Hochtief-Aktionäre zeigen kalte Schulter ACS stößt auf Widerstand
08.10.2010, 14:37 UhrDer spanische Baukonzern ACS hat bei einer etwaigen Übernahme von Hochtief noch viele Hürden zu überwinden. Die Hochtief-Großaktionäre sind alles andere als begeistert; eine Übernahme durch ACS würde dem Essener MDax-Unternehmen nicht nutzen, heißt es. Hochtief stuft das ACS-Vorgehen als feindlich ein.
Die Übernahmepläne des spanischen ACS-Konzerns für Hochtief stoßen bei Großaktionären des Essener Baukonzerns auf Ablehnung. Mehrere Fonds-Manager teilten mit, sie würden ihre Hochtief-Aktien nicht in ACS-Aktien tauschen. Er glaube nicht, dass eine Übernahme Hochtief nutzen werde, sagte LBBW-Fondsmanager und -Analyst Markus Zeiß. Sollte es zu einer Übernahme kommen, hoffe er, dass ACS 80 Euro pro Hochtief-Aktie zahle.
Ein weiterer Fondsmanager, der nach eigenen Angaben fast ein Prozent der Aktien hält, forderte einen Aufschlag von bis zu 30 Prozent auf den Kurs, was rund 80 Euro entspricht. "Das ist ein unmoralisches Angebot", sagte er zur ACS-Offerte. Weitere Fondsmanager gaben sich ebenso ablehnend und äußerten den Verdacht, dass ACS mit Hochtief seine Bilanz aufhübschen wolle.
Der spanische Konzern hatte vor einem Monat überraschend sein Interesse angemeldet und bietet acht eigene Anteilsscheine für jeweils fünf Hochtief-Aktien. Zum Zeitpunkt der Ankündigung bewertete ACS die Hochtief-Aktie mit rund 56 Euro, zuletzt kosteten die im MDax notierten Papiere 63,92 Euro. Einen Aufschlag für die Anteilseigner gibt es damit nicht. Die Spanier halten bereits knapp 30 Prozent an Hochtief, wollen sich aber die Mehrheit sichern. Beim Unternehmen ist der Vorstoß aber auf heftigen Widerstand gestoßen.
Angeblich auch Übernahme-Befürworter
Zuspruch für das Angebot war unter den befragten Anteilseignern nicht auszumachen - kein Manager sagte, seine Gesellschaft wolle ihre Hochtief-Aktien in ACS-Aktien tauschen. Einige der befragten Fondsgesellschaften haben allerdings noch keine Entscheidung getroffen.
Der "Financial Times Deutschland" zufolge gibt es aber auch Befürworter einer Hochtief-Übernahme: "Wir begrüßen das Vorgehen von ACS, denn Hochtief ist wertvoller, als es die Marktkapitalisierung zeigt", zitiert die Zeitung Manager Patrick Bierbaum vom britischen Hedgefonds Centaurus Capital. Bierbaum machte aber keine Aussage, ob sein Fonds die Offerte annehmen wird. Die Renditejäger spekulierten auf die Ausgliederung von Hochtiefs Australien-Tochter Leighton, hieß es in dem Blatt weiter. ACS hat indes öffentlich beteuert, dass Leighton bei Hochtief bleiben solle. Eine Zerschlagung sei nicht geplant.
Furcht vor der ACS-Axt
Hochtief stuft das Vorgehen des spanischen Großaktionärs als feindlich ein und wehrt sich mit allen Mitteln. "Wo für Hochtief und vor allem seine Aktionäre die Vorteile liegen sollen, erkennen wir nicht, und dies hat auch ACS noch nicht dargelegt", hatte Hochtief-Chef Herbert Lütkestratkötter gesagt.
Auch bei den Mitarbeitern stößt ACS auf Ablehnung. Sie fürchten, ACS wolle die Axt bei den 11.000 deutschen Hochtief-Arbeitsplätzen und den 68.000 Stellen weltweit anlegen und hatten deswegen erst kürzlich öffentlich protestiert.
Quelle: ntv.de, wne/rts