Rohstoff-Engpass in Japan Brüderle verspricht Hilfe
16.10.2010, 19:35 UhrDie Situation der japanischen Wirtschaft scheint brenzliger zu sein als bislang bekannt: Aufgrund der Spannungen mit China drohen offenbar akute Probleme bei der Versorgung mit einigen Industriemetallen. Eine strategische Rohstoff-Allianz mit Deutschland soll Japan aus der Abhängigkeit von China befreien.
Deutschland und Japan wollen bei der Versorgung mit knappen Industriemetallen stärker zusammenarbeiten. Das teilte Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) nach einem Treffen mit seinem japanischen Kollegen Akihiro Ohata mit. Bei dem Gespräch in Tokio habe Ohata von der Gefahr gesprochen, dass Japans Bestände an "Seltenen Erden" bereits in vier Wochen versiegen könnten.
Diese Metalle sind unter anderem für die Elektroindustrie unentbehrlich und werden in kleinen Mengen für den Bau von Akkus, Prozessoren, optischen Geräte, Mobiltelefonen und anderen Produkten der Unterhaltungselektronik benötigt. China, das derzeit mehr als 90 Prozent der weltweiten Produktion dieser Metalle fördert und weltweit über die größten Reserven verfügt, hatte seine Lieferungen an Japan wegen politischer Spannungen eingestellt.

Seltene Erden sind nicht selten, sondern knapp: Die neue Rohstoff-Agentur soll sich darum kümmern.
(Foto: REUTERS)
In Deutschland sei ein derartiger Engpass noch nicht absehbar, sagte Brüderle auf der Rückreise von Asien nach Deutschland. Angesichts der konstant steigenden Preise dieser exotischen Rohstoffe habe auch Deutschland ein Interesse daran, dass neben China weitere Länder ihre Vorkommen an den Metallen erschließen und exportieren. Darauf wollen Deutschland und Japan insbesondere bei Namibia, der Mongolei und den USA hinarbeiten, wie Brüderle mitteilte. An diesen Bemühungen könnten sich auch andere Staaten beteiligen.
China hat den Export der begehrten Rohstoffe stark eingeschränkt. Handelsminister Chen Deming hatte dies damit erklärt, dass die Förderung dieser Metalle stark schädigende Auswirkungen auf die Umwelt habe und die Vorkommen der Volksrepublik außerdem bereits in 15 Jahren erschöpft sein würden.
Zu den Metallen der Seltenen Erden gehören unter anderem Scandium, Yttrium, Lanthan und Lutetium. Ihren Namen verdanken sie der Tatsache, dass sie zunächst in einigen seltenen Mineralen entdeckt und deshalb als rar angesehen wurden. Sie gehören jedoch nicht zu den ausgesprochen seltenen chemischen Elementen.
Quelle: ntv.de, AFP