Wirtschaft

Umsatz und Verlust ziehen an Air France-KLM zerrt am Ruder

Jeder zehnte Arbeitsplatz steht auf der Liste.

Jeder zehnte Arbeitsplatz steht auf der Liste.

(Foto: dapd)

Mit aller Kraft stemmt sich die größte Fluggesellschaft Frankreichs gegen den Druck steigender Kosten: Im abgelaufenen Quartal laufen die Geschäfte zwar wieder deutlich besser. Unter dem Strich fällt das Ergebnis allerdings sehr viel schlechter aus als erwartet. Die Aktie reagiert mit einem Kurssprung.

"So notwendig wie nie zuvor": Jean-Cyril Spinetta, Verwaltungsratschef der Air France-KLM Group.

"So notwendig wie nie zuvor": Jean-Cyril Spinetta, Verwaltungsratschef der Air France-KLM Group.

(Foto: Reuters)

Bei Air France-KLM macht sich der intern umstrittene Sparkurs in den Geschäftszahlen bemerkbar: Die Fluggesellschaft halbierte im abgelaufenen zweiten Quartal ihren operativen Verlust überraschend deutlich auf nur noch 66 Mio. Euro. Im Vorfeld befragte Analysten hatten mit einem operativen Minus in einer Höhe von 216 Mio. Euro gerechnet.

Der wichtigste europäische Wettbewerber der größten deutschen Fluggesellschaft Lufthansa begründete die ersten Anzeichen einer Trendwende unter anderem mit einem höheren Passagieraufkommen. Die Erlöse bei Air France stiegen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 4,5 Prozent auf 6,5 Mrd. Euro.

Für Anteilseigner birgt der Quartalsbericht trotz aller Fortschritte eine böse Überraschung: Wegen der Restrukturierungskosten für den Konzernumbau erhöht sich der Nettoverlust auf 895 Mio. Euro. Analysten hatten hier im Schnitt mit einem Minus von 211 Mio. Euro gerechnet.

Der französisch-niederländische Konzern leidet nicht nur unter den teuren Umbaumaßnahmen, sondern auch unter anhaltend hohen Treibstoffpreisen. Vor Jahresfrist hatte Air France im zweiten Quartal unter dem Strich ein Minus von 197 Mio. Euro eingefahren.

Verwaltungsratschef Jean-Cyril Spinetta nutzte die schlechten Zahlen dazu, erneut Druck auf diejenigen Beschäftigten auszuüben, die dem Konzernumbau und einem massiven Stellenabbau kritisch gegenüberstehen.

"Verbesserungen bei der Produktivität und den Kosten sind so notwendig wie nie zuvor", betonte Spinetta. Selbst wenn sich das Ergebnis zuletzt verbessert habe, sei es noch immer negativ.

Spinetta spielte damit auf den Aufwärtstrend im operativen Geschäft an. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum schrumpfte das Minus dort um 55 Prozent - unter anderem wegen höherer Ticketpreise.

Im zweiten Halbjahr sollen Umstrukturierungen und Kostensenkungen noch stärker Wirkung zeigen. Im operativen Geschäft erwartet die Konzernspitze dann einen Gewinn von über 195 Mio. Euro und damit mehr als ein Jahr zuvor.

Das Umbauprogramm "Transform 2015" sieht unter anderem vor, bei Air France bis Ende 2013 rund 5100 Stellen zu streichen. Dies entspricht etwa jedem zehnten Arbeitsplatz. Für den Konzernumbau stellte der Konzern im zweite Quartal 368 Mio. Euro zurück. Zusammen mit Abschreibungen auf Finanzgeschäfte belastete dieser Schritt die Konzernzahlen mit mehr als 700 Mio. Euro.

Starke Reaktionen am Aktienmarkt

Die Aktie von Air France-KLM reagierte zu Wochenbeginn zunächst mit einem kräftigen Kurssprung auf die Geschäftszahlen. Bis zum Mittag kletterte der Kurs um knapp 15 Prozent auf 4,42 Euro. Beobachter verwiesen vor allem auf das operative Ergebnis: Die Verbesserungen bei dieser Kennzahl habe die Analysten positiv überrascht.

Die irische Fluggesellschaft Ryanair rechnet nach einem Gewinnrückgang zwischen April und Juni zwar auch mit weniger Profit im laufenden Geschäftsjahr, zweifelt aber nicht an schwarzen Zahlen. Hohe Treibstoffpreise brockten dem irischen Billigflieger im ersten Geschäftsquartal (bis Ende Juni) einen Gewinneinbruch ein.

Der Überschuss schrumpfte bei Ryanair unter dem Strich um 29 Prozent auf 99 Mio. Euro. Der Umsatz bei Europas größtem Billigflieger legte um elf Prozent auf 1,3 Mrd. Euro zu. Damit konnte das Unternehmen mit Sitz in Dublin die höheren Belastungen allerdings nur zum Teil ausgleichen.

Konzernchef Michael O'Leary hatte bereits im Mai angekündigt, dass der Gewinn im laufenden Geschäftsjahr 2012/2013 (bis Ende März) voraussichtlich zurückgehen werde. "Unser Ausblick für das laufende Jahr bleibt verhalten", sagte O'Leary.

O'Leary rechnet weiterhin damit, dass der um Sondereinflüsse bereinigte Überschuss im Geschäftsjahr 2012/2013 auf 400 bis 440 Mio. Euro sinkt. Seine Airline könne die Ticketpreise kaum so stark anheben, dass sie die steigenden Ausgaben für Kerosin decken, hatte das Management argumentiert.

Im Geschäftsjahr 2011/2012 hatte das Unternehmen seinen Gewinn dank eines Sondererlöses aus dem Ticketverkauf um die Hälfte auf 560 Mio. Euro gesteigert. Auch ohne Sondereffekte war der Überschuss noch um ein Viertel auf 503 Millionen Euro gestiegen.

Die Deutsche Lufthansa, Europas größte Fluggesellschaft, will ihre Quartalszahlen am Donnerstag (2. August) veröffentlichen.

Quelle: ntv.de, dpa/rts

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