Athen sieht Schuldenschnitt nahen EU verlangt Ergebnisse
31.01.2012, 07:14 Uhr
Griechenlands Premier Lukas Papademos.
(Foto: REUTERS)
Griechenland braucht einen Schuldenerlass und weitere Milliardenkredite, andernfalls ist das EU-Mitglied in Kürze pleite. Nach dem Gipfel in Brüssel rückt die dringend benötigte Hilfe näher: Die EU drückt auf Tempo - und bei den Gesprächen mit den privaten Gläubigern gibt es offenbar Fortschritte.
Die Euro-Länder wollen die Hängepartie um das neue Rettungspaket für Griechenland in den kommenden Tagen beenden. Ohne das neue Paket droht Athen die Staatspleite.
Die Euro-Finanzminister sollten die Vereinbarung zum Forderungsverzicht privater Gläubiger und das zweite Hilfsprogramm für Griechenland bis zum Ende der Woche unter Dach und Fach bringen, sagte EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy.
Der seit Wochen hart mit Banken und Fonds verhandelte Schuldenerlass in Höhe von 100 Mrd. Euro ist die Voraussetzung für das zweite Kreditpaket für Griechenland der Euro-Staaten und des Internationalen Währungsfonds, das im Oktober auf 130 Mrd. Euro kalkuliert war. Ziel ist es, die Schulden bis 2020 auf 120 Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu drücken.
Die inzwischen durch die schlechtere Lage Griechenlands entstandene größere Finanzierungslücke will Bundeskanzlerin Angela Merkel nicht durch mehr öffentliche Kredite stopfen. Dies erhöhe die Schuldenlast Griechenlands nur. Stattdessen müssten die Privatgläubiger mehr tun und das Land müsse selbst stärkere Anstrengungen für Wachstum unternehmen.
Papademos gibt sich optimistisch
Der griechische Ministerpräsident Lukas Papademos hatte auf dem Gipfel über das bisherige Verhandlungsergebnis mit den Gläubigern berichtet. Es läuft auf einen Schuldenerlass von rund 50 Prozent des Nennwerts hinaus. Strittig war bisher der Zinssatz, den Griechenland auf seine "Restschuld" zahlen soll. Hier gab es nun offenbar einen Fortschritt: Dem Vernehmen nach haben sich die Gläubiger bereit erklärt, eine durchschnittliche Verzinsung von unter 4 Prozent für neue Anleihen mit einer Laufzeit von 30 Jahren zu akzeptieren.
Nach Angaben einer informierten Person haben sich die Gläubiger bereit erklärt, eine durchschnittliche Verzinsung von unter 4 Prozent für neue Anleihen mit einer Laufzeit von 30 Jahren zu akzeptieren. Der Verband der internationalen Banken (IIF) zeigte sich zuversichtlich, in den kommenden Tagen den erwarteten Deal abschließen zu können. Lediglich Details müssten noch ausgearbeitet werden, hieß es.
Papademos und sein Finanzminister Evangelos Venizelos berieten nach dem Gipfel noch weiter mit EZB-Direktoriumsmitglied Jörg Asmussen, Van Rompuy, Barroso und EU-Währungskommissar Olli Rehn.Papademos zeigte sich danach zuversichtlich, die Verhandlungen über einen Forderungsverzicht privater Gläubiger bis Ende der Woche unter Dach und Fach zu bringen. "Wir haben bedeutende Fortschritte erzielt", sagte Papademos.
Allerdings ist noch eine weitere Vorbedingung für neue Kredite nicht erfüllt: Der sogenannten Troika aus EU-Kommission, Europäischer Zentralbank und Internationalem Währungsfonds reichen die Spar- und Reformvorhaben Griechenlands nicht aus.
Quelle: ntv.de, jga/dpa/rts