Investmentbanking meldet sich zurück Deutsche Bank überrascht
30.10.2012, 09:26 Uhr
(Foto: picture alliance / dpa)
Ein starkes Anleihegeschäft und ein solider Verkauf im Investmentbanking lassen Deutschlands größtes Finanzinstitut im dritten Quartal überraschend gut dastehen. Die Bilanz wäre noch besser, wäre der Konzernumbau nicht so teuer. Beim Stellenabbau drücken die Vorstandschefs Jain und Fitschen gehörig aufs Tempo. Ihr Ausblick bis zum Jahresende bleibt verhalten.
Bei der Deutschen Bank springt das Kerngeschäft Investmentbanking allmählich wieder an: Dank starker Geschäfte vor allem im Anleihehandel fuhr das Geldhaus im dritten Quartal einen Vorsteuergewinn von 1,1 Mrd. Euro ein. Das waren 20 Prozent mehr als vor einem Jahr und in etwa so viel wie Analysten erwartet hatten. Es hätte noch mehr sein können, doch geht der begonnene Konzernumbau mit vielen Sonderbelastungen einher. Beim Blick in die Zukunft sind die beiden neuen Vorstandschefs Anshu Jain und Jürgen Fitschen vorsichtig: "Kurzfristig erwarten wir weiterhin ein unsicheres gesamtwirtschaftliches Umfeld", erklärten sie. Es gehe weiter darum, Risiken und Kosten zu reduzieren. Ein Gewinnziel für 2012 gibt es ohnehin nicht.
Unter dem Strich blieben 755 Mio. Euro übrig, ungefähr so viel wie vor einem Jahr. Vorbörslich legten die Deutsche-Bank-Aktien gut ein Prozent zu. "Auf den ersten Blick kann man erst einmal nicht meckern", sagte ein Händler. "Die Belebung des Investmentbanking ist eine gute Nachricht."
Forsches Tempo beim Stellenabbau

So viel fehlt zu alter Stärke: Anshu Jain präsentiert im Mai die Strategien der Bank, um auf globale Wirtschafts- und Finanztrends zu reagieren.
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Dass das Investmentbanking wieder anzieht, hatte sich schon bei den Zahlen der großen US-Rivalen abgezeichnet, die inzwischen wieder sehr üppige Milliardengewinne einfahren. Davon ist die Deutsche Bank noch weit entfernt. Im Investmentbanking (CB&S) schaffte der hiesige Branchenprimus zwar einen Vorsteuergewinn von 662 Mio. Euro. Er wurde von Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten in Höhe von 285 Mio. Euro geschmälert. Außerdem wurde die Risikovorsorge hochgeschraubt.
Der angekündigte Abbau von knapp 2000 Stellen im Konzern, davon 1500 im Investmentbanking, ist ebenfalls angelaufen und geht mit Abfindungen in dreistelliger Millionenhöhe einher. Bis Jahresende will die Deutsche Bank damit zumindest im Kapitalmarktgeschäft durch sein, wie Finanzchef Stefan Krause sagte. Einen drastischeren Jobabbau, wie ihn die Schweizer Großbank UBS mit 10.000 Stellen angekündigt hat, gab die Deutsche Bank entgegen der Erwartungen einiger Analysten aber nicht bekannt. Wie Krause in einer Telefonkonferenz mitteilte, wurden bereits 1200 der geplanten 1500 Stellen im Kapitalmakrtgeschäft abgebaut, "der Rest wird bis zum Jahresende folgen".
814 Jobs streicht der Branchenprimus unter seinen 9800 Investmentbankern, 617 weitere in Bereichen, die der Kapitalmarkt-Sparte zuarbeiten. 562 Arbeitsplätze sollen in der Vermögensverwaltung wegfallen, der größten Baustelle im Deutsche-Bank-Konzern, wie aus dem Quartalsbericht hervorgeht. Krause wollte nicht sagen, wie viele Mitarbeiter die Bank am Ende dieses Prozesses weniger beschäftigen werde als heute. Ende September arbeiteten mehr als 100.000 Menschen für die Deutsche Bank, 1600 weniger als zwei Jahre zuvor.
Weg von Risikogeschäften
Zur Entlastung des Eigenkapitals mistet die Bank auch radikal bei risikobehafteten Portfolios aus. Von dem bis März 2013 geplanten Abbau von 90 Mrd. Euro an Risikopositionen sei bereits knapp ein Drittel geschafft, erklärte sie. Die Bank sieht sich damit auf Kurs, bis 2015 eine harte Kernkapitalquote von mehr als zehn Prozent unter den schärferen Basel-III-Regeln zu erreichen. Derzeit dürften es weniger als sieben Prozent sein.
Auf ihrem Investorentag im September hatte die Deutsche Bank ein radikales Sparprogramm angekündigt. Bis 2015 wollen Jain und Fitschen 4,5 Mrd. Euro Kosten aus dem Konzern herausholen. Doch der Umbau geht kurzfristig ins Geld und kostet erst einmal vier Mrd.. Davon sind 320 Mio. Euro im dritten Quartal angefallen, wie das Institut mitteilte.
Fast ein Drittel davon ging auf die größte Baustelle im Konzern zurück, den neu geschaffenen Bereich Asset & Wealth Management. Die Deutsche Bank hatte sich entschieden, die Vermögensverwaltung für private und institutionelle Kunden zusammenzulegen, nachdem ein Verkauf großer Teile der Sparte gescheitert war. Doch der Bereich verdient kaum Geld. Vor Steuern waren es dieses Mal nur 64 Mio. Euro, nach 186 Mio. vor einem Jahr. Das Privatkundengeschäft rund um die Postbank lieferte dagegen im dritten Quartal einen Gewinn von 492 Mio. Euro ab, ein Plus von fast 60 Prozent.
Quelle: ntv.de, ddi/rts/dpa