Wirtschaft

Euro-Krise lastet auf Konjunktur Wachstum verliert Tempo

Im zweiten Quartal wächst das deutsche Bruttoinlandsprodukt, doch die Aussichten trüben sich ein.

Im zweiten Quartal wächst das deutsche Bruttoinlandsprodukt, doch die Aussichten trüben sich ein.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die deutsche Wirtschaft verliert an Schwung, legt aber trotz europäischer Schuldenkrise im zweiten Quartal zu. Positive Impulse kommen vom Außenhandel und vom Konsum. Doch Ökonomen befürchten, dass das Bruttoinlandsprodukt im Sommer schrumpfen wird.

Kauffreudige Verbraucher und steigende Exporte haben die deutsche Wirtschaft im zweiten Quartal auf Wachstumskurs gehalten. Das Bruttoinlandsprodukt kletterte von April bis Juni um 0,3 Prozent im Vergleich zum ersten Quartal, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Zu Jahresbeginn waren es noch 0,5 Prozent.

"Nach vorläufigen Berechnungen sind die Exporte etwas stärker gestiegen als die Importe", schrieben die Statistiker. "Außerdem wurde im Inland sowohl von den privaten als auch von den öffentlichen Haushalten mehr konsumiert als im Vorquartal." Der Rückgang der Investitionen - vor allem in Maschinen, Geräte und andere Ausrüstungen - konnte so kompensiert werden. Details gibt das Statistische Bundesamt am 23. August bekannt.

Scharfer Gegenwind

Verglichen mit anderen Euro-Ländern steht Deutschland damit gut da. In Italien sank das Bruttoinlandsprodukt um 0,7 Prozent, in Belgien um 0,6 Prozent und in Spanien um 0,4 Prozent. Frankreichs Wirtschaft stagnierte. In der gesamten Eurozone sank die Wirtschaftsleistung. Nach einer Stagnation in den ersten drei Monaten sackte das Bruttoinlandsprodukt in den 17 Ländern mit der Gemeinschaftswährung um 0,2 Prozent ab.

Im Sommer könnte aber auch Europas größte Volkswirtschaft nach Prognose von Ökonomen schrumpfen. Exporte, Produktion und Industrieaufträge waren zuletzt gesunken. Der Ifo-Geschäftsklimaindex als wichtigstes Konjunkturbarometer liegt auf dem niedrigsten Niveau seit März 2010.

Auch die Bundesregierung befürchtet einen Rückschlag angesichts der Dauerkrise in Europa. "Die weiteren Aussichten für die deutsche Wirtschaft bleiben erst einmal verhalten und sind mit erheblichen Risiken behaftet", warnte das Wirtschaftsministerium jüngst: "Vor allem die Schuldenkrise in einigen Ländern des Euroraums wirkt erneut belastend, schürt Verunsicherung und führt zu Zurückhaltung in der Wirtschaft." Zudem bleibe die Weltwirtschaft fragil.

"Das Wachstum ist recht solide ausgefallen. Bis auf weiteres dürfte das aber die letzte positive Nachricht gewesen sein aus Deutschland", sagte Commerzbank-Volkswirt Jörg Krämer. "Die Auftragseingänge sinken seit Mitte 2011, der Einkaufsmanagerindex fällt seit Monaten. Die deutsche Wirtschaft dürfte deshalb im Sommer schrumpfen. Sie ist zwar fundamental gut aufgestellt, kann sich aber von der Rezession in der Eurozone nicht abkoppeln - zumal auch die Weltkonjunktur einen Gang zurückgeschaltet hat."

"Deutschland hat sich dank wachsender Exporte in die Länder außerhalb der Eurozone gut behauptet. Dass der Konsum zugelegt hat, kommt kaum überraschend angesichts der niedrigen Arbeitslosigkeit, steigender Löhne und einer geringen Inflationsrate", so Ökonom Christian Schulz von der Berenberg Bank. "Der Konsum dürfte die Wirtschaft auch in schlechteren Zeiten stabilisieren. Für die Exporteure wird es etwas schwieriger. Die Eurokrise ist noch lange nicht beigelegt, auch die Weltkonjunktur schwächelt."

Quelle: ntv.de, jga/rts

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