"Die Alarmglocken sollten läuten" Fachleute zweifeln an Paris
15.11.2011, 09:29 Uhr
"Die Ergebnisse sind zu dürftig": Angela Merkel und Nicolas Sarkozy beim Gipfel in Cannes.
(Foto: REUTERS)
Frankreich sieht sich innerhalb und außerhalb der Währungsunion mit wachsender Skepsis konfrontiert. In einem europaweiten Vergleich von Wirtschaftskraft und politischer Handlungsfähigkeit landet das Land weit abgeschlagen auf den hinteren Plätzen. Auch für Deutschland sehen die Experten Korrekturbedarf.
Die Reformfähigkeit des Euro-Schwergewichts Frankreich ist einer Experten-Studie zufolge alarmierend schwach. Die in Brüssel ansässige Denkfabrik "Lisbon Council" zählt das Land in einer Rangliste der wirtschaftlichen Gesundheit zum unteren Drittel der 17 Mitglieder des Währungsraums.
Die Einschätzung erreicht das Land in einer ungünstigen Phase: Seit Wochen halten sich Befürchtungen, eine der drei großen Ratingagenturen könne Frankreich die Top-Bonität entziehen. Ein Kriterium der Kreditwürdigkeit ist dabei die politische Handlungsfähigkeit.
In ihrer Rangliste berücksichtigten die Brüsseler Vordenker unter anderem das Wachstumspotenzial, die Beschäftigungsrate und die Stärke des Konsums. Frankreich belegte den Platz 13. Was die wirtschaftpolitischen Fortschritte - insbesondere bei der Reduktion des Haushaltsdefizits und den Lohnstückkosten - angeht, kam die zweitgrößte Volkswirtschaft der Eurozone sogar nur auf Position 15.
"Unter den sechs Eurozonen-Ländern mit 'AAA'-Rating erreicht Frankreich bei weitem die niedrigste Bewertung in der Untersuchung der grundlegenden Gesundheit", heißt es in der 75-seitigen Studie mit dem Namen "Euro Plus Monitor".
Harsche Kritik an Frankreich
Die Bewertung fällt sehr hart aus. "Die Ergebnisse sind zu dürftig für ein Land, das seinen Platz in der Top-Liga behalten will", urteilen die Autoren. "Für Frankreich sollten die Alarmglocken läuten." Während Deutschland nur geringen Korrekturbedarf habe, sei dieser im Falle Frankreichs ein Problem. Vor allem bei der Wettbewerbsfähigkeit und der finanzpolitischen Nachhaltigkeit sehen die Experten erhebliche Rückstände.
Die Studie könnte Beobachtern zufolge Befürchtungen nähren, dass Frankreich wie zuvor bereits Italien, Spanien, Griechenland, Irland und Portugal unter den Druck der Finanzmärkte gerät. Dadurch könnten die Finanzierungskosten des Landes auf ein gefährliches Niveau getrieben werden. Spitzenreiter der Experten-Rangliste ist übrigens .
Quelle: ntv.de, rts