Neue Spitze für Chemieriese BASF macht Bock zum Chef
31.05.2010, 13:25 UhrIm Rennen um die Nachfolge von BASF-Chef Hambrecht setzt sich Finanzchef Bock gegen seine Rivalen durch. Bereits ein Jahr vor dem Stabswechsel regelt der weltgrößte Chemiekonzern seine wohl wichtigste Personalie der kommenden Jahre.
Kurt Bock soll im Mai 2011 das Ruder beim weltgrößten Chemiekonzern übernehmen. Der 51-Jährige, der als detailverliebter Zahlenkenner gilt, hat sich damit gegen Asienchef Martin Brüdermüller durchgesetzt, der ebenfalls als heißer Kandidat für die Nachfolge des 63-jährigen Hambrecht galt. Brudermüller soll auf der Hauptversammlung zum stellvertretenden Chef berufen werden.
Mit der Ankündigung überraschte BASF am Montag alle Branchenkenner, die erst in einigen Wochen mit einer Entscheidung gerechnet hatten. Konzernchef Hambrecht, der die Bundesregierung unter anderem bei der Wirtschaftspolitik in Asien beraten hat, hatte bereits im vergangenen Jahr angekündigt, seinen Vertrag nicht mehr zu verlängern. "Für mich ist 2011 Schluss", erklärte er damals in einem Interview. Hambrechts Wort hatte zuletzt über das Unternehmen und die Branche hinaus Gewicht. Als Chef des weltgrößten Chemiekonzerns wurde er in der Öffentlichkeit oft als Stimme der gesamten deutschen Industrie wahrgenommen.
Erfahren und vielseitig
"Mit Kurt Bock übernimmt ein international erfahrener und vielseitiger Unternehmer die Führung der BASF", erklärte Aufsichtsratschef Eggert Voscherau. Bock ist ein promovierter Betriebswirtschaftler, der als Herr der Zahlen bei BASF bisher oft mit einer schwer verdaulichen Materie zu tun hat. Von Beobachtern wird Bock daher häufig als spröde beschrieben. Analysten loben dagegen seine Detailkenntnis. Auch Finanzkennzahlen, die weniger im Blick stehen, kennt er bei Konferenzen häufig bis in die Nachkommastelle genau. An der Börse wurde die Berufung Bocks positiv aufgenommen. Die BASF-Aktie lag am Nachmittag gut ein Prozent im Plus.
Bock wurde 1958 in Rahden in Ostwestfalen geboren, ist verheiratet und hat drei Kinder. Seine Karriere bei BASF startete er 1985 im Finanzressort. Zwei Jahre später stieg er zum Leiter des Stabes des Finanzvorstands der damaligen BASF AG auf, 1991 wurde er Leiter einer Unterabteilung für technische Kunststoffe. Anschließend arbeitete er mehrere Jahre beim Autozulieferer Robert Bosch, wo er unter anderem Leiter Finanzen war. 1998 kehrte er zu BASF zurück und wurde Finanzchef des Nordamerika-Geschäfts. 2003 rückte er zum Finanzchef im Konzernvorstand der BASF SE auf. Zudem leitet er seit 2007 das gesamte Nordamerika-Geschäft des Chemieriesen.
Sein künftiger Stellvertreter Brudermüller ist promovierter Chemiker. Der 49-jährige Schwabe ist seit 1988 bei der BASF in verschiedenen Positionen tätig. Im Konzernvorstand sitzt er seit 2005. Dort leitet er unter anderem das strategisch wichtige Asiengeschäft, in dem der Konzern zuletzt die stärksten Wachstumsraten verzeichnete. Wie die Kompetenzen im Vorstand künftig geregelt werden und wer möglicherweise neu in das Gremium berufen wird, will der Aufsichtsrat erst Anfang 2011 entscheiden.
Quelle: ntv.de, rts