Schwieriges Umfeld Deutsche Bank – sichere Bank?
29.04.2014, 15:36 Uhr
Die Deutsche Bank hat viel vor.
(Foto: dpa)
Nach einem Gewinneinbruch zu Jahresbeginn hält sich die Führung der Deutschen Bank die Tür für eine neue Kapitalerhöhung weit offen. Die Deutsche Bank braucht ein dickeres Polster auch deshalb, weil es im Investmentbanking nicht mehr so rund läuft.
Die Commerzbank-Aktionäre feiern, und die Investoren der Deutschen Bank machen lange Gesichter. Wer hätte das vor ein paar Jahren gedacht? Doch auf zwölf Monate liegen die Aktienkursentwicklungen weit auseinander, die Deutsche Bank kommt freundlich gesagt nicht vom Fleck, die Commerzbank dagegen kann den Kurs fast verdoppeln - zugegeben, von einem deutlich niedrigerem Niveau aus. Nun aber holt die Truppe um Anshu Jain zum Befreiungsschlag aus.
Die Ergebnisse der Deutschen Bank für das erste Quartal lagen überraschend über den Erwartungen der Analysten, weshalb die Aktie zulegt. Der hiesige Branchenprimus muss allerdings die Schrumpfkur fortsetzen, um die angepeilte Kapitalquote zu erreichen. Die am Montag angekündigte Kapitalmaßnahme ist daher nur der erste Schritt.
Mit Erleichterung reagieren Investoren auf die Zahlenvorlage: Zwar ist der Gewinn vor Steuern um 30 Prozent auf 1,7 Mrd. Euro gesunken. Damit hat der Konzern aber besser abgeschnitten als von Analysten erwartet. Vor allem das Geschäft im Anleihenhandel war deutlich weniger zurückgegangen als befürchtet, die Erträge in der Geschäftssparte sanken um lediglich zehn Prozent. Zudem leidet die gesamte Branche unter dem schwachen Anleihenhandel. Weil die US-Notenbank große Teile der monatlich emittierten Staats- und Hypothekenanleihen aufkauft, sinkt das zur Verfügung stehende Handelsvolumen und die Volatilität. Deswegen handeln Banken und deren institutionelle Kunden viel weniger als früher mit den Papieren.
Schrumpfkur verordnet
Die Vorstandschefs Anshu Jain und Jürgen Fitschen konzentrieren sich derweil darauf, die Bank weiter zu verkleinern. 2013 hatten sie angekündigt, dass die Bilanzsumme bis Ende 2015 um 250 Mrd. Euro reduziert werden soll. Im vergangenen Quartal sind beide mit der Schrumpfkur gut vorangekommen. Das sogenannte Leverage Exposure ist um 22 Mrd. Euro auf 1,42 Billionen Euro gesunken. Seit Juni 2013 summiert sich der Wert auf insgesamt 116 Mrd. Euro. Damit ist "nahezu die Hälfte des Reduktionsziels von 250 Mrd. Euro zum Jahresende 2015 erreicht", schrieb die Deutsche Bank in der Pressemeldung.
Der Abbau des Leverage Exposure ist notwendig, um die Kapitalausstattung zu verbessern, sind doch etliche Experten der Überzeugung, dass das Institut zu schwach mit Kapital ausgestattet ist. Im ersten Quartal war die Kapitalquote nach den erst künftig geltenden Regeln von Basel III auf 9,5 Prozent zurückgegangen. Bis März 2015 wollen Fitschen und Jain aber auf mehr als zehn Prozent kommen. Das Institut hat daher bereits angekündigt, zusätzliches Kernkapital von mindestens 1,5 Mrd. Euro auszugeben, diesmal in Form von Options-Genussscheinen. Die Deutsche Bank hat zudem klar gesagt, dass die aktuelle Transaktion nur die erste Tranche von weiteren Platzierungen ist, womit das Institut bis Ende 2015 insgesamt rund fünf Mrd. Euro einsammeln will.
Etliche Analysten befürchten, dass die Kapitalaufnahme über diese eigenkapitalähnlichen Hybridanleihen nicht ausreichen wird, und das Institut eine Kapitalerhöhung in der Größenordnung von fünf bis zehn Mrd. Euro durchführen könnte - also neue Aktien ausgibt. Zuletzt hatte das die Deutsche Bank im April 2013 gemacht und 90 Mio. Aktien zu je 32,90 Euro platziert.
Skeptische Investoren
Das Umfeld für die Deutsche Bank bleibt indes schwierig. Die sinkenden Zinsen für US-Anleihen könnten dafür sorgen, dass der Anleihenhandel branchenweit unter Druck bleibt. Zudem könnten die Sorgen um eine drohende Kapitalerhöhung die Aktie der Deutschen Bank weiter belasten. Wie groß die Skepsis der Investoren ist, zeigt, dass der Buchwert je Aktie bei 54,31 Euro liegt. Er wird berechnet, indem man das Eigenkapital durch die Aktienanzahl dividiert. Der Aktienkurs liegt aber bei lediglich 32,20 Euro.
So kann man nur hoffen, dass die Bankenmusik in Zukunft auch wieder bei der Deutschen spielt. Einer hat sich entschieden, nicht mehr mitzumischen: Der Chefhändler Devisen widmet sich womöglich wieder seiner Musikband und macht anderweitig von sich reden.
Quelle: ntv.de