Wirtschaft

Indischer Lkw-Markt Daimler attackiert Tata

Neues Daimler-Werk in Chennai.

Neues Daimler-Werk in Chennai.

(Foto: dpa)

Der deutsche Autobauer verstärkt sein Lkw-Engagement in Indien. Mit Verspätung wird ein Montage- und Komponentenwerk in Chennai eröffnet. Damit rücken die Stuttgarter dem indischen Konzern Marktführer Tata auf die Pelle.

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Mit jahrelanger Verzögerung will der weltgrößte Nutzfahrzeughersteller Daimler auf dem indischen Lkw-Markt vorpreschen und Marktführer Tata das Leben schwermachen. Der Dax-Konzern eröffnete dazu im südindischen Chennai ein umgerechnet rund 700 Millionen Euro teures Montage- und Komponentenwerk mit einer Produktionskapazität von zunächst 36.000 Lkw jährlich, das ursprünglich bereits 2010 in Betrieb gehen sollte.

Die ersten von Daimler-Ingenieuren vor Ort entwickelten und größtenteils mit Komponenten aus Indien gefertigten Lkw der Marke Bharat Benz sollen nun im dritten Quartal vom Band rollen. Im kommendem Jahr starte der Export, sagte Daimler-Manager Marc Llistosella.

Für die Stuttgarter drängt in Indien die Zeit, denn längst ist das wachstumsstarke Schwellenland zum drittgrößten Absatzmarkt für Lkw weltweit aufgestiegen. 2011 wurden dort mehr als 330.000 leichte bis schwere Lkw neu zugelassen. Die von Daimler zumeist in Europa, den USA und Japan gefertigten Lkw sind für indische Kunden zu teuer und für das dortige Straßennetz nicht robust genug. Daher mussten die Ingenieure gänzliche neue Lkw für den Subkontinent entwickeln, die mit gut 30.000 Euro nur halb so viel kosten sollen wie in Europa.

Bislang unangefochtener Marktführer in Indien bei Lkw ist der Autobauer Tata Motors, dem westliche Konkurrenten wie Volvo und Navistar seit Jahren Marktanteile abjagen wollen. Zum Verkaufsstart seiner neuen Lkw hat Daimler Verträge mit rund 70 Händlern und Werkstätten in Indien abgeschlossen, 2014 soll das Service- und Vertriebsnetz von Bharat Benz auf mehr als 100 Partner wachsen. Die Gewinnschwelle wird die indische Lkw-Tochter mit ihren derzeit 1400 Beschäftigten frühestens 2015 erreichen.

Indien wird zur Nagelprobe

Daimler brauche bei der Expansion in Schwellenländern wie Russland, Indien und China "genügend Ausdauer", hatte Daimler-Truck-Chef Andreas Renschler schon vor Jahren prognostiziert. Ursprünglich wollte er im Niedriglohnland Indien bereits 2010 leichte und schwere Lkw vom Band rollen lassen. Doch die zur Eroberung des indischen Markts anfänglich geplante Partnerschaft mit dem Motorrad-Bauer Hero zerschlug sich 2009 wegen knapper Kassen, seitdem ist Daimler auf dem Subkontinent allein unterwegs.

Für Daimler-Chef Dieter Zetsche wird Indien zu einer Nagelprobe: "Wenn man es hier nicht schafft, schafft man es nirgends auf der Welt", sagte der Manager bei der Werkseröffnung. "Denn für eine starke Position auf dem weltweiten Nutzfahrzeug-Markt ist eine starke Wettbewerbsposition in Indien nötig." Bereits vor knapp 60 Jahren montierte Mercedes-Benz in Indien gemeinsam mit Tata die ersten Nutzfahrzeuge, die Partnerschaft ging aber vor wenigen Jahren mit dem Verkauf eines Tata-Aktienpakets durch Daimler zu Ende.

2020 will Daimler weltweit mehr als 700.000 Lkw verkaufen, 2011 wurden rund um den Globus rund 426.000 ausgeliefert. Neben Indien hat Daimler auch in Russland, China, Brasilien und der Türkei seine Lkw-Aktivitäten verstärkt, um dieses Absatzziel zu erreichen.

Quelle: ntv.de, wne/rts

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