"Trennbanken light" Liikanen verteidigt Idee
18.10.2012, 16:06 UhrDie Gliederung von Großbanken in separate Einheiten würde Europas Finanzindustrie nach Überzeugung des finnischen Notenbankpräsidenten Erkki Liikanen sicherer machen. Er will, dass die Institute hochriskante Geschäfte abspalten. Die Universalbank an sich dürfe aber weiter bestehen.
Der finnische Notenbankchef Erkki Liikanen hat seine Vorschläge für ein Trennbanken-System in Europa gegen Kritik verteidigt. "Die Universalbank kann weiter bestehen", sagte Liikanen in Frankfurt. Von einer radikalen Aufspaltung könne keine Rede sein. "Geldhäuser können weiterhin beides betreiben: Privatkundengeschäft und Investmentbanking." Nur müssten sie eben die riskantesten Geschäfte, etwa den Eigenhandel mit Wertpapieren, in eine separate Einheit ausgliedern und dort eigenständig refinanzieren, um Kundengelder vor Fehlspekulationen zu schützen.
Liikanen leitet die gleichnamige Expertenkommission, die Anfang Oktober ihre Reformvorschläge für das europäische Bankensystem vorgelegt hatte. Ziel ist es, als Lehre aus der Finanzkrise neue milliardenschwere Staatshilfen für strauchelnde Banken zu vermeiden. Die Institute sollen im Notfall nicht länger argumentieren können, wenn sie umfielen, seien die gesamten Kundeneinlagen gefährdet - also müsse der Steuerzahler einspringen. Auch andernorts wird daher seit einiger Zeit an Trennbanken-Systemen getüftelt: Großbritannien will seine Banken zwingen, das Filialgeschäft mit mehr Kapital abzusichern, in den USA soll den Banken der Eigenhandel gleich ganz verboten werden.
Keinen Zulauf zu Schattenbanken
Letzteres sei gefährlich, sagte Liikanen. Denn damit wanderten solche hochspekulativen Geschäfte gänzlich aus dem Bankensektor ab und in den unregulierten Schattenbankensektor hinein. "Da müssen wir sehr vorsichtig sein, das ist eine große Herausforderung", betonte das Ratsmitglied der Europäischen Zentralbank. Liikanen wies darauf hin, dass sein Modell das vermeide, denn hier würde der Eigenhandel im Bankensektor bleiben, aber eben abgespalten vom klassischen Kundengeschäft. Auch das Geschäft mit Finanzinvestoren und Hedgefonds würde abgetrennt, nicht aber die Absicherung von Industriekunden etwa gegen Währungs- oder Zinsrisiken oder die Begleitung von Börsengängen. Branchenkenner sprechen deshalb auch von "Trennbanken light".
EU-Binnenmarktkommissar Michel Barnier, der die Liikanen-Kommission Anfang 2012 einberufen hatte, dringt auf eine rasche Umsetzung der Vorschläge in der EU. Doch ob und wann dies geschieht, ist völlig offen. In Deutschland wären von den Vorschlägen Experten zufolge die Deutsche Bank, die Commerzbank und die LBBW betroffen. Ihnen gehen die Vorschläge zu weit. Die deutsche Finanzaufsicht BaFin dagegen sieht die Pläne grundsätzlich positiv.
Quelle: ntv.de, sla/rts/dpa