Trotz Milliarden-Umsatz Amazon zahlt nur zwölf Millionen Steuern
09.05.2014, 17:50 Uhr
Amazons Steuerpraxis ist legal, stößt vielen dennoch sauer auf. Und Amazon ist kein Einzelfall.
(Foto: REUTERS)
Steuervermeidung von US-Großkonzernen in Europa ist ein heiß diskutiertes Thema. Neben Google, Apple und McDonald's steht auch Amazon am Pranger. Der weltgrößte Online-Händler betont, er halte sich an die Gesetze.
Geringe Steuerzahlungen bei hohen Einnahmen? Amazon muss in Großbritannien für das vergangene Jahr umgerechnet nur rund 12,2 Millionen Euro Steuern zahlen. Dabei kam der US-Konzern dort im selben Zeitraum auf Umsätze von fast neun Milliarden Euro. Hintergrund der vergleichsweise geringen Last ist, dass der Online-Händler den Großteil seiner Europa-Gewinne in Luxemburg versteuert, wo meist ein geringerer Satz fällig wird.
Dennoch hat Amazon auf der Insel bislang nie mehr berappen müssen. Einem Experten zufolge könnte das darauf hindeuten, dass die Finanzämter Amazon nach der öffentliche Diskussion um Steuervermeidung unter Druck setzen.
So meldete der britische Amazon-Ableger für das vergangene Jahr einen Gewinnanstieg von 56 Prozent, während der Umsatz nur um 13 Prozent zulegte. Hintergrund könnte sein, dass Amazon von den Steuerbehörden zur Änderung seiner internen Abrechnung gedrängt wurde, sagte der auf Bilanzierung spezialisierte Professor der Universität Essex, Prem Sikka. Die britischen Steuerbehörden waren für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
Nach früheren Reuters-Recherchen ist es Amazon gelungen, mit Hilfe seiner Luxemburger Firmen-Konstruktion 2012 rund 2 Milliarden Dollar steuerfrei beiseitezulegen - Geld, das nun für die Expansion der Firma genutzt wird.
Steuervermeidung ist legal
Strategien zur Steuervermeidung von international tätigen Konzernen gelten als legal, sorgen aber immer wieder für Empörung. Vor allem namhafte US-Konzerne mischen mit: Unternehmen wie Amazon, Google, Apple oder auch Starbucks und McDonald's verdienen in Europa viel Geld, zahlen aber kaum Steuern darauf. Einer früheren Analyse des "Guardian" zufolge, zahlten Amazon, Google, Facebook und Starbucks in Großbritannien über einen Zeitraum von vier Jahren und bei umgesetzten rund 3 Milliarden Britischen Pfund lediglich knapp 30 Millionen Britische Pfund an Steuern.
Innerhalb der Europäischen Union erlauben diverse unterschiedliche Steuergesetze eine umfassende und komplexe Verlagerung von Gewinnen. Entsprechende Schlupflöcher gibt es beispielsweise auch in Irland und den Niederlanden. Amazon, Google und Apple betonen, sie hielten sich in allen Ländern, in denen sie Geschäfte machen, an die Steuergesetze.
Quelle: ntv.de, bad/rts