Airlines wollen an die Spitze China greift am Himmel an
26.03.2012, 13:11 Uhr
China Air ist bereits Branchenprimus im Luftgeschäft.
(Foto: REUTERS)
Chinas Fluglinien machen Ernst. Sie bieten vermehrt auch Flüge aus Asien nach Europa und Nordamerika über ihre Drehkreuze an - und zwar zum Schnäppchenpreis. Dank ihrer heimischen Stärke können sich Air China und Co. das leisten, Gewinne machen sie trotzdem. Damit drohen sich die Gewichte in der Flugbranche dramatisch zu verschieben.
Die boomende Wirtschaftsmacht China greift nun auch im Luftverkehr an. Bislang galt das bevölkerungsreichste Land als Möglichkeit zum Wachstum für die etablierten Airlines, die für Milliarden neue Flugzeuge bestellt haben. Doch nun drehen die chinesischen Fluglinien den Spieß um. Die großen Flugkonzerne des Landes zieht es zunehmend ins globale Passagier- und Frachtgeschäft. Die Gewichte in der Branche könnten sich dramatisch verschieben.
Die drei größten Fluggesellschaften im Reich der Mitte, die in dieser Woche ihre Jahreszahlen vorlegen, haben mit der Ausweitung ihres Angebots begonnen. Sie bieten Flüge aus Asien nach Europa und Nordamerika über ihre Drehkreuze zum Schnäppchenpreis an. Damit drängen sie in einen Markt, der vor allem von der niederländischen KLM, Singapore Airlines und zuletzt mehr und mehr von Emirates aus Dubai erfolgreich beackert wurde.
Nicht weniger als 70 Prozent der Passagiere im weltweiten Luftverkehr werden momentan über Drehkreuze am Persischen Golf geschleust. Der rasche Aufschwung der dortigen Fluggesellschaften hat die einstigen Platzhirsche wie Deutsche Lufthansa und Delta Air aufgebracht. Sie werfen ihren Konkurrenten vor, von ungerechtfertigten Subventionen zu profitieren, was die Emporkömmlinge zurückweisen. Branchenexperten halten den Konflikt jedoch für kurzsichtig angesichts der Entwicklungen in China.
Scharfe Töne
"Der große Vorteil der Chinesen ist, dass sie ein enormes Passagieraufkommen in ihr und aus ihrem Land haben", erklärt Peter Harbison vom Centre for Aviation, einem in Sydney ansässigen Beratungshaus. Die Fluggesellschaften von dort können den Großteil ihrer Maschinen mit gut zahlenden Inlandsgästen füllen und den verbleibenden Platz zu günstigen Preisen verkaufen. Durch ihre geographische Lage können sie zudem die kürzesten Flüge aus den meisten Teilen Asiens nach Europa und den USA anbieten.
Im Gegensatz zur Auseinandersetzung mit den Rivalen vom Golf scheuen die Alteingesessenen im Umgang mit den Chinesen scharfe Töne. Einerseits wollen sie ihre chinesischen Partner nicht gegen sich aufbringen, andererseits wollen sie diplomatische Verwicklungen auf dem so wichtigen Markt vermeiden.
Air China gibt den Takt vor
Schon jetzt gehören Air China, China Southern und China Eastern zu den zehn größten Fluggesellschaften der Welt nach Kapazität. Air China ist mit 11,8 Mrd. Dollar - fast das Doppelte der Lufthansa - das wertvollste Unternehmen der Branche.
China Southern hat sich bisher am aggressivsten als die billigste Möglichkeit für Flüge von Asien nach Europa vermarktet. Das liegt auch daran, dass die in Guangzhou beheimatete Airline am stärksten vom Ausbau des Hochgeschwindigkeitsbahnnetzes bedroht ist. Sie bietet die Strecke als "Kanton-Route" an und spielt damit auf die "Känguru-Route" an, die jahrzehntelang von Gesellschaften wie British Airways und Qantas bedient wurden.
Halb so teuer wie Qantas?
Die Fluglinie hat die Strecke von Sydney nach Paris und zurück schon für rund 1150 Dollar angeboten. Branchenexperte Harbison zufolge kostet die gleiche Route bei Qantas das Doppelte. Seit kurzem erscheinen diese Preise auch auf beliebten Buchungsportalen im Internet, zum Beispiel bei Expedia. Und die Chinesen arbeiten hart daran, ihren Ruf beim Service zu verbessern.
Alarmieren sollten die westliche Konkurrenz auch die Zahlen der China-Airlines. Trotz ihrer Billigoffensive schreiben diese schwarze Zahlen. China Eastern hat bei der Vorlage der Jahreszahlen den Anfang gemacht. Der Überschuss ging um knapp acht Prozent auf 4,6 Mrd. Yuan (rund 550 Mio. Euro) zurück. Für China Southern kalkulieren Analysten einen Gewinn von 610 Mio. Euro, Bei Air China wird ein Plus von 1,1 Mrd. Euro erwartet. Zum Vergleich: Die Lufthansa verbuchte 2011 einen Nettoverlust.
Quelle: ntv.de, DJ