Rendite für Geldmarktpapiere sinken Italien spürt Rückenwind
29.08.2012, 15:23 Uhr
Die Italiener setzen auf die EZB.
(Foto: picture alliance / dpa)
Leichtes Durchatmen in Rom: Der Zins für Anleihen mit halbjähriger Laufzeit fällt auf den tiefsten Stand seit fünf Monaten. Den Italienern kommt dabei die Ankündigung der EZB, Stützungskäufe zu tätigen, entgegen. Allerdings schlägt die Stunde der Wahrheit am Donnerstag: Dann versteigert Italien langlaufende Papiere.
Die Aussicht auf Stützungskäufe der EZB für klamme Schuldenländer erleichtert Italiens Lage am Geldmarkt. Das Land sammelte ohne Probleme neun Milliarden Euro an frischem Geld bei den Investoren ein. Bei der Auktion von Papieren mit halbjähriger Laufzeit fiel der Zins mit 1,59 Prozent auf das niedrigste Niveau seit März. Noch Mitte Juli war eine Rendite von 2,45 Prozent fällig geworden.
Der Härtetest für das südeuropäische Land steht allerdings noch aus: Am Donnerstag versteigert Italien erstmals seit der Ankündigung der EZB, unter Umständen Anleihenkäufe zu starten, langlaufende Schuldtitel.
"Die Anleiheemission heute lief sehr gut. Bei der Versteigerung zehnjähriger Titel könnte es morgen anders aussehen und wieder die Sechs-Prozent-Marke bei den Renditen in Sicht kommen", sagte Alessandro Giansanti von der Bank ING. Italien hat sich zum Ziel gesetzt, diese Woche 20,25 Milliarden Euro am Markt aufzunehmen. Mit den Versteigerungen vom Dienstag und Mittwoch hat sich das Land bereits 13 Milliarden Euro an frischem Geld gesichert. Bei anhaltend hohen Renditen für langlaufende Anleihen wird die Refinanzierung für das Land jedoch äußerst teuer.
Die Regierung in Rom setzt daher darauf, dass die EZB in der Krise mit neuen Maßnahmen dazu beiträgt, das Renditeniveau zu drücken. Nach den von EZB-Chef Mario Draghi bereits grob skizzierten Plänen würde die EZB nach einem Antrag eines Landes auf Hilfe aus dem Euro-Rettungsfonds flankierend mit dem Ankauf von umlaufenden Anleihen eingreifen. Die Euro-Rettungsfonds EFSF oder ESM könnten sich dabei auf Bondkäufe am Primärmarkt konzentrieren.
Verbraucher im Stimmungstief
Derzeit gilt das mit großen Haushaltsproblemen kämpfende Spanien als erster Kandidat für den Rettungsschirm. Laut Ministerpräsident Mariano Rajoy verhandelt das Land derzeit aber nicht über Hilfen. Mit Italien, das unter einer hohen Schuldenlast ächzt, steht zudem ein weiteres Schwergewicht der Euro-Zone in der Krise als Wackelkandidat da. Diese prekäre Lage schlägt auch voll auf die Verbraucherstimmung durch: Zuletzt sackte das Konsumklima auf ein Rekordtief. Das vom Statistikamt Istat veröffentlichte Barometer fiel auf 86,5 Punkte und damit den niedrigsten Stand seit Beginn der Erhebung im Jahr 1996.
Die Rezession, steigende Steuern, die hohe Arbeitslosigkeit und stagnierende Löhne drücken zunehmend auf die Stimmung. Auch der Einzelhandel leidet unter dem Kaufstreik der Verbraucher. Im April sanken die Umsätze um 1,6 Prozent zum Vormonat und damit doppelt so stark wie im Mai. Der Rückgang im April war der größte Einbruch seit Mai 2004, wie aus den Daten des Statistikamts hervorgeht. Angesichts des strengen Sparkurses sind die Popularitätswerte des seit November regierenden Ministerpräsidenten Mario Monti bereits in den Keller gerauscht.
Quelle: ntv.de, wne/rts