9 Prozent Kernkapital sind Pflicht Großbanken müssen aufstocken
26.10.2011, 21:25 Uhr
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Die europäischen Großbanken mischen kräftig in der Schuldenkrise mit - im negativen Sinn. Damit etwaige Folgen nicht mehr so drastisch ausfallen, dafür soll eine höhere Kernkapitalquote der Institute sorgen. Darauf verständigen sich die Staats- und Regierungschefs auf dem Euro-Gipfel.
Führende Banken in Europa müssen sich in der Schuldenkrise besser gegen Risiken schützen und ihr Kapital aufstocken. Das beschlossen die EU-Staats- und Regierungschefs bei ihrem Sondergipfel in Brüssel. Die Geldhäuser haben dafür Zeit bis 30. Juni 2012.
Die Stärkung der Großbanken gehört in ein größeres Paket im Kampf gegen die Euro-Schuldenkrise. Die Europäische Bankenaufsicht EBA schätzt den Kapitalbedarf der Banken auf rund 100 Mrd. Euro, im Gipfel-Beschluss wird keine Zahl genannt. Auf Deutschland entfallen rund 6 Mrd. Euro, auf Frankreich rund 10 Mrd. Euro.
"Kapitalpuffer einrichten"
Die großen Banken müssen künftig Kernkapital von 9 Prozent vorhalten, um den Ausfall von Anleihen aus Euro-Problemländern abfedern zu können. Das harte Kernkapital umfasst eigene Aktien und einbehaltene Gewinne. Es ist in Turbulenzen besonders wichtig, da es dem Institut helfen soll, sich in einer Krise selbst zu stabilisieren.
Der polnische Finanzminister Jacek Rostowski sagte: "Betroffen sind die Banken, die sich an den europäischen Stresstests beteiligt haben. Sie müssen jetzt beginnen, Kapitalpuffer einzurichten." An dem Stresstest im Frühjahr hatten 91 Banken teilgenommen. Die Ergebnisse wurden im Juli öffentlich.
Die Institute sollen Risiken in ihren Büchern abbauen und mehr Gewinne zurücklegen. "Es gibt große Übereinstimmung, dass eine höhere Quote beim harten Kernkapital von neun Prozent nötig ist (...), um einen Puffer zu bilden", heißt es in der Gipfelerklärung zu diesem Punkt. Schuldtitel sollen nach dem Marktwert vom 30. September bewertet werden.
Die EU will, dass die Großbanken "im Hinblick auf die Auszahlung von Dividenden und Boni Beschränkungen unterliegen, bis dieses Ziel erreicht worden ist", schrieben die "Chefs" weiter.
Die Re-Kapitalisierung kann sich laut Rostowski zumeist aus privaten Quellen speisen. Falls das nicht gelinge, müssten die Heimatländer der Geldhäuser einspringen. In letzter Konsequenz könnte für Kreditinstitute der Eurozone der Krisenfonds für klamme Eurostaaten EFSF einspringen.
Polens Premier Donald Tusk, der amtierende EU-Ratspräsident, sagte, die Einigung für die Banken-Finanzspritzen sei "eine Grundvoraussetzung" dafür, dass die Eurogruppe "nach Elementen einer Lösung suchen kann, die uns vor der Krise schützt".
Quelle: ntv.de, dpa