Dämpfer für Inflationsängste Geldmenge wächst langsamer
25.02.2011, 12:03 UhrWie lange die Banken der Währungsunion noch Geld sich bei der EZB noch Geld zu dem Niedrizins von einem Prozent bekommen, ist so unklar wie lange nicht mehr. Denn die Angst vor Inflation wächst. Doch just vor der nächsten Sitzung des EZB-Rats liefert die Zentralbank ein stichhaltiges Gegenargument: Die für ihre Geldpolitik wichtige Geldmenge M3 expandiert im Januar nur wenig.
Ein unerwartet geringer Anstieg der für die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank EZB wichtigen Geldmenge M3 dämpft die Angst vor einem deutlicheren Anziehen der Teuerung in der Euro-Zone. Im Januar wuchs die Geldmenge geringer als im Vormonat: das Plus lag bei 1,5 Prozent - nach Zuwächsen von 1,7 Prozent im Dezember und 2,1 Prozent im November.
M3 ist eine der wichtigsten Größen der sogenannten monetären Säule der EZB, aus deren Daten die Notenbank Zinsentscheidungen ableitet. Der EZB-Rat entscheidet kommende Woche ds nächste Mal über seinen geldpolitischen Kurs und damit auch über den Leitzins, der seit Mai 2009 bei einem Prozent liegt - so niedrig wie noch nie seit Einführung des Euro.
M3 umfasst unter anderem Bargeld, Einlagen auf Girokonten, kurzfristige Geldmarktpapiere sowie Schuldverschreibungen mit bis zu zwei Jahren Laufzeit.
Die monetären Daten unterstützten damit die Einschätzung der EZB, dass der Inflationsdruck auf mittlere Sicht begrenzt bleiben dürfte – und damit die Notwendigkeit für eine baldige Zinserhöhung gering sei.
"Insgesamt fällt die monetäre Dynamik aber eher verhalten aus", sagte Commerzbank-Ökonom Michael Schubert. Die in den letzten Monaten verzeichneten Schwankungen bei der Entwicklung der Geldmenge und Kreditvergabe an den Privatsektor seien zum Teil auf einen Sonderfaktor zurückzuführen gewesen: Interbankengeschäfte, die über Handelsplattformen abgewickelt wurden, die dem geldhaltenden Sektor zugerechnet werden. "Lässt man solche Effekte außer Acht, so zeigt sich, dass die monetäre Dynamik unverändert moderat ausfällt", sagte der Ökonom.
Trichet gibt sich gelassen
Postbank-Ökonom Thilo Heidrich sieht dagegen unterschiedliche Signale für die weitere Inflationsentwicklung. "Während das schwache Geldmengenwachstum mittelfristig für gedämpfte Inflationsraten spricht, weist die anziehende Kreditnachfrage eher auf eine steigende Teuerung hin." Überlagert werde dies gegenwärtig außerdem von den auf breiter Front steigenden Rohstoffpreisen.
EZB-Präsident Jean-Claude Trichet hatte nach der Zinsentscheidung Anfang Februar bekräftigt, dass es infolge des Anstiegs der Energie- und Rohstoffpreise zwar Hinweise für einen kurzfristigen Aufwärtsdruck auf die Gesamtinflation gebe. Der Preisschub dürfte allerdings nur vorübergehender Natur sein und habe keine Auswirkungen auf die Einschätzung, dass sich die Preise über die geldpolitisch relevante Frist im Einklang mit Preisstabilität entwickelten. Vor diesem Hintergrund war der EZB-Leitzins auf seinem Rekordtief von 1 Prozent belassen worden.
Die EZB ist auf die Gewährleistung mittelfristiger Preisstabilität verpflichtet, die sie bei einer Inflationsrate von unter, aber nahe 2 Prozent gegeben sieht.
Quelle: ntv.de, rts/DJ