Wirtschaft

Zoff um MillionenzahlungenDekabank wirft Chef raus

03.04.2012, 09:00 Uhr
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Franz Waas 2009 vor dem HSH-Untersuchungsausschuss. (Foto: picture-alliance/ dpa)

Paukenschlag bei der Dekabank: Unmittelbar vor der Veröffentlichung der Jahresbilanz schasst der Sparkassen-Fondsdienstleister überraschend seinen Chef Waas. Stein des Anstoßes sind Tantiemeforderungen des nicht unumstrittenen Managers für vergangene Jahre.

Der Chef des Sparkassen-Fondsanbieters Dekabank muss im Streit um Boni in Millionenhöhe seinen Hut nehmen. Der Verwaltungsrat habe Franz Waas mit sofortiger Wirkung abberufen und von allen Aufgaben entbunden, teilte der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) überraschend mit. Das notwendige persönliche Vertrauensverhältnis sei nicht mehr gegeben, hieß es in einer knappen Erklärung, die nicht die in solchen Fällen üblichen Dankesformeln enthielt.

Der Verband, dessen Präsident Heinrich Haasis auch dem Deka-Aufsichtsgremium vorsitzt, verwies auf unterschiedliche Auffassungen über "zusätzliche Tantiemeforderungen" für 2008 und 2009. In Finanzkreisen hieß es, Waas habe für diese Zeit rückwirkend zusätzliche Boni von bis zu 2,5 Mio. Euro gefordert. Die Dekabank äußerte sich vor ihrer Jahrespressekonferenz nicht dazu, Waas war zunächst nicht zu erreichen.

Zu riskante Geschäfte?

Im Verwaltungsrat war in den vergangenen Jahren immer wieder Kritik an Waas laut geworden, obwohl dieser in drei von fünf Amtsjahren Rekordergebnisse vorlegen konnte. Einige Mitglieder befürchteten, dass der Fondsanbieter, der nach dem Ausstieg der Landesbanken mittlerweile komplett den Sparkassen gehört, unter Führung des 51-Jährigen ein zu großes Rad am Kapitalmarkt drehe. Wiederholt gab es auch Querelen wegen Gehaltsforderungen des Bankchefs, der seit 2006 Vorstandsvorsitzender ist. Das Verhältnis des Bayern zu Verbandschef Haasis galt als angespannt. Trotz des Disputs war Waas' Vertrag Mitte 2010 nach heftiger Debatte verlängert worden.

"Die neuen rückwirkenden Bonusforderungen haben das Fass zum Überlaufen gebracht", sagt ein Insider aus dem Umfeld des Aufsichtsgremiums. "Das wurde von Haasis eindeutig als Vertrauensbruch angesehen." Der Sparkassen-Verbandspräsident kritisiere regelmäßig überzogene Boni bei Privatbanken - da könne er die nicht im eigenen Lager durchwinken. Er habe sich dabei eng mit seinem Nachfolger Georg Fahrenschon abgestimmt, der Mitte Mai das Ruder übernimmt. Der Bonus-Streit mit Waas ziehe sich schon seit Monaten hin, betonte eine weitere Person mit Kenntnissen von den Gesprächen.

"Kleiner Investmentbanker"

Waas begann seine Karriere 1985 bei der damaligen Bayerischen Vereinbank, heute Teil der Unicredit-Tochter Hypovereinsbank. Für die Münchener leitete er unter anderem die New Yorker Niederlassung, später baute er in der US-Finanzmetropole für die Landesbank Baden-Württemberg die Geschäfte auf. Anschließend verantwortete er für die HSH Nordbank das Kapitalmarktgeschäft. "Er gilt in der Sparkassen-Organisation als kleiner Investmentbanker", sagt ein Sparkassen-Funktionär.

Zum kommissarischen Dekabank-Chef wurde Vorstandsmitglied Oliver Behrens bestimmt. Kurz vor der DSGV-Mitteilung hatte das Institut mitgeteilt, dass der bisherige Vize-Chef der Frankfurter Sparkasse, Georg Stocker, in den Deka-Vorstand einziehe und sich dort um Vertrieb und Treasury kümmere. Der 47-Jährige werde Nachfolger von Hans-Jürgen Gutenberger, der auf eigenen Wunsch in den Ruhestand gehe.

Quelle: ntv.de, nne/rts