Wirtschaft

ETFs seit 15 Jahren in Deutschland Indexfonds boomen - nicht bei Privatanlegern

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Bankberater kennen offensichtlich eine Reihe von Produkten, für die sie mehr Provision bekommen, als bei ETFs.

(Foto: imago/Schöning)

Vor 15 Jahren wurden am deutschen Aktienmarkt ETFs eingeführt. Weltweit wächst der Markt mit den Indexfonds schnell. Bloß die deutschen Privatanleger halten sich von der Geldanlage fern - warum?

Sie gelten als kostengünstige und relativ einfach zu verstehende Geldanlage: An der Börse notierte Investmentfonds, die die Wertentwicklung eines Indexes wie zum Beispiel des Dax widerspiegeln. Dennoch hält sich die Nachfrage von Privatanlegern in Grenzen - trotz Minizinsen bei Sparbuch und Co. Und das liegt nicht nur an der Skepsis vieler Privatanleger gegenüber Aktien und anderen Börsenprodukten seit dem Platzen der Blase am Neuen Markt und der weltweiten Finanzkrise.

Am 11. April 2000 - vor genau 15 Jahren - startete die Deutsche Börse als erste europäische Börse den Handel mit Exchange Traded Funds (ETF) - wie die Fonds im Fachjargon heißen. Mittlerweile sind auf der elektronischen Handelsplattform Xetra 1057 ETFs von 19 Anbietern gelistet. Das verwaltete Fondsvermögen beträgt 331,6 Milliarden Euro. Vor allem institutionelle Anleger wie Versicherungen investieren in diese Geldanlage. Nach Schätzungen des Anbieters Lyxor ETFs liegt der Anteil der Privatanleger bei insgesamt 10 bis 15 Prozent des Handelsvolumens in Deutschland.

"ETF werden von Banken und Finanzvermittlern nicht so gepusht wie aktiv verwaltete Fonds. Privatanleger müssen daher selbst tätig werden", sagt Heike Fürpass-Peter von Lyxor ETFs. "Ein Berater einer Bank oder eines Finanzvertriebs wird in der Regel eher Produkte anbieten, die ihm eine vernünftige Provision bringen", ergänzt Olaf Stotz, Professor an der Frankfurt School of Finance and Management.

Im Zweifel holt ein Fondsmanager mehr rausholen

Ein ETF spiegelt die Wertentwicklung eines Indexes wider. Der Austausch der Wertpapiere passiert automatisch auf Basis des Indexes. Das spart Arbeit und Kosten. Es gibt keine Abschlussprovision (Ausgabeaufschlag), und die Gebühren sind im Vergleich zu Fonds mit aktivem Management geringer. Dem Fondsverband BVI zufolge liegen die jährlichen Verwaltungsgebühren eines ETF bei etwa 0,1 bis 0,6 Prozent, bei aktiven Fonds sind es etwa 0,8 bis 2,0 Prozent.

Zu beachten ist allerdings die vom Anleger zu zahlende Differenz zwischen Ankaufs- und Verkaufspreis eines ETF. Im Gegensatz zu einem ETF kann der Manager eines klassischen Investmentfonds durch geschickte Auswahl von Wertpapieren den Vergleichsindex schlagen und damit mehr rausholen für Anleger. Nach Untersuchungen der Ratingagentur Feri der Jahre 2003 bis 2010 schafften das beim Dax aber nur 37 Prozent der aktiv verwalteten Fonds und beim Index der 50 größten börsennotierten Unternehmen des Euroraumes, Euro STOXX 50, gerade einmal 31 Prozent.

ETFs rauschen mit dem Index in den Keller

Auch der Indexanbieter der Ratingagentur Standard & Poor's kommt zu dem Ergebnis, dass es der Mehrheit der Fondsmanager nicht gelingt, bessere Ergebnisse zu erwirtschaften. Nach der jüngsten Auswertung vom Sommer 2014 schnitten 74 Prozent der aktiv verwalteten europäischen Aktienfonds innerhalb von fünf Jahren schlechter ab als der Vergleichsindex.

Dennoch gibt es Fondsmanager, die Dax und Co. toppen. Nach Angaben von Feri Rating konnten Anleger bis Ende Mai 2014 mit dem besten Aktienfonds, der in deutsche Papiere investiert, innerhalb von drei Jahren eine um mehr als 60 Prozent höhere jährliche Wertentwicklung erzielen als der deutsche Leitindex Dax. "Wer in der Zukunft der bessere Fondsmanager ist, lässt sich damit aber nicht vorhersagen. Es ist schwierig für Anleger, Glück von Können des Managers zu unterscheiden", sagt Stotz. Kritiker warnen allerdings, dass die vergleichsweise günstigen ETF zu kurzfristigem Handeln verleiten. Auf diese Weise könnten Trends an der Börse verstärkt werden.

Und was passiert, wenn Dax und Co einbrechen? Der ETF rauscht mit dem Index in den Keller. Manager von aktiven Fonds können versuchen, bei Kursstürzen gegenzusteuern. "Wenn allerdings alle Manager verkaufen, dann finden sie keinen Käufer mehr", sagt Stotz. Selbst ohne diesen eher unwahrscheinlichen Fall hätten bislang nur wenige Fondsmanager "das Können gezeigt, aktiv gegenzusteuern", meint er. "In der Regel laufen die aktiven Manager genauso mit dem Index in den Keller."

Quelle: ntv.de, bdk/dpa

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