Mehr Stress durch Europa-Aufseher Deutsche Bank braucht Geld
Europas Banken müssen für eine neue Finanzkrise wetterfest gemacht werden. Auch die Deutsche Bank kommt dabei nicht um Maßnahmen herum. Bis zu drei Milliarden Euro soll das größte deutsche Geldinstitut dafür benötigen. Nach Lage der Dinge bekommt die Bank dies ohne Kapitalerhöhung hin. Allerdings sind die genauen Kriterien des neuen Stresstests noch immer unklar.
Die Deutsche Bank braucht angeblich voraussichtlich zwei
bis drei Milliarden Euro, um die nochmals verschärften Anforderungen der europäischen
Bankenaufseher zu erfüllen. Das größte deutsche Geldinstitut werde diesen Bedarf
bis Mitte 2012 ausschließlich mit einbehaltenen Gewinnen und dem Abbau von Bilanzrisiken
decken können, verlautete aus Finanzkreisen.
Einem Insider zufolge ist eine Kapitalerhöhung nicht
nötig. Es werde auch keine Einschränkungen in der Kreditvergabe geben. Die Deutsche
Bank habe ihre Kapitalplanungen bereits bei der nationalen Aufsichtsbehörde BaFin
eingereicht. Das Dax-Unternehmen äußerte sich nicht dazu.
Die europäische Bankenaufsicht EBA ermittelt derzeit
den Kapitalbedarf der Institute in Europa - auf Basis einer Marktbewertung aller
Euro-Staatsanleihen. In einer ersten Schätzung ohne Berücksichtigung des schwachen
dritten Quartals hatten die Aufseher für die Deutsche Bank Reuters-Berechnungen
zufolge einen Bedarf von 1,2 Milliarden Euro ermittelt. Die EBA hat nun noch einmal
die Bedingungen verschärft. Die n kommt auf Grundlage der restriktiveren
Annahmen Finanzkreisen zufolge auf eine Kapitallücke von rund fünf Milliarden Euro.
Streit hinter den Kulissen
Unterdessen bitten die deutschen Kreditinstitute die
EBA um mehr Zeit für die Umsetzung der verschärften Kapitalanforderungen. Die Institute
wollten erreichen, dass sie nicht schon bis Weihnachten, sondern erst bis zum 13.
Januar darlegen müssen, wie sie mögliche Kapitallücken füllen sollen, heißt es in
einem Schreiben der Deutschen Kreditwirtschaft (DK) an EBA-Chef Andrea Enria. Angesichts
der Komplexität von derlei Plänen sowie den sich ständig ändernden Fragebögen und
Anforderungen der Aufsicht, sei die erste Frist nicht einzuhalten.
Noch immer sind die genauen Kriterien des Ende Oktober
von der Politik vereinbarten neuen Stresstests unklar. Mit diesem soll die EBA ermitteln,
wie viel Geld Banken brauchen, um bis Ende Juni 2012 eine harte Kernkapitalquote
von neun Prozent zu erreichen, wenn alle Staatsanleihen zu Marktpreisen bewertet
werden. Kernkapital gilt als Puffer für Krisen. Hinter den Kulissen tobt ein Streit
der Aufsichtsbehörden. Die EBA will nach bisherigen Angaben die Daten noch in diesem
Monat veröffentlichen. Daran gibt es angesichts des Streits hinter den Kulissen
Zweifel.
Die DK als die Interessenvertretung
der fünf großen kreditwirtschaftlichen Verbände Deutschlands wirft dem EBA-Chef
in dem Brief vor, die anhaltende Unklarheit über die genauen Kriterien mache den
erhofften Nutzen des Tests zunichte. Vor diesem Hintergrund warnen sie die Behörde,
mit Veröffentlichungen von zu vielen Details bezüglich des Engagements der Institute
in Staatsanleihen für weitere Verunsicherung zu sorgen. "Die Veröffentlichung
sollte sich vielmehr auf Transparenz und Klarheit bei der Kapitalausstattung der
Banken und möglichen Kapitallücken konzentrieren", hieß es.