Verhandlungen mit Gläubigern laufenIVG-Aktionäre sind hochnervös

Aufgrund seines immensen Schuldenbergs verliert der Immobilienkonzern den Großteil seiner Aktionäre. Um eine Einigung über das Sanierungskonzept zu finden, setzt das Unternehmen nun auf seine Gläubiger: großzügige Zugeständnisse inklusive. Das sorgt für Wirbel am Aktienmarkt.
Die Angst vor einer Zerschlagung treibt die IVG-Aktionäre zum Start in die neue Handelswoche um. Das Papier des hochverschuldeten Immobilienkonzerns, das auch aus dem Kleinwerteindex SDax ausgeschieden ist, verlor zeitweise rund 8 Prozent und kostete damit noch 22 Cent. In den Boomzeiten hatte das Papier einst bei 35 Euro notiert. Danach erholte sich die Aktie wieder und drehte sogar leicht ins Plus.
Das Bonner Unternehmen, das auf einem Schuldenberg von über 4 Mrd. Euro sitzt, verhandelt derzeit auf Hochtouren mit seinen Gläubigern - ein Großteil davon Hedgefonds - über Zugeständnisse. Eine Einigung muss bis Ende der Woche stehen, sollen die Eigner wie geplant am 30. August auf der Hauptversammlung über das Sanierungskonzept abstimmen.
Am späten Freitagabend hatte das IVG-Management vorgerechnet, dass Kreditgeber und Inhaber einer Wandelanleihe bei einer Pleite hohe Einbußen hinnehmen müssten, Aktionäre und die Gläubiger einer Hybridanleihe würden sogar leer ausgehen. Vor dieser Drohkulisse laufen nun die letzten Gespräche, um doch noch alle an Bord zu bekommen. Das sei allerdings angesichts der unterschiedlichen Interessenlage schwierig, verlautete aus dem Umfeld des Unternehmens: "Die einen machen mehr Krawall als die anderen."
Dem Sanierungsplan zufolge sollen die Kreditgeber auf einen Teil ihrer Forderungen verzichten und dafür im Gegenzug IVG-Aktien erhalten (Debt/Equity-Swap). Insgesamt müsse die Verschuldung um 1,75 Mrd. Euro gedrückt werden, um "wieder nachhaltig kapitalmarktfähig zu werden", hatte IVG Anfang Juni mitgeteilt. Inmitten der Verhandlungen tat sich nun ein neues Finanzloch auf: Um ab Oktober den Liquiditätsbedarf während der Sanierung zu decken, seien bis zu 120 Mio. Euro nötig, erklärte die IVG.
Der Konzern hatte sich in der Finanzkrise mit teuren Projektentwicklungen verhoben, die mit Schulden finanziert wurden und die Erwartungen nie erfüllten. Als die Objekte drastisch an Wert verloren, wurde es eng. Die IVG kommt wegen immer neuer Abwertungen nicht aus den roten Zahlen heraus. Auch für das zweite Quartal dürfte die IVG erneut Verluste ausweisen - kurzfristige Wertberichtigungen könnten die Hälfte des Grundkapitals aufzehren und die Einberufung einer außerordentlichen Hauptversammlung erforderlich machen, erklärte der Vorstand.