Wirtschaft

Milliardär Michael Otto wird 80 "Heute wäre ich bei Fridays for Future"

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Einer der bekanntesten deutschen Milliardäre feiert seinen 80. Geburtstag: Michael Otto, der Inhaber der Otto Group. Bei Markus Lanz erzählt er, wie alles anfing. Und er wirft einen Blick auf die Industriestandards von morgen.

Man nennt ihn "Nachhaltigkeitsevangelist". Doch das mag er nicht. Dieser Begriff sei ihm zu abstrakt, sagt Multimilliardär Michael Otto bei Markus Lanz im ZDF. "Ich bin jemand, der gerne überlegt, was wir tun müssen, und der dann auch handelt." An diesem Mittwoch wird Otto, einer der bekanntesten Unternehmer Deutschlands und Inhaber des Otto Versands, achtzig Jahre alt.

Angefangen hat alles am 17. August 1949. Da ist Michael Otto sechs Jahre alt, und sein Vater Werner gründet ein Unternehmen. Mit 6000 Mark Kapital beginnt der ehemalige Schuhhändler in einer Baracke im Hamburger Stadtteil Schnelsen einen Versandhandel aufzuziehen. Er hat vier Mitarbeiter. Schon ein Jahr später erscheint der erste Otto-Katalog. Der ist gerade mal 16 Seiten stark, die Mitarbeiter kleben selber die Bilder ein, zwei Stück pro Seite. Sie binden den Katalog eigenhändig und bringen ihn zur Post. Da hat Werner Otto 300 Kunden.

Jahre später ist der Otto-Katalog aus dem Alltag vieler Familien nicht mehr wegzudenken. Er ist einige Zentimeter dick und kommt irgendwann im Laufe der Woche bei den Kunden an. Bei vielen Familien wird der Samstag zum Otto-Tag. Meist sind es die Frauen, die den Katalog zuerst in die Hand nehmen und durchblättern. Dann dürfen auch die Ehemänner einen Blick riskieren. Schließlich wird bestellt, bequem von zu Hause aus. Das war schon 1950 das Prinzip, als das Otto-Sortiment ausschließlich aus Schuhen bestand - 28 Paare. Wer ein Paar Schuhe bestellte, bekam zunächst den linken zum Anprobieren. Waren die Kunden damit zufrieden, konnten sie den rechten Schuh nachbestellen. Der erste Verkaufsschlager im Nachkriegsdeutschland wird der Damenschuh "California".

Und dann geht es bergauf. Bald kommen Textilien zu den Schuhen hinzu, Otto verkauft Kittelschürzen und setzt mit einer Marineklapphose den ersten Modetrend im Wirtschaftswunder-Deutschland. 1960 bezieht der Versandhändler den heutigen Stammsitz in Hamburg-Bramfeld, und 1971 steigt Michael Otto als Vorstandsmitglied in den Konzern ein.

Ein wilder Student muss er gewesen sein. Bei Markus Lanz erzählt Otto von den Demonstrationen, an denen er damals teilgenommen hat. "Ich habe gegen alles Mögliche protestiert: Gegen die verkrusteten Strukturen an den Universitäten, für das Wahlrecht mit 18 - damals musste man mit 18 zur Bundeswehr, aber wählen durfte man nicht -, und manchmal bin ich auch einfach nur mitgelaufen, weil Freunde dabei waren, und habe erst während der Demo erfahren, wogegen wir da eigentlich demonstriert haben", erzählt Otto. Klimaschutz zählte damals noch nicht. Aber: "Heute wäre ich bei Fridays for Future", sagt der 80-jährige. "Die haben durch friedliche Aktionen ein Umdenken bewirkt."

Als Michael Otto ins Familienunternehmen einsteigt, ist er grade 28 Jahre alt - und damit Deutschlands jüngstes Vorstandsmitglied. Vorher hatte er in München studiert und als Immobilienmakler gearbeitet. 1981 wird er Vorstandsvorsitzender, heute ist er Inhaber und Aufsichtsratsvorsitzender der Otto Group. Unter seiner Führung werden auch die Otto-Kataloge eingestellt, Onlinehandel ist jetzt das große Geschäft.

Unternehmensziel Umweltschutz

Schon früh hat sich Michael Otto für Umweltschutz und Nachhaltigkeit eingesetzt, erzählt er bei Markus Lanz. "Für mich war der Weckruf 1972 der erste Bericht des Club of Rome, 'Die Grenzen des Wachstums'. Ich habe damals gesagt, das ist ein Buch, das Bewusstsein schafft. Aber noch wichtiger ist, danach zu handeln. Wichtig ist, dass jeder bei sich selbst anfängt. Das gilt auch für mich als Unternehmer."

1986 erklärt er den Umweltschutz zum Unternehmensziel und ist damit Vorreiter in Deutschland. So stoppt Otto den Verkauf von Pelzmänteln. Ab 1996 hat er hautfreundliche und schadstofffreie Textilien im Angebot, ein Jahr später beginnt er, auf ökologisch produzierte Baumwolle zu setzen. "In der Türkei haben wir den Baumwollanbau auf Biobasis umgestellt, in der Färberei haben wir biologisch abbaubare Farben benutzt", berichtet Otto. Mit seiner Stiftung Cotton made in Africa fördert er heute die Baumwollproduktion auf dem Kontinent. Dort wird Baumwolle umweltfreundlich angebaut, und vor allem wird laut Otto der Wasserverbrauch gesenkt. "Normalerweise benötigt man für ein Kilo herkömmlicher Baumwolle 1.800 Liter Wasser. Wir brauchen zwei Liter."

Wachstum durch Qualität

"Wir wollen qualitatives Wachstum haben, indem wir immer bessere Produkte anbieten", ist das Ziel von Michael Otto. Das sollte seiner Ansicht nach für die gesamte Industrie gelten. So sollte es möglich sein, defekte Produkte reparieren zu können. Für Otto bedeutet das zum Beispiel, dass Handys oder elektrische Zahnbürsten keine fest eingebauten Akkus haben sollten.

Zudem setzt Otto auf Kreislaufwirtschaft, also zum Beispiel Second-Hand-Shops. "Und wir haben uns verpflichtet, bis 2045 absolut klimaneutral zu sein - von der Produktion bis zur Paketzustellung." Produktion dürfe nicht zulasten von Kinder- und Umweltschutz gehen, so Otto. "Und ich bin der Überzeugung, dass in wenigen Jahren nur noch Konzerne dauerhaft erfolgreich sein können, die auf diese Weise arbeiten und ihre Produkte anbieten."

Quelle: ntv.de

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