15 Millionen von ArcandorEick verteidigt Abfindung
Der scheidende Arcandor-Chef Karl-Gerhard Eick hat seine millionenschwere Abfindung verteidigt. "Ich komme aus einfachen Verhältnissen und weiß, dass 15 Mio. Euro sehr viel Geld ist - auch für mich." Das wird den Arcandor- Betriebsrat kaum trösten. "Für das Scheitern sollte man nicht belohnt werden", heißt es dort.
"Eine Diskussion darüber wird es geben, und ich kann und will sie auch nicht verhindern", sagte Eick der "Bild am Sonntag". "Ich habe meine Bezüge immer sehr transparent offengelegt und gesagt, dass ich lieber hart und mit Herzblut arbeiten und nicht vorzeitig aufhören möchte", sagte Eick. Der Manager hatte Arcandor vor der Pleite nur ein halbes Jahr geleitet.
Keine Schuld an der Insolvenz
Über den genauen Zeitpunkt seines Arbeitsendes bei Arcandor erklärte Eick: "Wenn am Dienstag der Insolvenzverwalter vom Gericht bestellt wird, werde ich ihn fragen, ob er mich noch braucht." Um seinen Schreibtisch zu räumen, brauche er "zehn Minuten". Eick sagte, er trage keine Verantwortung für die Insolvenz. "Das weise ich mit allem Respekt zurück. Ich war keine sechs Monate operativ tätig und in so einer kurzen Zeit kann man keinen Konzern in eine lebensbedrohliche Schieflage bringen", sagte der Ex-Telekom-Vorstand, der Arcandor nicht gerettet hat. "Viele der Ursachen liegen in der Vergangenheit."
Arcandor-Konzernbetriebsrat Hellmut Patzelt kritisierte die Millionenabfindung scharf. "Ich habe dafür kein Verständnis und kann den Frust vieler Angestellter darüber verstehen", sagte Patzelt der "Bild am Sonntag". "Die Kollegen haben harte finanzielle Einschnitte hinter und vielleicht noch vor sich. Wir befürchten im Kaufhausbereich Lohnkürzungen bis zu 12 Prozent, die tun jeder Verkäuferin weh."
Kritik kam auch vom Betriebsrat der Arcandor-Tochter Quelle. "Für uns ist nur schwer verständlich, dass Herr Eick eine so hohe Summe bekommt. Schließlich ist er als Manager gescheitert", sagte der Quelle-Betriebsratsvorsitzende Ernst Sindel. "Er wollte und sollte Karstadt/Quelle retten. Für das Scheitern sollte man grundsätzlich nicht belohnt werden."
Entscheidung am Dienstag
Nach der Vorlage aller Gutachten soll voraussichtlich am kommenden Dienstag, dem 1. September, das Insolvenzverfahren für Arcandor eröffnet werden. Das Essener Amtsgericht muss dazu die Verfahren für insgesamt rund 40 Einzelgesellschaften eröffnen, darunter für die Holding Arcandor AG in Essen und die wichtigsten Töchter Karstadt Warenhaus und Primondo.
Beobachter rechnen damit, dass Arcandor-Vorstandschef Karl-Gerhard Eick die Eröffnung des Insolvenzverfahrens zum Anlass nehmen könnte, das Unternehmen zu verlassen. Eick hatte erst vor einem halben Jahr die Nachfolge von Thomas Middelhoff angetreten. Der ehemalige Telekom-Manager Eick ist für diesen Fall gut abgesichert. Die Gesellschafter der Privatbank Sal. Oppenheim haben ihn für seinen insgesamt über fünf Jahre laufenden Vertrag die Summe von zehn bis 15 Mio. Euro garantiert.