Wirtschaft

Elector will Aufsichtsrat entmachten Machtkampf bei Balda tobt

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(Foto: picture-alliance/ dpa)

Großaktionäre halten die Konzernführung von Balda auf Trab: Kaum im Boot, fordert der neue Haupteigner Elector Mitsprache im Aufsichtsrat und will das bisherige Kontrollgremium rauswerfen. Ein Unbekannter ist der Großaktionär für Aufsichtsratschef Naschke nicht: Der Mann hinter Elector ist ein Kanzleipartner aus früheren Tagen.

Über mangelndes Interesse seiner Kapitalgeber kann sich der Kunststoffteile-Hersteller Balda nicht beschweren. Seit Jahren halten Aktionäre die Konzernlenker im beschaulichen Bad Oeynhausen mit ihren Ideen zur Unternehmensführung immer wieder in Bewegung. Nun mischt der frisch gebackene größte Anteilseigner, die Elector GmbH, das SDax-Unternehmen auf. Der Aktionär verlangt die Einberufung einer außerordentlichen Hauptversammlung, um den dreiköpfigen Aufsichtsrat von Balda auszutauschen.

Hinter Elector steht Geschäftsführer Thomas van Aubel. Der Rechtsanwalt war bis 2009 an der Aufsichtsratsspitze des inzwischen insolventen Solarkonzerns Q-Cells. Seiner Gesellschaft Elector gehören seit Jahresanfang rund 27 Prozent von Balda. Diesen Anteil hat Elector vom vorherigen Großaktionär, der taiwanesischen Familie Chiang, erworben.

Postenpoker

Dass van Aubel mit seinem Kauf nicht an einen entspannten Parkplatz für sein Kapital gedacht hatte, stellte er noch im Januar klar. In einer Pflichtmitteilung kündigte er an: "Die Investition dient nicht der Erzielung von Handelsgewinnen, sondern der Umsetzung strategischer Ziele." Elector sei ein langfristig orientierter Investor, der innerhalb eines Jahres seinen Anteil auf 29,9 Prozent ausbauen wolle.

Im Gegenzug für die Beteiligung forderte van Aubel eine "angemessene Repräsentanz" im Aufsichtsrat - und die Abwahl von Chefkontrolleur Michael Naschke. Auch van Aubel selbst möchte nach eigenem Bekunden in den Aufsichtsrat einziehen. Kurzfristig erfüllte sich sein Anliegen jedoch nicht: Die beiden Aufsichtsratsplätze neben Naschke, die bis zum Verkauf von Chiangs Aktienpaket von Yu-Sheng Kai und Ted Gerlach besetzt waren, besetzte Balda mit dem Unternehmer Wilfried Niemann und der Betriebswirtin Irene Schetelig. Van Aubel will dort stattdessen Frauke Vogler und Oliver Oechsle postieren.

Alte Bekannte

Neben der eigentlichen Machtfrage im Unternehmen hat der geplante Austausch an der Kontrollspitze jedoch auch einen pikanten Beigeschmack: Naschke und van Aubel kennen sich bereits durch ihre Tätigkeit als Rechtsanwälte. In früheren Tagen arbeitete Naschke in van Aubels Kanzlei in Berlin. Mittlerweile haben sich diese Wege jedoch getrennt.

Van Aubel geht es jedoch nicht allein um Kontrolle bei Balda, sondern auch im unternehmerische Entscheidungen. Mitte März beschloss der Aufsichtsrat von Balda, seinen Aktionären eine Sonderdividende von 1,50 Euro je Aktie zu zahlen. Damit würde das Unternehmen 88,3 Mio. Euro ausschütten - was nahezu dem vollständigen Erlös aus dem Verkauf einer Restbeteiligung am Touchscreen-Hersteller TPK entspricht. Balda zufolge ist van Aubel diese Entscheidung ein Dorn im Auge. Im Januar hatte er angekündigt, sich dafür einzusetzen, dass einmalig lediglich 54 Mio. Euro ausschütten werden und die mittel- bis langfristigen Ausschüttungen stabil bleiben.

TPK wurde 2008 gemeinsam von Balda und Großaktionär Chiang gegründet. Seitdem hatten Balda und TPK eine Überkreuzbeteiligung. Sukzessive hatte sich Balda dann von dem einstmals 16-prozentigen TPK-Aktienpaket getrennt und die Aktionäre an den Verkaufserlösen beteiligt. Für 2011 erhielten sie 1,30 Euro je Aktie und für das Rumpfgeschäftsjahr 2012 zwei Euro.

Quelle: ntv.de, mit rts

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