Der Rammstoß gegen Battiston "Schumacher hat sich lustig gemacht"
04.07.2014, 13:38 Uhr
WM-Halbfinale 1982, Deutschland spielt gegen Frankreich: In der 60. Minute stürmt DFB-Keeper Toni Schumacher aus seinem Tor und checkt Patrick Battiston um. Der Franzose bleibt bewusstlos liegen. Drei Jahrzehnte später ist er immer noch sauer.
Wenn Deutschland gegen Frankreich spielt, darf eine Erinnerung nicht fehlen: die an das Aufeinandertreffen von Toni Schumacher und Patrick Battiston. Im Halbfinale der Weltmeisterschaft 1982 in Spanien hatte Schumacher den auf ihn zueilenden Battiston mit Ellenbogen und Hüfte umgerammt, der Franzose blieb mit einem angebrochenen Halswirbel und einer Gehirnerschütterung bewusstlos liegen.
Mehr als 30 Jahre später spült das WM-Viertelfinale in Rio de Janeiro alles wieder an die Oberfläche: Schumachers Rammstoß gegen Battiston, seinen flapsigen Spruch von den Jacket-Kronen, der ihn 38 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs bei vielen Franzosen der nächsten Generation zum Prototypen des "hässlichen Deutschen" machte. Die Wunden über die Szene sind offenbar noch immer nicht geheilt.
"Toni Schumacher ist in mich reingedonnert, dann war ich bewusstlos und habe zwei Zähne verloren", sagte Battiston Sky Sport News HD. "Er hat sich nicht nach mir erkundigt und hat sich sogar ein bisschen darüber lustig gemacht und gesagt, er würde mir Goldzähne kaufen - das war nicht wirklich geschickt. Die ganze deutsche Mannschaft hat in Frankreich unter dem Verhalten von Toni Schumacher gelitten."
"Freunde werden wir nicht mehr"
Schumacher reagiert mit Unverständnis auf die wenig versöhnlichen Äußerungen Battistons. "Ich wundere mich darüber sehr", sagte Schumacher. "Vor einem Jahr beim Länderspiel in Paris habe ich all diese Spieler und den damaligen Trainer getroffen. Da hat aber niemand etwas in diese Richtung zu diesem Thema gesagt", sagte Schumacher: "Wir haben zusammen gegessen und Wein getrunken. Da ist überhaupt nichts aufgekommen von 1982."
Maxime Bossis, der damals im Elfmeterschießen im entscheidenden Versuch an Schumacher gescheitert war, forderte die aktuelle Equipe Tricolore und Trainer Didier Deschamps mit Blick auf das Halbfinale zuletzt auf: "Rächt Sevilla!" Battiston selbst lässt kein gutes Haar an Schumacher. "Wir begegnen uns, wenn es sich nicht vermeiden lässt", sagte der 57-Jährige: "Aber Freunde werden wir nicht mehr."
Schumacher, mit dieser Aussage konfrontiert, erwidert: "Das muss er wissen." Schumacher betonte: "Für mich gab es in dieser ganzen Battiston-Affäre eine wichtige Szene: Als ich mich entschuldigt habe. Er hat die Entschuldigung angenommen - und damit war die Angelegenheit für ihn und mich erledigt. Aber die deutschen und die französischen Medien wollen die Geschichte ja immer wieder hören."
Dass die Diskussionen das WM-Viertelfinalspiel beeinflussen könnten, glaubt der Vize-Präsident des 1. FC Köln nicht. "Die Spieler von heute waren doch damals noch gar nicht geboren", sagte Schumacher: "Sie glauben doch nicht, dass sich ein einziger deutscher Spieler dadurch nervös machen lässt!"
Quelle: ntv.de, cro/dpa/sid