Wirtschaft

Mehr Stress durch Europa-Aufseher Deutsche Bank braucht Geld

24.11.2011, 15:27 Uhr

Europas Banken müssen für eine neue Finanzkrise wetterfest gemacht werden. Auch die Deutsche Bank kommt dabei nicht um Maßnahmen herum. Bis zu drei Milliarden Euro soll das größte deutsche Geldinstitut dafür benötigen. Nach Lage der Dinge bekommt die Bank dies ohne Kapitalerhöhung hin. Allerdings sind die genauen Kriterien des neuen Stresstests noch immer unklar.

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Auch bei der Deutschen Bank gibt noch einige Sachen zu tun. (Foto: dapd)

Die Deutsche Bank braucht angeblich voraussichtlich zwei

bis drei Milliarden Euro, um die nochmals verschärften Anforderungen der europäischen

Bankenaufseher zu erfüllen. Das größte deutsche Geldinstitut werde diesen Bedarf

bis Mitte 2012 ausschließlich mit einbehaltenen Gewinnen und dem Abbau von Bilanzrisiken

decken können, verlautete aus Finanzkreisen.

Einem Insider zufolge ist eine Kapitalerhöhung nicht

nötig. Es werde auch keine Einschränkungen in der Kreditvergabe geben. Die Deutsche

Bank habe ihre Kapitalplanungen bereits bei der nationalen Aufsichtsbehörde BaFin

eingereicht. Das Dax-Unternehmen äußerte sich nicht dazu.

Die europäische Bankenaufsicht EBA ermittelt derzeit

den Kapitalbedarf der Institute in Europa - auf Basis einer Marktbewertung aller

Euro-Staatsanleihen. In einer ersten Schätzung ohne Berücksichtigung des schwachen

dritten Quartals hatten die Aufseher für die Deutsche Bank Reuters-Berechnungen

zufolge einen Bedarf von 1,2 Milliarden Euro ermittelt. Die EBA hat nun noch einmal

die Bedingungen verschärft. Die n kommt auf Grundlage der restriktiveren

Annahmen Finanzkreisen zufolge auf eine Kapitallücke von rund fünf Milliarden Euro.

Streit hinter den Kulissen

Unterdessen bitten die deutschen Kreditinstitute die

EBA um mehr Zeit für die Umsetzung der verschärften Kapitalanforderungen. Die Institute

wollten erreichen, dass sie nicht schon bis Weihnachten, sondern erst bis zum 13.

Januar darlegen müssen, wie sie mögliche Kapitallücken füllen sollen, heißt es in

einem Schreiben der Deutschen Kreditwirtschaft (DK) an EBA-Chef Andrea Enria. Angesichts

der Komplexität von derlei Plänen sowie den sich ständig ändernden Fragebögen und

Anforderungen der Aufsicht, sei die erste Frist nicht einzuhalten.

Noch immer sind die genauen Kriterien des Ende Oktober

von der Politik vereinbarten neuen Stresstests unklar. Mit diesem soll die EBA ermitteln,

wie viel Geld Banken brauchen, um bis Ende Juni 2012 eine harte Kernkapitalquote

von neun Prozent zu erreichen, wenn alle Staatsanleihen zu Marktpreisen bewertet

werden. Kernkapital gilt als Puffer für Krisen. Hinter den Kulissen tobt ein Streit

der Aufsichtsbehörden. Die EBA will nach bisherigen Angaben die Daten noch in diesem

Monat veröffentlichen. Daran gibt es angesichts des Streits hinter den Kulissen

Zweifel.

Die DK als die Interessenvertretung

der fünf großen kreditwirtschaftlichen Verbände Deutschlands wirft dem EBA-Chef

in dem Brief vor, die anhaltende Unklarheit über die genauen Kriterien mache den

erhofften Nutzen des Tests zunichte. Vor diesem Hintergrund warnen sie die Behörde,

mit Veröffentlichungen von zu vielen Details bezüglich des Engagements der Institute

in Staatsanleihen für weitere Verunsicherung zu sorgen. "Die Veröffentlichung

sollte sich vielmehr auf Transparenz und Klarheit bei der Kapitalausstattung der

Banken und möglichen Kapitallücken konzentrieren", hieß es.

Quelle: wne/rts/dpa