Abwarten, Ruhe bewahren Bernanke setzt auf 2012
13.12.2011, 21:23 Uhr
Fed-Chef Bernanke behält sich alle Optionen offen.
(Foto: REUTERS)
Ben Bernanke hält sein letztes Pulver trocken. Der Fed-Chef belässt den US-Leitzins auf historisch niedrigem Niveau und beteuert zudem, im Notfall "geldpolitisch" eingreifen zu können. An den Märkten kommt das nicht gut an.
Die US-Zentralbank hält sich ihre geldpolitischen Optionen für 2012 offen. Die Währungshüter ließen ihre geldpolitischen Instrumente unangetastet. Bei Bedarf werde die Notenbank jedoch zur Förderung des Wirtschaftswachstums eingreifen, teilte die Federal Reserve mit. Die US-Wirtschaft wachse trotz einer globalen Abschwächung moderat. Trotz einiger Verbesserung am Arbeitsmarkt bleibe die Arbeitslosenquote aber hoch. Ihren Leitzins beließen die Währungshüter bei der eintägigen Sitzung des Offenmarktausschusses (FOMC) wie erwartet bei 0 bis 0,25 Prozent. Die Zentralbank bekräftigte zudem ihre Absicht, den Leitzins bis mindestens Mitte 2013 außergewöhnlich niedrig zu halten.
Der weniger wichtige Diskontsatz verharrte bei 0,75 Prozent. Manche Experten hatten eine Senkung um 25 Basispunkte erwartet, nachdem die größten Notenbanken der Welt bei einer konzertierten Aktion am 30. November den Zinssatz für Dollar-Swaps auf 0,50% gesenkt hatten. Allerdings wäre dies lediglich ein symbolischer Schritt gewesen, um die Bedingungen für die US-Geschäftsbanken auch optisch an die internationale Situation anzugleichen. Das sogenannte Diskontfenster kommt nur in Notfällen zum Einsatz.
Nur eine Stimme fürs lockere Geld
Der Präsident der Federal Reserve von Chicago, Charles Evans, votierte erneut für eine zusätzliche Lockerung der Geldpolitik. Zuletzt hatte eine Reihe von günstigeren Konjunkturdaten allerdings die Hoffnung auf eine bessere Wirtschaftsentwicklung keimen lassen. Nun dürften die US-Währungshüter um Fed-Chairman Ben Bernanke abwarten, ob sich ein kräftigerer Aufschwung tatsächlich einstellt oder von der europäischen Schuldenkrise abgewürgt wird.
Während der Finanzkrise 2008 und 2009 hatte die US-Zentralbank ihren Leitzins auf das Rekordtief von 0 bis 0,25 Prozent gesenkt und mit gewaltigen Geldspritzen versucht, das Wirtschafts- und Finanzsystem vor einem Kollaps zu bewahren. In einer ersten Runde der quantitativen Lockerung kaufte die Notenbank für 300 Mrd. Dollar US-Staatsanleihen und für rund 1,2 Billionen Dollar andere Wertpapiere, etwa mit Immobilien besicherte Anleihen und Papiere der staatlichen Hypothekenfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac. In einer zweiten Runde kaufte die Notenbank weitere US-Staatsanleihen für 600 Mrd. Dollar.
"Operation Twist"
Im September dieses Jahres begann die Federal Reserve dann die "Operation Twist"; dabei handelt es sich um eine Umschichtung der von ihr gehaltenen Staatsanleihen, bei der kurzfristige durch langfristige Titel ersetzt werden, um die Zinsen am langen Ende zu drücken. Bis Mitte 2012 will die Notenbank langlaufende Anleihen für rund 400 Mrd. Dollar kaufen und im Gegenzug kurzlaufende Papiere abstoßen. Um den Unternehmen Planungssicherheit zu verschaffen, hat die Fed zudem versprochen, den Leitzins bis Mitte 2013 auf einem äußerst niedrigen Niveau zu belassen.
Quelle: ntv.de, DJ