Panne am Flughafen München Systemausfall stoppt Flugverkehr
06.07.2012, 18:30 Uhr
Schwarze Bildschirme bei der Flugsicherung: Im Tower fiel das Radarsystem für zwei Stunden aus.
(Foto: dapd)
Vor dem Wochenende bricht am Himmel über Bayern Hektik aus: Kurz nach Mittag stürzen bei der Flugsicherung in München die Computer ab. Zahlreiche Maschinen müssen am Boden bleiben. Die Kontrolle über Teile des süddeutschen Luftraums müssen die Lotsen abgeben. Die Behinderungen halten an.
Probleme mit einem computergesteuerten Radarsystem haben am Flughafen "Franz Josef Strauß" bei München vor dem Wochenende erhebliche Verzögerungen und Flugausfälle ausgelöst. Ein Systemausfall bei der Deutschen Flugsicherung (DFS) beeinträchtigte den Flugverkehr im gesamten süddeutschen Luftraum. Zeitweise konnte am Flughafen München kein einziges Flugzeug mehr starten, wie ein Sprecher sagte. Nur vereinzelt konnten Landungen abgewickelt werden.
Nach Angaben der Deutschen Flugsicherung fiel in der Münchner Kontrollzentrale von 12.45 Uhr bis 14.55 Uhr das Radarsystem aus. Die im betroffenen Luftraum fliegenden Flugzeuge seien mit einem Ersatzsystem von den Fluglotsen koordiniert worden. Für weitere Flüge sei der Luftraum gesperrt worden, so dass es im gesamten Luftverkehr zu Verspätungen gekommen sei. Betroffen gewesen sei der Luftraum über Bayern, Sachsen und Sachsen-Anhalt. Trotz der Störung habe es aber keine Sicherheitsgefährdung gegeben.
Flughafenbetreiber und Fluggesellschaften informieren im Internet, telefonisch und mit Mitarbeitern vor Ort über die aktuellen Flugstreichungen und Verzögerungen:
- Flughafen München: Ankunftszeiten
- Aktuelle Abflüge ab München
- Lufthansa: Fluginformationen / Flugstatus
- Übersicht: annullierte Lufthansa-Flüge
- Lufthansa-Gepäckermittlung
- Airport-Infos: 089 - 975-00
- Flugplanauskunft: 089 - 975 213 13
- Reisende vor Ort können sich an Mitarbeiter des Flughafens auf Ebene 03 wenden.
- Service-Hotline Lufthansa: 01805 - 805 805
- Service-Hotline Air Berlin: 01805 - 737 800
Deutschlands zweitgrößter Airport musste einem Flughafensprecher zufolge zeitweise gesperrt werden. "Da ging gar nichts." Lediglich Maschinen, die sich in der Nähe des nördlich der bayerischen Hauptstadt gelegenen Flughafens befanden, hätten noch landen können. Mehrere Flüge wurden komplett gestrichen. Daneben gab es reihenweise Verspätungen. Wegen der Probleme fiel auch ein deutsch-französisches Ministergespräch aus: Kulturstaatsminister Bernd Neumann wollte sich eigentlich mit der neuen französischen Kulturministerin Aurélie Filippetti in Paris treffen. Im Anschluss an ihre Gespräche sollten sie eigentlich gemeinsam die Veranstaltung "Berlin-Paris, ein Galerienaustausch" eröffnen.
Erst am Nachmittag kam Entwarnung: "Nach einem Systemausfall bei der Deutschen Flugsicherung wurde der Flugbetrieb am Münchner Flughafen wieder aufgenommen", hieß es in einer Mitteilung. Kurz vor 15.00 Uhr gelang es der Flugsicherung eigenen Angaben zufolge, das Hauptsystem wieder erfolgreich hochzufahren. Es sei jedoch weiterhin mit Einschränkungen zu rechnen. Den Angaben der DFS zufolge dürfte es noch mindestens bis zum Abend dauern, bis der Luftverkehr wieder in regulären Bahnen verläuft.
Bei der Deutschen Lufthansa, der größten Fluggesellschaft vor Ort, fielen mehr als 150 Flüge komplett aus, darunter auch Verbindungen durch den süddeutschen Luftraum wie etwa von Stuttgart nach Leipzig oder von Frankfurt nach Nürnberg.
Die Behinderungen ziehen sich demnach bis ins Wochenende: Für den Samstagmorgen strichen die Lufthansa-Planer bislang vier Verbindungen, jeweils von Leipzig, Bremen, London und Mailand nach München.
Passagiere sollten nachfragen
Der Airport arbeite wieder, hieß es, allerdings nur mit der Hälfte der Kapazität. Die Folgen des Ausfalls könnten den Flugverkehr weiter durcheinanderbringen. "Es kommt jetzt auf die Fluglinie an. Die müssen entscheiden, ob sie die Flüge trotz erheblicher Verspätungen noch durchführen wollen", sagte ein Sprecher.
Der Münchner Flughafen empfahl allen Fluggästen, sich über im Internet, im Videotextangebot oder bei ihren Fluggesellschaften über den aktuellen Status ihres Fluges zu informieren. "Bitte beachten Sie die aktuellen Ankunfts- und Abflugzeiten oder setzen Sie sich mit Ihrer Airline in Verbindung", hieß es.
Die Behinderungen im Flugverkehr wirkten sich weit über die Region München hinaus aus. Die Flugsicherung in München steuert normalerweise den Verkehr im gesamten Luftraum über Bayern. So war laut einer DFS-Sprecherin unter anderem der Überflugverkehr über dem Freistaat betroffen.
Da die DFS den Flugverkehr für kurze Zeit nicht mehr über Bayern führen konnte, wurden die Maschinen in den Verantwortungsbereich angrenzender Flugsicherungen umgelenkt. Über die Anzahl der betroffenen Flüge konnten zunächst weder die Flugsicherung noch der Flughafen München Angaben machen.
Kleinere Probleme in Nürnberg
Üblicherweise starten und landen in München 1100 Maschinen am Tag. Größer ist in Deutschland nur der Frankfurter Flughafen. An beiden Drehkreuzen ist die Lufthansa die größte Fluggesellschaft. Am Flughafen Nürnberg lief der Flugverkehr zunächst reibungslos weiter. "Es ist nicht so, dass der Luftraum generell gesperrt wäre", sagte Flughafensprecher Reto Manitz. "Bei uns fliegen definitiv weiter Flugzeuge, es kommt aber zu Verzögerungen."
Die Experten bei der Flugsicherung müssten die Daten nach dem Systemausfall manuell eingeben - in der Folge komme es "von fünf Minuten früher bis 55 Minuten später" zu Änderungen beim Flugplan, erläuterte Manitz. In den ersten anderthalb Stunden der Störung seien jeweils neun ankommende und neun abfliegende Maschinen betroffen gewesen.
Quelle: ntv.de, mmo/AFP/dpa/rts