossen wurden, und ob wir leben oder sterben, dass Algerien leben möge", lautet der Text der Kassaman. Italien, "seit Jahrhunderten getreten und ausgelacht", will "die Reihen schließen" und, wenn es nötig ist, bis in den Tod gehen. Mexiko lässt "die Erde im Innersten erbeben zum Donnergrollen der Kanonen". Paraguay, recht schnörkellos, fordert: "Die Republik oder der Tod!"

Aber auch die Freiheit spielt in vielen Nationalhymnen eine große Rolle.
(Foto: picture alliance / dpa)
Viele Hymnen nennen die Freiheit und die Befreiung von Unterdrückung als oberstes Ziel. "Wenn wir es schaffen, diese Gleichheit zu erkämpfen, in Deinem Namen, Freiheit, trotzt unsere Brust sogar dem eigenen Tod", behauptet Brasilien. Argentinien hört "den Lärm gesprengter Ketten", Griechenland hat seine Unabhängigkeit teuer bezahlt: "Die du aus der Griechen Knochen wutentbrannt entsprossen bist, die das Sklavenjoch zerbrochen, holde Freiheit, sei gegrüßt!"
Welches Land ist das schönste?
Eines ist allen Hymnen gemein: Die unendliche Schönheit des Landes wird überhöht und ausgiebig gepriesen. "Von Natur aus ein Gigant, bist Du schön und stark, unerschrockener Koloss" - gemeint ist Brasilien. Auch Chile scheint paradiesisch zu sein: "Deine Äcker und blumigen Auen sind fürwahr Edens glückliches Bild." Dänemark? "Ein lieblich Land im Schatten breiter Buchen am salz'gen Ostseestrand!" Slowenien erhebt das Glas zum Trinkspruch ("Die Rebe hat uns wieder den süßen Labetrunk beschert...").
Auch beste Wünsche für das Staatsoberhaupt sind ein beliebtes Thema. Angesichts der Vergangenheit mahnt die nigerianische Hymne an: "Gott möge unsere Führer richtig lenken!" England bittet den Allmächtigen, die Feinde der Königin zu "zerstreuen: Und lass sie untergehen!"
Nordkorea setzt korrekte Entscheidungen der Führung voraus. Stattdessen wird daran erinnert, dass "das Verdienst eines klugen Volkes" eine "großartige Kultur" hervorbrachte. Das Handeln solle, "gebunden an die Wahrheit, ein Nest für den Arbeitsgeist sein, mein wunderschönes Vaterland."
Südafrika zeigt sich harmlos
Die Gastgeber übrigens kommen völlig harmlos daher. "Herr, beende Kriege und Zwistigkeiten. Herr, segne Afrika", heißt es in der südafrikanischen Hymne. Nur für die Spanier gibt es gar nichts zu singen: Der "Marcha Real" hat keinen Text.
Quelle: ntv.de, Thomas Nowag, sid